Bochum. Mit der Abwanderung des Ruhrsummits ins Internet erhoffen sich die Macher mehr Aufmerksamkeit für das Revier aus aller Welt.

Die Bochumer Jahrhunderthalle war in den vergangenen Jahren das Mekka der Start-up-Szene. Der Gründerkongress Ruhrsummit hatte im Herbst 2019 bis zu 5000 Besucher angezogen. Wegen der Corona-Pandemie wird am 27. und 28. Oktober nur die futuristische Bühne real in Bochum aufgebaut. Der Kongress findet rein digital statt.

„Unsere Programmierer laufen heiß. Die neue digitale Umsetzung des Ruhrsummit ist auch für uns eine aufregende und spannende Reise“, sagt Svenja Tietje, Geschäftsführerin des Ruhrhub in Essen. Das Team koordiniert nicht nur die Gründeraktivitäten der Städte Dortmund, Essen, Duisburg, Bochum, Gelsenkirchen und Mülheim. Der Ruhrhub ist erstmals auch der Veranstalter des Ruhrsummits, den das Unternehmensnetzwerk Initiativkreis Ruhr und der Gründer-Experte Oliver Weimann ins Leben gerufen haben.

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Messestände, an denen sich Investoren, Unternehmen, die mit Start-ups zusammenarbeiten wollen, und natürlich die Gründer selbst präsentieren, wird man Ende Oktober vergeblich in der Jahrhunderthalle suchen. Reden, Diskussionsforen und Netzwerk-Anbahnungen finden ausschließlich online statt. Eine Mammutaufgabe für Programmierer, denn eine Software von der Stange gibt es für so einen großen Kongress nicht.

Messestände und Diskussionsforen digital

„Wir wollen bewusst keine Seminar-Atmosphäre. Deshalb können wir nicht auf bestehende Formate setzen, sondern müssen selbst programmieren“, erklärt Ruhrhub-Geschäftsführerin Tietje. Sie ist zuversichtlich, eine „Punktlandung“ hinlegen zu können und den Teilnehmern rund eine Woche vor dem Start des Ruhrsummits die Möglichkeit zu geben, die virtuellen Räume zu beziehen und darin ihre Präsentationen, Expertengespräche und Diskussionsrunden einzurichten. „Man soll das Gefühl haben, dabei zu sein“, so Tietje.

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Mit einer Reihe prominenter Namen versuchen die Veranstalter, um Teilnehmer aus aller Welt zu werben. Ihre Teilnahme zugesagt haben Ralf Dümmel, Investor der TV-Gründershow „Höhle der Löwen“, Lawrence Leuschner, Chef des E-Scooter Verleihunternehmens Tier Mobility und Nicole Defren, Managerin bei Klarna, einem Anbieter elektronischer Bezahlsysteme.

Die Ankerkraut-Gründer Anne und Stefan Lemcke. Ihr Gewürzhandel ist Vorbild für viele Start-ups.
Die Ankerkraut-Gründer Anne und Stefan Lemcke. Ihr Gewürzhandel ist Vorbild für viele Start-ups. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Zu den Rednern gehören aber auch Anne Lemcke, Geschäftsführerin des bekannten Gewürzhändlers Ankerkraut, und Stefanie Kemp, Deutschlandchefin des US-Soft- und Hardwareherstellers Oracle. Kemp kennt das Ruhrgebiet gut. Nach Stationen beim Hausgeräteherstelle Vorwerk und dem Essener Energieriesen RWE sollte die IT-Spezialistin in diesem Frühjahr zur Mülheimer Softwareschmiede Easy wechseln. Die Turbulenzen an der Spitze des Unternehmens verhinderten aber, dass die IT-Spezialistin ihren Job antreten konnte.

Teilnehmer aus aller Welt

Auch wenn die Teilnehmer in diesem Jahr auf die Party am Abend, den Cappuccino an der Bar und die Food-Trucks vor der Jahrhunderthalle verzichten müssen, ist Veranstalterin Tietje zuversichtlich, noch mehr Interessenten vor allem aus dem Ausland für den Ruhrsummit gewinnen zu können. „Wir erfahren eigentlich nur Zuspruch“, sagt die Ruhrhub-Geschäftsführerin. „Die räumliche Barriere und die lange Anreise fallen weg. Das ist ein Anreiz für Besucher aus aller Welt, am Ruhrsummit teilnehmen zu können.“

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Corona hat die Macher dazu gezwungen, den Ruhrsummit neu zu erfinden. Tietje ist davon überzeugt, dass die digitale Kongressform nach der Pandemie nicht gleich wieder eingestampft wird. „Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr einen hybriden Ruhrsummit planen können“ – mit realen Gästen in der Jahrhunderthalle und Teilnehmern, die sich online dazuschalten.

Auch inhaltlich wollen die Veranstalter in die Zukunft blicken. „Corona-Themen sollen in den Vorträgen und Diskussionsforen nicht im Fokus stehen. Wir müssen nach vorne blicken und denken“, meint Tietje. Bislang, so die Einschätzung des Ruhrhub, hat die Pandemie den Gründergeist im Ruhrgebiet nicht gebremst.

>>> 365 Tage im Internet abrufbar

Tickets für den Ruhrsummit können online unter www.ruhrsummit.de gebucht werden. Investoren zahlen 149 Euro, Start-ups 29 Euro.

Vorteil der Abwanderung ins Netz: Der Ruhrsummit soll nach seinem Abschluss am Abend des 28. Oktober weitere 365 Tage im Internet abrufbar sein.