Essen. Netzbetreiber Open Grid, Westnetz und Enervie wollen Südwestfalen an das vom Ruhrgebiet ausgehende deutsche Wasserstoff-Netz anschließen.

Die Planungen für den Umstieg der hiesigen Industrie auf Wasserstoff nimmt Fahrt auf. Das gilt zusehens auch für den Aufbau der dafür nötigen Infrastruktur: Nach der Nord-Süd-Trasse vom niedersächsischen Lingen nach Gelsenkirchen und der Ost-West-Verbindung von der niederländischen Grenze nach Salzgitter gehen Netzbetreiber nun auch eine Verbindungs-Pipeline vom Ruhrgebiet in die starke Industrieregion Südwestfalen an.

Der Essener Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) spielt mit seinen 12.000 Kilometern an Fernleitungen durch Deutschland eine zentrale Rolle beim Aufbau eines nationalen Wasserstoffnetzes. Die Umnutzung vorhandener Gaspipelines ist der einfachste Weg für den Transport von klimaneutral herstellbarem Wasserstoff (H2) in Gasform. Für die Anbindung Südwestfalens an das Ruhrgebiet müssten allerdings neue Leitungen zwischen dem Dortmunder Süden und Hagen-Hohenlimburg gebaut werden. Gemeinsam mit Enervie und Westnetz will OGE nun ein Wasserstoff-Cluster in der Region anschieben.

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Das „Zukunft RuH2r“ genannte Regionalnetz soll Industrieunternehmen wie Bilstein und Thyssenkrupp mit Wasserstoff versorgen, aber auch die klimaschonende Umgestaltung der Verkehrs- und Gebäudesektoren ermöglichen. Der Lückenschluss zum östlichen Ruhrgebiet ist wichtig, denn die erste öffentliche Wasserstoff-Leitung Deutschlands soll bis spätestens 2030 von Lingen über Marl nach Gelsenkirchen führen. Das 130-Kilometer-Projekt „GetH2“ von BP, Evonik, Nowega, RWE und OGE hat gerade erst den Zuschlag des Bundeswirtschaftsministeriums für eine Förderung im Rahmen des europäischen Wasserstoffprojekts IPCEI erhalten.

Ruhrgebiet als Knotenpunkt für deutsches Wasserstoffnetz

Ebenso die von Thyssengas ab 2025 geplante Leitung von der holländischen Grenze nach Salzgitter, ebenfalls Teil des Projekts H2. Somit wird das bundesweite Wasserstoffnetz, an das auch Südwestfalen mit seiner starken Zulieferindustrie angeschlossen werden soll, vom Ruhrgebiet ausgehend in alle Himmelsrichtungen entwickelt.

„Perspektivisch können Millionen Haushalte und Unternehmen direkten Zugang zum Wasserstoffnetz erhalten. Als größter Ballungsraum Deutschlands ist das Ruhrgebiet geradezu prädestiniert, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen“, sagt Katherina Reiche, Chefin der Westnetz-Mutter Westenergie und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates.

OGE-Chef: Gas muss grüner werden

Open-Grid-Chef Jörg Bergmann betont: „Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, muss der Energieträger Gas künftig grüner werden. Wasserstoff ist hierzu der Schlüssel, der zudem die Nutzung der bestehenden leistungsfähigen Gasinfrastruktur ermöglicht.“ Das Projekt „RuH2r“ ebne auch Südwestfalen „den Weg für den zukunftsfähigen Energieträger Wasserstoff“, so Bergmann.