Essen. Vor Corona war das CAR-Symposium von Ferdinand Dudenhöffer in Bochum ein Publikumsmagnet. Im Februar will er an die alten Zeiten anknüpfen.

Ob er sich ein Leben ohne Auto vorstellen könne? „Ehrliche Antwort: ja“, sagt Ferdinand Dudenhöffer. Er fahre selbst wenig, sagt der langjährige Professor der Universität Duisburg-Essen, der sich als Experte für Themen rund um die Mobilität bundesweit einen Namen gemacht hat. Ein Leben ohne Auto, das wäre das eine, doch ein Leben ohne Arbeit – das ist nichts für Dudenhöffer. Es sei ihm zu langweilig, als Ruheständler die Kaffeepreise bei Rewe oder Edeka zu vergleichen, sagt er. Im Juni ist Dudenhöffer 70 Jahre alt geworden, doch ans Aufhören denkt er nicht. Losgelöst von der Uni arbeitet er weiter – meist aus seinem Homeoffice in Bochum.

Für sein Duisburger Institut CAR hat er eine Ausgründung organisiert, und auch der Kongress „CAR-Symposium“ steuert auf eine Neuauflage zu – Mitte Februar kommenden Jahres. „Wir möchten an die alten Zeiten anknüpfen“, sagt Dudenhöffer im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“. Vor der Corona-Pandemie konnte er regelmäßig weit mehr als 1000 Teilnehmer und wichtige Akteure der Autoindustrie begrüßen. Für den nächsten Kongress erwartet er unter anderem VW-Chef Herbert Diess in Bochum.

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Ein großes Thema für Dudenhöffer ist die Elektromobilität. Es sei zu erwarten, dass die hohen Spritpreise viele Menschen zu einem Umstieg von einem Verbrenner- auf ein Elektrofahrzeug bewegen, sagt er. Wer zur Tankstelle fahre, bekomme derzeit das Signal: „Ich soll umdenken.“ Die stark gestiegenen Preise für Benzin und Diesel bezeichnet Dudenhöffer als „äußerst hilfreich“, um den Wandel für mehr Klimaschutz zu beschleunigen.

Um Menschen mit niedrigen Einkommen nicht zu überfordern, regt Dudenhöffer einen finanziellen Ausgleich an. Höhere Einnahmen aus der Besteuerung von klimaschädlichem CO2 könnten an Menschen mit entsprechendem Bedarf zurückgegeben werden.

Gegen Tempolimit, für Subventionsabbau

Gleichzeitig spricht sich Dudenhöffer für den Abbau von Subventionen aus. Ein Zuschuss in Höhe von 9000 Euro beim Kauf eines Elektroautos – 6000 Euro vom Staat und 3000 Euro von den Herstellern – sei der falsche Weg, kritisiert er: „Wir können nicht die ganze Welt subventionieren auf Kosten der Steuerzahler.“ Also müsse derjenige, der CO2 verursache, dafür geradestehen. Auch die Pendlerpauschale sei zu hinterfragen, sagt Dudenhöffer. Es sei „nicht unbedingt das Schlechteste“, wenn es einen Anreiz gebe, dorthin zu ziehen, wo sich der Arbeitsplatz befindet.

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Ein mögliches Tempolimit bezeichnet Dudenhöffer indes als „Symbolpolitik“. Die Umweltverbesserungen durch ein Tempolimit 130 seien überschaubar. Stattdessen fordert Dudenhöffer eine höhere Diesel-Besteuerung. Ein solcher Schritt könne deutlich mehr Effekt für den Klimaschutz erzielen, sagt er. Bislang seien Bundesregierungen mit Unionsbeteiligung nicht mutig genug gewesen, eine Entscheidung zu treffen, die Fahrer von Diesel-Fahrzeugen belastet. Dies könnte sich mit einer Ampel-Koalition ändern, vermutet Dudenhöffer: „Die Subventionen müssen abgebaut werden“, sagt er. „Ich glaube, sie werden auch abgebaut, wenn man jetzt die Koalitionsverhandlungen sieht.“

Kongresse in Deutschland für Zuhörer in China übersetzt

Aufmerksam verfolgt Dudenhöffer insbesondere die Entwicklung der Autoindustrie in China. Seine Kongresse in Deutschland lässt er zuweilen simultan für den asiatischen Markt übersetzen. In Peking betreibt seine Beratungsfirma ein Büro. Deutschland könne viel von China lernen, gibt Dudenhöffer zu bedenken – auch wenn es um die „nächste Revolution“ in der Branche gehe, wie er sagt: das autonome Fahren. In Peking und Shanghai gebe es schon kilometerlange Teststrecken, auf denen Fahrzeuge ohne Fahrer unterwegs seien.

Anders als in Europa gebe es in China auch schon Elektrofahrzeuge, bei denen sich die Batterie wechseln lasse. Der chinesische Staat unterstütze die Technologie, die unter anderem darauf abziele, beim Ladeprozess Stromüberschüsse zu nutzen, berichtet Dudenhöffer. Wenn sich die Idee in China – auf dem weltweit größten Markt für Fahrzeuge – durchsetze, „werden auch die westlichen Autobauer nicht mehr ohne Wechselsysteme bei ihren Fahrzeugen arbeiten können“, sagt Dudenhöffer voraus. China könne hier Industriestandards setzen. Ob die Strategie von Erfolg gekrönt sei, werde sich in den nächsten Jahren zeigen.