Essen. Das Ruhrgebiet präsentiert sich auf der Expo Real als Anker in der verunsicherten Welt. Aldi stellt in München Pläne für die Städte vor.
Aldi-Filialen sehen häufig aus wie Schuhkartons, liegen an Durchgangsstraßen und sind umgeben von Parkplätzen. Mit diesem Klischee wollen die beiden Discounter aus Mülheim und Essen nun aufräumen. Beide Schwesterunternehmen sind erstmals gemeinsam mit Revierstädten auf dem Ruhrgebietsstand der Immobilienmesse Expo Real in München vertreten. Dort stellt Aldi neue städtebauliche Konzepte vor – abseits des Schuhkartons.
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Im angesagten Essener Stadtteil Heisingen hatte Aldi Nord lange nach einem Standort für eine neue Filiale gesucht. Doch die verfügbaren Grundstücke waren allesamt zu klein, um das herkömmliche Baukonzept zu verwirklichen. Der Discounter entschied sich deshalb für ein bislang eher untypisches mehrstöckiges Gebäude: Parkplätze im Erdgeschoss, Markt in der ersten Etage, Lagerflächen im Stockwerk darüber.
Aldi-Märkte mit Wohnungen und mitten in der Essener City
In Dortmund-Marten ist ein Aldi-Markt kombiniert mit Bankfiliale, Arztpraxis und Bushaltestelle geplant. In Bochum-Stiepel sollen über der Filiale zehn Wohnungen und darunter eine Tiefgarage entstehen. Und in der Essener Innenstadt will Aldi in den Königshof im ehemaligen Kaufhof-Gebäude gegenüber dem Hauptbahnhof ziehen. Hinter den Plänen verbirgt sich eine neue Philosophie.
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„Wir wollen die Einkaufs- und Lebensqualität unserer Kunden konsequent verbessern, indem wir in moderne, gut erreichbare Standorte investieren“, sagt Torsten Janke, Geschäftsführer Immobilien Expansion bei Aldi Nord. „Mehr denn je setzen wir auf Märkte in zentralen Lagen und an städtischen Knotenpunkten als Ergänzung unseres Filialnetzes.“ Um dabei stärker mit Kommunen und Investoren zusammenarbeiten zu können, hat der Discounter drei spezialisierte Immobilienbüros in den Metropolregionen Berlin und Hamburg gegründet. Für das Ruhrgebiet ist das Büro in Essen zuständig. Aldi will nach eigenen Angaben künftig stärker in gut frequentierten City-, Stadtteilzentren-Lagen, aber auch in Einkaufszentren vertreten sein. Mit dem Center-Betreiber ECE habe Aldi Nord vereinbart, mindestens zehn neue oder modernisierte Filialen auf Malls an den Start zu bringen.
Aldi Süd und Aldi Nord sind zwei der 91 Standpartner, mit denen 13 Revier-Kommunen auf der Expo Real in München gemeinsam um internationale Investoren werben. Probleme wie steigende Zinsen sowie hohe Kosten für Materialien und Energie prägen allerdings auch die größte europäische Immobilien-Messe, die am Donnerstag, 6. Oktober, zu Ende. In dieser Zeit der Verunsicherung sieht Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr, aber sogar eine Chance fürs Revier. „Das Ruhrgebiet ist eine noch unfertige Region. Das ist gut, denn es erlaubt zu gestalten. Wir sind fester denn je davon überzeugt: Investoren und Entwickler sollten unsere Region der Möglichkeiten für die Zeit nach der Unsicherheit auf dem Schirm haben.“
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Eine charmante Umschreibung für die Lage im Ruhrgebiet findet auch Sarah Dungs. Die Geschäftsführerin des Immobilienentwicklers Greyfield nennt die Region „eine schicke Unperfektion“. Die Herausforderung sein nicht allein, die Transformation der 51 Städte der Metropole Ruhr anzustoßen, sondern auch die Einstellung der Menschen. „Die Stärken und Potenziale im Ruhrgebiet sind bereits vorhanden. Wir müssen sie nur selbstbewusst vertreten, auf ihnen aufbauen und auf sie vertrauen“, rät Dungs. „Nicht reden, sondern machen. Das ist das Ruhrgebiet.“
Ruhrgebiet wirbt mit Stabilität und Vertrauen um Investoren
Die Liste der Immobilienprojekte, die die Metropole Ruhr in München einem Weltpublikum zeigt, ist lang. Sie alle eint die gemeinsame Überschrift „Nachhaltigkeit“, die bei Planern und Investoren nicht erst seit Ausbruch der Gaskrise eine wichtige Rolle spielt. So ist Duisburg auf der Expo Real unter anderem mit „Urban Zero“ vertreten und dem Anspruch, gemeinsam mit dem Familienunternehmen Haniel den Hafenstadtteil Ruhrort bis zum Jahr 2029 zum „ersten umweltneutralen Quartier der Welt“ zu machen. In München verwies der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link darauf, dass die wichtigsten Bauprojekte in öffentlicher Hand seien. „Das strahlt Stabilität aus und schafft Vertrauen für Investoren“, so Link.
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Derweil kann Bochum Vollzug bei seinem bislang größten Stadtentwicklungsprojekt melden. Die 70 Hektar große ehemalige Opel-Fläche, die unter Mark 51/7 firmiert, sei zu 99 Prozent vermarktet, erklärte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. „Bochum lebt urbane Transformation“, sagte er. Dortmund tritt bei der Expo Real nach Worten der Wirtschaftsförderin Heike Marzen als „europäische Innovationshauptstadt“ auf. Und der Essener Baudezernent Martin Harter kündigte an, dass seine Stadt das zentrale Problem der Flächenknappheit angehen werde. Im Auge hat er dabei ungenutzte Industriebrachen. Mit Partnern arbeite Essen gerade daran, „Stadträume neu zu denken“.