Bochum. Bochumer IT-Symposium von Ferdinand Dudenhöffer: Experten von Porsche, IBM und Huawei skizzieren, wie rasant sich die Autoindustrie verändert.
Während Ferdinand Dudenhöffer schon auf der Bühne steht und seine Gäste von Porsche, IBM und Huawei begrüßt, drehen sich die Fragen im Gruppenchat des Videokonferenz-Anbieters Zoom noch um die laufende Simultanübersetzung. Auf einer Tonspur ist eine Frauenstimme zu hören, die sich an die Zuhörer in China richtet. Denn Autoexperte Dudenhöffer, der eine Expertenriege auf dem Campus der Bochumer Software-Schmiede GData versammelt hat, will verstärkt ein Publikum in Asien erreichen – in Corona-Zeiten im Online-Format. Unterstützt wird Dudenhöffer dabei von der Wirtschaftsförderung Business Metropole Ruhr (BMR), die das Ziel verfolgt, Investoren in die Region zu locken.
Schnell wird beim Bochumer IT-Symposium deutlich, wie sich die Welten der Auto- und der Digital-Industrie verbinden – auch vor Ort. BMR-Wirtschaftsförderer Frank Speer verweist auf die VW-Tochter Infotainment, die auf dem ehemaligen Opel-Gelände ein Entwicklungszentrum baut. Mit dem Horst Görtz Institut für IT-Sicherheit befindet sich zudem eine führende Forschungseinrichtung in der Stadt. Auch GData gilt als Vorzeigeunternehmen.
GData-Gründer beschreibt Wettlauf mit Cyber-Kriminellen
In einem kurzen Statement berichtet GData-Gründer Kai Figge über eine wachsende Bedrohung durch Hackerangriffe – und zwar branchenübergreifend. „Dem Angreifer reicht eine einzige Sicherheitslücke – und er ist drin“, sagt Figge und rät Unternehmen, „die eigene Mauer immer etwas höher zu bauen“ als die der Nachbarn, um bei breit angelegten Attacken von Cyber-Kriminellen möglichst sicher zu sein.
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Nebenbei erzählt Figge auch, wie die Pandemie das Arbeiten auf dem GData-Campus verändert. 300 bis 400 Leute seien vor der Corona-Krise auf dem Gelände gewesen. Aktuell seien es 30 bis 40 Beschäftigte. Salopp bemerkt Figge: „Diese Zahnpasta kriegt man nicht mehr in die Tube zurück.“ Es laufe wohl darauf hinaus, dass sich Mitarbeiter künftig einen Büroplatz teilen werden – und nicht mehr Anspruch auf einen festgelegten Tisch haben.
Künstliche Intelligenz soll Auffahrunfälle verhindern
Die Industriemanager und Wissenschaftler, die beim Bochumer IT-Symposium sprechen, zeichnen das Bild einer Gesellschaft im rasanten Wandel, die zunehmend von der systematischen Auswertung von Daten, automatisierten Prozessen und selbstlernenden Maschinen geprägt wird. Die Corona-Krise zeige, wie wichtig es für Unternehmen sei, schnell auf Veränderungen reagieren zu können, sagt Ingo Brenckmann, der sich innerhalb des VW-Konzerns bei der Einheit Porsche Digital mit Zukunftsthemen befasst. Corona sei auch „nirgendwo in einem Planungsmodell der letzten drei bis fünf Jahre“ vorgesehen, gibt Brenckmann zu bedenken. Umso wichtiger sei es, eine auf Daten basierende Organisation aufzubauen, die sich schnell auf neue Gegebenheiten einstelle.
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„Die Welt ändert sich schneller als eh und je“, sagt Frederik Verster vom Autozulieferer ZF Friedrichshafen. Mit Problemen wie Luftverschmutzung und globaler Erwärmung gebe es neue Anforderungen an die Mobilität. Hinzu komme das Thema Sicherheit im Straßenverkehr. In diesem Zusammenhang präsentiert Verster ein Produkt, das durch Abstandmessen sowie automatisiertes Lenken und Bremsen Auffahrunfälle von Lkw verhindern soll. Nicht nur bei den Produkten, sondern auch in der Produktion werde es verstärkt um den Einsatz künstlicher Intelligenz gehen, betont Verster.
Mit Hilfe von Daten-Analyse möglichst präzise Vorhersagen treffen
Der chinesische Technologiekonzern Huawei hat die Autobranche ebenfalls im Blick. Huawei-Manager Cesim Demir hebt in Bochum hervor, dass der Bedarf an Software in Fahrzeugen massiv steigen werde – auch ohne autonomes Fahren.
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Die Digitalbranche setzt auf den Veränderungsdruck- und die Veränderungsbereitschaft in der Autoindustrie, so auch das in Dortmund entstandene Unternehmen RapidMiner, das sich gewissermaßen als Wahrsager in der Industrie anbietet. Das Geschäftsmodell von RapidMiner basiert darauf, aufgrund von Daten bestimmte Muster etwa in der Produktion zu entdecken und damit Vorhersagen zu treffen. Autobauer könnten von einer Fehlervorhersage in ihren Fabriken profitieren oder die Wartung optimieren, erläutert Ralf Klinkenberg, Mitgründer und Forschungsleiter von RapidMiner. Und auch seine Botschaften beim Bochumer IT-Symposium werden munter ins Chinesische übersetzt und via Zoom übertragen.