Essen. Die Start-up-Szene des Ruhrgebiets trifft sich bereits im Sommer zum Ruhrsummit. Chancen durch Fitness-Apps und digitales Lernen.

Veranstaltungen zu planen, ist in diesen nicht enden wollenden Corona-Zeiten ein Prozess mit vielen Unbekannten. Zumal, wenn es um Groß-Events wie den Ruhrsummit geht. Der über das Ruhrgebiet bekannte Start-up-Kongress hatte vor der Pandemie bis zu 5000 Teilnehmer nach Bochum gelockt. In diesem Jahr soll der „Gipfel” der Gründerszene bereits im Sommer live in Bochum und virtuell stattfinden.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/optimismus-trotz-corona-auf-dem-ersten-virtuellen-ruhrsummit-id230773984.html„Wir planen in diesem Jahr einen hybriden Ruhrsummit”, kündigt Svenja Tietje an. Die Co-Geschäftsführerin des Ruhrhub in Essen, der die Gründeraktivitäten der Städte Dortmund, Essen, Duisburg, Bochum, Gelsenkirchen und Mülheim koordiniert, und ihr Team sind früh gestartet. Denn anders als in den Vorjahren soll der Kongress angesichts der unsicheren Entwicklung des Infektionsgeschehens bereits im Sommer am 29. und 30. Juni und unter freiem Himmel stattfinden.

Hauptbühne steht vor der Jahrhunderthalle

„Die Hauptbühne wollen wir auf dem Außengelände der Bochumer Jahrhunderthalle aufbauen, die Veranstaltung aber auch gleichzeitig streamen”, lautet der Plan. „Wegen der Corona-Pandemie müssen wir auch im Sommer von einer Beschränkung der Besucherzahlen ausgehen. Deshalb setzen wir auf ein flexibles Konzept“, so Tietje.

Der Ruhrsummit wurde im vergangenen Jahr wegen Corona ein rein virtueller Kongress. Im Bild die beiden Ruhrhub-Geschäftsführer Svenja Tietje und Oliver Weimann.
Der Ruhrsummit wurde im vergangenen Jahr wegen Corona ein rein virtueller Kongress. Im Bild die beiden Ruhrhub-Geschäftsführer Svenja Tietje und Oliver Weimann. © Ruhrhub | Ruhrhub

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/oracle-managerin-kemp-macht-frauen-in-it-jobs-mut-id230782824.htmlIm vergangenen Jahr hatten die Veranstalter das Event, das Ende Oktober stattfand, aus weiser Voraussicht ganz ins Internet verlegt. In Bochum stand die Hauptbühne, die aber nur wenige Redner nutzen konnten. „Die erste digitale Umsetzung des Ruhrsummit 2020 war wichtig und erfolgreich. Wir hatten sehr viel positive Resonanz und sind zufrieden, dass die Start-up Konferenz über unsere neue Plattform stattfinden konnte”, sagt Tietje.

Mit einem Kraftakt und Hilfe von IT-Experten hatte der Ruhrhub bereits im Grühjahr 2020 die technischen Voraussetzungen schaffen lassen, damit sich Aussteller selbst an virtuellen Messeständen präsentieren und Teilnehmer aus aller Welt den Diskussionsforen folgen konnten. Trotz des Erfolgs bekennt die Geschäftsführerin: „Dennoch wünschen wir uns, wieder mit Menschen direkt in Kontakt zu kommen.“

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/agenturchef-die-zukunft-grosser-veranstaltungen-ist-hybrid-id230742076.htmlObwohl kein Ende des abermals verlängerten Lockdowns in Sicht ist, will sich die wachsende Start-up-Szene im Ruhrgebiet nicht entmutigen lassen. Der Ruhrhub hatte unlängst virtuell Experten eingeladen, die über die neuesten Trends in der Start-up-Szene berichteten. „Die Arbeitslandschaft ändert sich massiv durch Corona”, sagt Julian Riedlbauer von der Technologieberatungs- und Investmentfirma GP Bullhound, die Kapital für Unternehmen und Start-ups zur Verfügung stellt.

Lebensmittel-Lieferung am selben Tag

Riedlbauer hat ein Gespür für Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft, die neue Marktchancen für Gründer eröffnen könnten. „Lebensmittel-Lieferungen nach Hause noch am selben Tag werden extrem wachsen. Mit Amazon Prime Now hat man innerhalb von zwei Stunden den gesamten Einkauf zu Hause“, erklärt der Partner bei GP Bullhound das Phänomen, das in der Szene „I want it now e-commerce“ genannt wird. Im Ruhrgebiet sind Anbieter dieser Art bislang kaum vertreten, wohl aber in Berlin und vor allem in den USA.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/start-up-szene-wie-sich-der-ruhrsummit-digital-neu-erfindet-id230612386.htmlRiedlbauer ist davon überzeugt, dass der Trend zum Online-Einkauf ebenso mit der Corona-Krise im Zusammenhang stehe wie das Bedürfnis der Menschen, trotz Lockdown und Homeoffice Sport zu machen. „Du willst fit durch die Pandemie kommen, Studios, Schwimmbäder und Sportvereine können aber nichts machen“, sagt der Unternehmer. „In dieser Situation werden Apps extrem wichtig.“ Sie verbinden die Teilnehmer bei ihrem Sport zumindest virtuell via Smartphone.

Chance für Start-ups: Fitness-Apps und Homeschooling

Allerdings hätten den boomenden Markt bereits namhafte Anbieter wie Freeletics und Asana Rebel für sich entdeckt. Riedlbaur sieht dennoch Möglichkeiten und nennt als Beispiel die in Bochum und Düsseldorf ansässige Firma Crossatlantic Capital, die Start-ups in diesem Metier unterstützt.

Großen Nachholbedarf sieht der Partner bei GP Bullhound bei digitalen Bildungsangeboten. „Deutschland ist da hinten dran und einfach nur rückständig. Zum Glück ändert sich da gerade etwas“, sagt Riedlbauer im Hinblick auf das Homeschooling, bemängelt aber gleichzeitig, dass europäische Start-ups auf diesem Sektor nur selten gefördert werden.