Iserlohn. Die erfolgreiche Spediteurin Gudrun Winner-Athens hält Förderung von weiblichen Führungskräften immer noch für nötig - erst recht seit Corona.

Gudrun Winner-Athens hat einen klaren Kompass, der sie mittlerweile seit Jahrzehnten als Chefin auf Kurs hält. Die 65-Jährige leitet die international aufgestellte Iserlohner Spedition Winner, war viele Jahre in Verbandsfunktionen im Logistikbereich tätig und ist als erste Frau ins Präsidium der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) gewählt worden. Sie ist sozusagen prädestinierte Expertin, wenn es darum geht, wie sich Frauen in Führungspositionen behaupten, oder überhaupt erst einmal dorthin gelangen können.

Lichtjahre zurückgeworfen

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich für Frauen, die Karriere machen möchten, einiges verändert, manifestiert ist die Chancengleichheit aber längst noch nicht, wie sich gerade erst in der Corona-Pandemie wieder gezeigt hat. „Alles was Emanzipation und Gleichberechtigung bedeutet hat, ist durch Homeoffice um Lichtjahre zurückgeworfen worden“, sagt Gudrun Winner-Athens.

Wie sie das meint? Ganz einfach: Sind beide Ehepartner berufstätig und in den vergangenen Pandemiemonaten von zuhause aus tätig gewesen, dann kehrten häufig doch ur-patriarchalische Verhältnisse ein.

Ungefähr so: Mit Selbstverständlichkeit sucht sich der Mann den besten Arbeitsplatz. Die Frau teilt sich mit den Kindern den Küchen- oder Esstisch, begleitet das Homeschooling, übernimmt das bisschen Haushalt wieder komplett – und sieht nebenbei zu, dass auch sie ihren Job geregelt bekommt.

Frauen werden immer noch auf dem Karriereweg ausgebremst

Durchaus Erfahrungen, die die Unternehmerin aus ihrer Belegschaft gespiegelt bekommt und die darauf hinweisen, dass die Gesellschaft noch längst nicht so weit ist, wie sie es sein sollte. „Im täglichen Wirtschaftsleben ist die prioritäre Frage nicht, bist du Mann oder Frau. Dennoch gibt es bestimmte Situationen, in denen Frauen auf ihrem Karriereweg nicht weiterkommen oder sogar ausgebremst werden“, sagt Winner-Athens. Frauenförderung sei schon allein deshalb heute immer noch wichtig.

Die erfolgreiche Unternehmerin aus Iserlohn, jüngst erst wegen der herausragenden Winner-Initiative der Vernetzung von Transport auf der Straße mit der Schiene in die internationale „Logistics Hall of Fame“ aufgenommen und damit auf Augenhöhe mit Visionären wie Henry Ford (Begründer der Fließbandarbeit) oder Jeff Bezos (Amazon-Gründer), will junge Frauen ermutigen. Auch wenn der Weg an die Spitze eines Unternehmens steinig sein könne, sei er lohnenswert.

Winner-Athens möchte gemeinsam mit anderen erfolgreichen Unternehmerinnen und Führungskräften aus der Region deshalb Ratgeberin sein und Bremsklötze auf weiblichen Karrierewegen abbauen.

Leuchtturmprojekt

Das in Hagen initiierte Forum Führung und die Entwicklung eines entsprechenden Netzwerks könnten dabei eine Rolle spielen. Männer sind vernetzt, tauschen sich aus. Frauen sollten das auch tun, allerdings ohne sich abzugrenzen. „Frauen sollten sich auch mit Männern austauschen, selbstverständlich.“

Gerade in Südwestfalen mit seinem hohen Anteil an Unternehmen im produzierenden, überwiegend männerdominierten Gewerbe sei Frauenförderung nach wie vor ein wichtiges Thema. Auch angesichts der Tatsache, dass die Region Führungskräftenachwuchs benötigt.

Themenwoche Führung

Bis Freitag, 11. Juni, veranstaltet die Agenturmark online eine Themenwoche Führung in Kooperation mit dem Märkischen Arbeitgeberverband, der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer und Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im MK.

Informationen zum Programm unter www.agenturmark.de/forum-fuehrung

„Mein Wunsch ist es, ein Leuchtturmprojekt zu bekommen, das zeigt, in Südwestfalen gibt es eine Kultur in Unternehmen, in der Frauen sich gut entwickeln und Karriere machen können. Gleich ob im Dienstleistungsbereich, dem Handel oder der Industrie. Das Forum Führung könnte ein Schritt in diese Richtung sein.“

Voraussetzung sei allerdings, unabhängig von Rahmenbedingungen, dass sich Frauen ehrlich fragen müssen, wie leistungswillig und leistungsfähig sie wirklich sind.

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