Bochum. Oracle-Managerin Stefanie Kemp macht beim Ruhrsummit Frauen Mut, in die IT einzusteigen. Gibt es bald dreidimensionale Videokonferenzen?
Das Karrierebild von der Kinderkrankenschwester zur IT-Chefin benutzt Stefanie Kemp selbst, wenn sie über ihren Werdegang spricht. Seit Juni ist die Düsseldorferin Deutschlandchefin des US-Computerriesen Oracle. Am Mittwoch machte Kemp beim virtuellen Gründerkongress Ruhrsummit in Bochum vor allem Frauen Mut, Führungspositionen in der boomenden IT-Branche anzustreben.
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„Das Thema Frauen in technologischen Berufen hat mich immer bewegt“, sagt Stefanie Kemp im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es geht gar nicht darum, dass es zu wenige Programmiererinnen gäbe. Wenn es aber um die Besetzung von Spitzenpositionen wie Chief Information Officer (CIO) geht, wird es schon dünner. Dabei ist Technologie doch einfach cool“, erklärt sie. Beim Ruhrsummit demonstrierte die Managerin, dass es diese erfolgreichen Frauen durchaus gibt. Auf der digitalen Bühne diskutierte Kemp mit Birgit Hammer, CIO am Flughafen Düsseldorf, und Hanna von der Au vom Verband der Internetwirtschaft eco.
„Ruhrsummit ist meine Leidenschaft“
Gemeinsam mit dem Ruhrsummit-Macher Oliver Weimann sitzt Kemp im Präsidium des Branchenverbands. Das ist aber nicht das einzige Ehrenamt, das die Oracle-Deutschlandchefin bekleidet. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat die IT-Spezialistin auch in den Gutachterausschuss 5G berufen, der den Ausbau des neuen superschnellen Mobilfunkstandards in Nordrhein-Westfalen begleiten soll.
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Kemps Herz schlägt aber besonders für die wachsende Start-up-Szene im Ruhrgebiet. „Der Ruhrsummit ist eine meiner großen Leidenschaften“, erzählt sie. Schon 1988 hatte sie in Köln ihre eigene kleine Firma gegründet, die ein Informationssystem für Augenärzte entwickelte. Nach Stationen beim Wuppertaler Hausgerätehersteller Vorwerk und dem Essener Energiekonzern RWE entschied sich Stefanie Kemp noch einmal für die Selbstständigkeit. „Im November 2019 habe ich selbst eine Firma für die digitale Beratung von Unternehmen gegründet“, erzählt sie. „Unternehmen brauchen eine digitale Strategie. Eine App zu bauen, reicht aber nicht. Deshalb verstehe ich mich als Business Angel.“
Flexibilität in Cloud-Lösungen
Doch dann reizte die Unternehmerin doch wieder der Wechsel in einen Großkonzern. „Oracle ist für mich ein Anruf im richtigen Moment gewesen“, sagt Kemp. Sie nahm das Angebot an, ab Juni 2020 das Deutschlandgeschäft des US-Giganten mit seinen international 135.000 Mitarbeitern, 2000 davon in der Bundesrepublik, zu führen. Nach eigenen Angaben hat Oracle 430.000 Kunden in 135 Ländern. Der Konzern stattet Unternehmen mit IT-Systemen aus und liefert dafür Hardware, Software und Service an. Oracle verfügt aber auch über ein umfassendes Programm für Start-ups.
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Kern des technischen Angebots ist eine Cloud als Service-Plattform. „Über die Cloud können alle Anwendungen von der Lagerhaltung bis zur Datensicherheit abgewickelt werden – ohne große Serverräume vorhalten zu müssen“, sagt Kemp. Eine Speichertechnologie, die Unternehmen gerade in Pandemie-Zeiten die nötige Flexibilität verleihe. „Während des Shutdowns haben wir gesehen, dass Firmen sehr schnell ihre Kapazitäten hoch- oder herunterfahren mussten. Über die Cloud ist das unkompliziert möglich. Bofrost wurde in der Pandemie geradezu überrannt. Über die Cloud konnte das Unternehmen rasch Kapazitäten dazu buchen“, erklärt die Deutschland-Chefin am Beispiel des Tiefkühlkost-Anbieters aus Straelen am Niederrhein.
Dreidimensionale Videokonferenzen
Oracle ist aber auch Provider für die Videokonferenz-Plattform Zoom, die wie andere Anbieter in Zeiten des Homeoffice einen Boom erleben. „Das große Thema ist aktuell: Welche digitalen Formate werden wir ins New Normal mitnehmen? Es wird bereits daran gearbeitet, dass dreidimensionale Videokonferenzen möglich sein werden“, sagt Kemp. Sie geht fest davon aus, dass Elemente der digitalen Welt auch nach Corona ihren Stellenwert behalten werden. „Ich wünsche mir, dass wir die positiven Momente mit in die neue Zeit nehmen werden. Es gibt eine Lernkurve, die uns sagt: ,mobiles Arbeiten geht ja‘. Deshalb werden wir dramatische Veränderungen in den Büros erleben.“
>>> Bilanz des ersten virtuellen Ruhsummit
Der erste virtuelle Ruhrsummit erreichte an beiden Tagen insgesamt 3150 Online-Teilnehmer. Darunter waren 354 Start-ups, die sich auf der Internet-Plattform bewegt haben.
Ruhr-Hub-Geschäftsführer Oliver Weimann zeigte sich trotz kleinerer technischer Probleme zufrieden: „Natürlich hat es an der ein oder anderen Stelle geruckelt, grundsätzlich haben wir aber überwiegend positives Feedback erhalten.“
Geschäftsführerin Svenja Tietje blickt schon voraus: Die Digitalisierung des Ruhrsummit war keine einmalige Reaktion auf die Corona-Krise. Für uns steht fest, wir werden auch in Zukunft eine digitale Komponente als Erweiterung der physischen Veranstaltung einplanen, um so fortlaufend eine größere Zielgruppe zu erreichen.“