Dortmund. Die IHKs fordern Unterstützung für Gastronomie und Handel beim Neustart. Textilverkauf in Zelten und mehr Platz für die Außengastronomie.

Die Industrie- und Handelskammern fordern Bund, Land und Kommunen auf, vor allem Einzelhändler und Gastronomen beim erfolgreichen „Restart“ nach dem langen Lockdown zu unterstützen. Die Kammern in Dortmund und Nord Westfalen legten am Montag eine Elf-Punkte-Initiative vor, die vorübergehend mehr verkaufsoffene Sonntage, Verkaufsmöglichkeiten in Zelten und mehr Möglichkeiten für die Außengastronomie vorsieht.

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„Viele Branchen sind de facto seit mehr als einem Jahr ihrer Geschäftsgrundlage beraubt und haben mit einer extremen prekären finanziellen Situation zu kämpfen“, sagte Herbert Dustmann, Präsident der Dortmunder IHK, der im Stadtteil Hombruch selbst ein Warenhaus betreibt. Etliche Betriebe hätten bereits aufgegeben. „Wir sehen viel Leerstand“ warnt auch Benedikt Hüffer, der Präsident der IHK Nord Westfalen (Gelsenkirchen, Bottrop, Kreis Recklinghausen), vor sterbenden Innenstädten und Stadtteilzentren.

„Unbürokratisch und ohne zusätzliche Kosten“

Beide benachbarten Kammern setzen sich deshalb dafür ein, dass die gerade anlaufenden Lockerungen des siebenmonatigen Lockdowns von den öffentlichen Händen flankiert werden. Um die Zentren wieder zu beleben, schlagen sie eine Reihe von Sofortmaßnahmen vor. So sollen die Kommunen den darbenden Gastwirten ermöglichen, „unbürokratisch und ohne zusätzliche Kosten“ ihre Schankflächen unter freiem Himmel zu erweitern. Für eine „begrenzte Phase der Erholung“ soll den Gastronomen gestattet werden, „geeignete Maßnahmen zum Schutz gegen Wind, Regen und Kälte“ aufzubauen.

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Textilhändler, die zum Teil auf Ware aus drei unterschiedlichen Saisons sitzen geblieben sind, sollen die Möglichkeiten erhalten, ihre Mode auf Sonderverkaufsflächen wie in Zelten, Pavillons oder leerstehenden Ladenlokalen anbieten zu können. Um die Besucherströme in den Innenstädten und Einkaufszentren zu entzerren, fassen die IHKs erneut das heiße Eisen von zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntagen an.

Mehr verkaufsoffene Sonntage

Obwohl das Oberverwaltungsgericht Münster zuletzt im Herbst Geschäftsöffnungen an allen Advents- und dem Sonntag nach Neujahr gestoppt hatte, forderte Präsident Dustmann am Montag die NRW-Landesregierung auf, einen neuen Vorstoß zu unternehmen. Die Gewerkschaft Verdi hat bereits ihren Widerstand gegen die Störung der Sonntagsruhe angekündigt. Die Kammern sehen in verkaufsoffenen Sonntagen indes einen Weg, die Nachteile des stationären gegenüber dem rund um die Uhr geöffneten Onlinehandels annähernd auszugleichen.

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Geht es nach den IHKs, sollen Bund, Land und Kommunen über die Corona-Soforthilfen hinaus den Unternehmen bei der Etablierung innovativer und digitaler Konzepte langfristig finanziell unter die Arme greifen. Hüffer mahnt darüber hinaus, die Testpflicht für Kunden zu überdenken. Nur in Kommunen, die unterhalb der Inzidenz-Grenze von 50 Infizierten pro 100.000 Einwohner liegen, ist bislang kein Negativ-Ergebnis vor dem Shopping erforderlich. „Die Testpflicht ist ein sehr großes Hemmnis“, meint der IHK-Präsident.