Essen. Die Bundesnetzagentur sieht „deutliche Fortschritte“ beim Stopfen von Funklöchern. Dennoch ärgern sich Mobilfunkkunden. Ein Gespräch mit Experten.

podcast-image

Gerade einmal 0,14 Prozent der Haushalte in Nordrhein-Westfalen haben keine Möglichkeit, mit dem Handy zu telefonieren. Die größten Probleme hierzulande gibt es in der bergigen Eifel. Und dennoch klagen Verbraucherinnen und Verbraucher andernorts über Funklöcher – auch im Ballungsraum an Rhein und Ruhr. Ein Ärgernis, dem wir in der neuesten Ausgabe des WAZ-Podcasts „Die Wirtschaftsreporter“ auf den Grund gehen.

Auch interessant

Der Teufel steckt wie so oft im Detail. Um ihn zu finden, haben wir drei Experten eingeladen: Fiete Wulff, Kommunikationschef der Bundesnetzagentur in Bonn, die darüber wacht, dass die Netzbetreiber pfleglich mit den Frequenzen umgehen, die ihnen der Bund per Versteigerung zur Verfügung stellt. Gerhard Mack, Technischer Geschäftsführer bei Vodafone Deutschland, und Matthias Sauder, Netzchef bei Telefonica/O2, erklären im Podcast, warum manches Mobilfunkgespräch aus rein physikalischen Gründen abbricht oder erst gar nicht zustande kommt.

Bundesnetzagentur nimmt Stichproben

Nachdem die Bundesnetzagentur in jüngerer Vergangenheit den Netzbetreibern, zu denen auch die Deutsche Telekom gehört, noch mit empfindlichen Bußgeldern gedroht hat, gibt sich Sprecher Fiete Wulff inzwischen versöhnlicher. „Der Netzausbau ist eine Daueraufgabe. Wir sehen deutliche Fortschritte“, sagt er. Seine Bonner Behörde verlässt sich nicht nur auf regelmäßige Berichte der Unternehmen, sondern schickt bundesweit auch eigene Prüf- und Messfahrzeuge heraus, um „aufwendige Stichproben“ zu nehmen, so Wulff. Die aktuellen Ergebnisse können Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden über eine App selbst nachvollziehen. Sie misst die lokal zur Verfügung stehende Datenübertragungsrate und erfasst die Netzverfügbarkeit.

Auch interessant

Schlechte Netzqualität ist freilich auch den Telekommunikationskonzernen ein Dorn im Auge: „Wir suchen aktiv die Funklöcher und haben alle dasselbe Ziel, nämlich eine gute Versorgung beim Mobilfunk und der Datenübertragung“, sagt Gerhard Mack, Technikchef bei Vodafone. Aus seiner Sicht gibt es in NRW vor allem Nachholbedarf an den Grenzen zu den Niederlanden und zu Luxemburg. Das sieht auch Matthias Sauder von Telefonica/O2 so. „Es gibt extrem starke Verbesserungen und nur noch sehr wenige Abbrüche“, betont er.

Empfangsprobleme in gedämmten Häusern

Und dennoch gibt es noch eine Reihe neuralgischer Punkte. „Gebäude werden immer stärker isoliert“, erklärt Sauder. Die wärmedämmende Hülle und die dicken Fenster erschwerten dem Mobilfunksignal den Weg ins Innere der Wohnungen. Schwierigkeiten haben auch Fahrgäste, die einen ICE benutzen. „Die Scheiben sind metallisch bedampft. Das macht den Zug zu einem faradayschen Käfig, der Funkstrahlen reflektiert“, erklärt Mack. Darüber sei man mit der Bahn im Gespräch. Den Vodafone-Manager sorgen aber auch die „schärfsten Vorschriften in Deutschland“, die den Bau von Mobilfunkmasten in der Nähe von Bahngleisen regeln.

Auch interessant

Aus ähnlichen Gründen gebe es auch Versorgungsengpässe auf Autobahnen und Bundesstraßen. Oft sei aber auch die nicht optimal eingestellte Freisprecheinrichtung in Autos für den Abbruch von Telefonaten verantwortlich.

Zu den technischen Hindernissen kommt aber auch ein Akzeptanz-Problem. Mack drückt es diplomatisch aus: „Die Bevölkerung in Deutschland ist sensibler als anderswo“, sagt er und berichtet von Vermietern, die einfach keine Mobilfunkantennen (mehr) auf ihren Dächern haben wollten. Doch ein möglichst engmaschiges Antennennetz verbessert die Mobilfunkversorgung. Dabei, so Matthias Sauder, seien die drei Netzbetreiber längst dazu übergegangen, sich die Standorte zu teilen. „Wir sind sehr eng miteinander unterwegs“, erzählt er.

Auch interessant

Doch auch das Kooperation gelingt nicht überall, was dazu führt, dass an einem Ort nicht alle Kundinnen und Kunden unterschiedlicher Anbieter gleich gut telefonieren können. Zumal die Branche laut Vodafone-Manager Mack über zum Teil „sehr lange Genehmigungszeiten bis zu zwei Jahren“ leide.

Vorbehalte von Anwohnern und Hausbesitzern vor Mobilfunkantennen versucht Fiete Wulff von der Bundesnetzagentur zu zerstreuen. „Es gibt keine Gesundheitsgefährdung. Die Grenzwerte, um Gefahr auszuschließen, werden nirgendwo ausgeschöpft“, unterstreicht er.