Hagen. 30 Milliarden Euro sind im Wiederaufbaufonds für Flutgeschädigte. Weil Firmen kaum etwas abrufen, berät die SIHK ab kommender Woche vor Ort.

Es ist die Zeit der angekündigten Milliardenhilfen – und offenbar schleppender Abrufe staatlicher Unterstützung. Das scheint auch für den 30 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds für die durch die Juliflut Geschädigten zu gelten. „Bislang werden die Anträge auf Fluthilfe von Unternehmen eher zögerlich gestellt“, sagt Christoph Brünger, der sich bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer gemeinsam mit Jens Ferber und Fabian Schleithoff um Hilfestellung bei den Anträgen kümmert.

Rund 1000 Firmen berechtigt

Bislang hat das Experten-Trio in Sachen Fluthilfeanträge eher Langeweile. Bereits im August wagte die Kammer die Prognose, dass rund 2000 Unternehmen und Selbstständige in Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Märkischen Kreis durch die Flut Mitte Juli betroffen waren. Geschätzter Schaden: rund 1,4 Milliarden Euro.

In ganz Nordrhein-Westfalen zählte der Fluthilfebeauftragte der NRW-Landesregierung, Fritz Jaeckel, in fünf Kammerbezirken rund 16.000 Unternehmen, von denen geschätzt knapp 10.000 Anspruch auf Hilfsgelder aus dem Wiederaufbaufonds haben dürften. In Hagen sind es von den 2000 etwa 1000 Firmen, schätzt Schleithoff.

Von denen haben sich seit Freigabe der Antragstellung Mitte September 343, also erst rund ein Drittel beraten lassen und sage und schreibe erst 15 aus dem Bezirk der SIHK tatsächlich einen Antrag auf finanzielle Hilfe über die NRW-Bank gestellt. Die Schadenshöhen sind sehr unterschiedlich und belaufen sich bei den bisherigen Anträgen auf Summen zwischen 18.000 und 1,1 Millionen Euro.

Eine Reihe Firmen dürften allerdings einen weit höheren Schaden erlitten haben. Weshalb bislang die Resonanz so bescheiden ist, können die drei Kammer-Experten mehr oder weniger nur mutmaßen. „Viele werden heute immer noch mit dem praktischen Anlauf ihrer Produktionen zu tun haben“, nennt Christoph Brünger einen möglichen Grund. Ein weiterer könnte sein, dass sich die Unternehmen noch mit ihren Versicherungen auseinandersetzen, wenn sie eine Elementar- oder Betriebsausfallversicherung oder beides haben. „Das dauert oftmals länger als erwartet“, sagt Brünger. Die Schadenssumme von der Versicherung zunächst kalkulieren zu lassen, sei auch vernünftig. Allerdings könnten auch Teilanträge gestellt werden. „Und dann gab es lange das Nadelöhr Begutachtung“, sagt Jens Ferber. Bis vor kurzem (5. November) konnten nur bestimmte Gutachter eingesetzt werden, seit Anfang des Monats dürfen auch Architekten und Bauingenieure helfen. Es reiche auch ein Kurzgutachten, um Anträge stellen zu können.

Start am 30. November

Die SIHK berät dazu seit Juli auf ihrer Seite sihk.de/hochwasser und telefonisch 02331/390-333. Weil aber nur so wenige den Wiederaufbaufonds nutzen, machen sich die Experten der Kammer ab Montag in einer Woche auf die Socken und praktizieren sozusagen aufsuchende Hilfe. Start ist in Wetter an der Ruhr am 30. November von 10-16 Uhr. Bis zum 16. Dezember folgen täglich weitere Termine in Städten, in denen Unternehmen und Selbstständige Fluts0chäden erlitten haben (siehe Infobox).

Wo und wann? SIHK-Beratungstermine vor Ort

Dienstag, 30. November von 10 Uhr bis 16 Uhr, Stadtbetrieb Wetter (Ruhr), Besprechungsraum 1, Wasserstraße 18, 58300 Wetter (Ruhr); Mittwoch, 1. Dezember von 10 bis 16 Uhr, Rathaus Rathausplatz 1, 58579 Schalksmühle; Donnerstag, 2. Dezember von 10 Uhr bis 16 Uhr, Rathaus, Thomasstraße 18, 58553 Halver; Dienstag 7. Dezember von 10 Uhr bis 16 Uhr, Ringhotel Zweibrücker Hof, Raum Hengstey, Zweibrücker Hof 4, 58313 Herdecke; Mittwoch 8. Dezember von 10 Uhr bis 16 Uhr, SIHK zu Hagen, Präsidialzimmer, Bahnhofstr. 18, 58095 Hagen; Mittwoch, 8. Dezember von 10 Uhr bis 15 Uhr, Rathaus, Sitzungsraum III, Rathausplatz 1, 58285 Gevelsberg; Donnerstag, 9. Dezember von 10 bis 16 Uhr, Rathaus, Springerweg 21, 58566 Kierspe; Montag, 13. Dezember von 10 Uhr bis 16 Uhr, SIHK-Geschäftsstelle Iserlohn, Konferenzraum, Corunnastraße 1, 58636 Iserlohn; Mittwoch, 15. Dezember, SIHK-Geschäftsstelle Lüdenscheid, Staberger Straße 5, 58511 Lüdenscheid; Donnerstag, 16. Dezember von 10 Uhr bis 16 Uhr, Rathaus, Ratssaal, Bismarckstr. 21, 58256 Ennepetal.

An der Komplexheit der Anträge könne es eigentlich nicht liegen, dass Milliarden Euro noch nicht abgerufen wurden. „Das Antragsverfahren ist geschmeidig. Wie es mit der Auszahlung klappt, wissen wir noch nicht“, räumt Brünger ein. Es gibt nämlich erst sieben Antragsteller, denen Finanzhilfe zugesagt ist.