Essen. RWE hebt seine Gewinnprognose für 2020 an: Handel, Windstrom und Kohlekraftwerke werfen mehr ab als erwartet. Dortmund mit Dividende zufrieden.

Der Stromkonzern RWE hat im vergangenen Geschäftsjahr seine eigenen Erwartungen teils deutlich übertroffen. Das Essener Dax-Unternehmen hob deshalb seine Gewinnprognose an: Der bereinigte Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liege voraussichtlich bei 3,2 Milliarden Euro, teilte RWE am Freitag in einer Adhoc-Meldung für die Börse mit. Das sind bis zu 500 Millionen Euro mehr als erwartet – und liegt 28 Prozent über dem Vorjahresergebnis. RWE verdiente vor allem im Energiehandel und im Windkraftgeschäft besser, aber auch mit seinen Kohle- und Kernkraftwerken.

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Unterm Strich bleibt ebenfalls mehr übrig: Das bereinigte Nettoergebnis werde nach den vorläufigen Zahlen bei 1,2 Milliarden Euro und damit stabil bleiben. Die Prognose lag bisher zwischen 0,85 und 1,15 Milliarden Euro. Die Dividende will der Vorstand aber nicht weiter anheben: Der Vorstand hält an seinem Vorschlag von 85 Cent fest. Die Dortmunder Stadtwerke (DSW21), mit rund fünf Prozent Anteilen zweitgrößter Einzelaktionär, wären damit aber zufrieden, wie DSW-Chef Guntram Pehlke unserer Redaktion sagte. Der Umbau des Unternehmens sei erfolgreich gewesen, der Aktienkurs habe sich zuletzt gut entwickelt – und die Steigerung der Dividende sei verlässlich.

RWE-Aktie legt am Freitag deutlich zu

Die Bilanz wird offiziell erst am 16. März veröffentlicht. Aufgrund der sich abzeichnenden, kursrelevanten Abweichung nach oben sah sich der RWE-Vorstand offenkundig in der Pflicht für eine Adhoc-Mitteilung. Die Aktie legte am Freitag auch deutlich über dem Dax-Trend um mehr als ein Prozent zu.

Auch mit seiner umstrittenen Braunkohle aus dem Rheinischen Revier verdient RWE nach wie vor viel Geld.
Auch mit seiner umstrittenen Braunkohle aus dem Rheinischen Revier verdient RWE nach wie vor viel Geld. © André Hirtz / FUNKE Foto Services

„Durch eine sehr gute operative Performance erwarten wir ein hervorragendes Ergebnis für das Geschäftsjahr 2020, das unsere Prognose deutlich übertrifft. Dies ist vor allem getrieben durch die außerordentlich starke Entwicklung im Handelsgeschäft. Auch haben wir unser Portfolio an Wind- und Solaranlagen erweitert und damit unsere Wachstumsstrategie konsequent umgesetzt“, sagte der Finanzchef und designierte Vorstandsvorsitzende Markus Krebber.

Ein sehr windiger Jahresbeginn 2020 ließ die Erlöse mit Windkraft vor allem auf dem Meer kräftig um elf Prozent steigen. Neue Anlagen sorgten auch beim Windstrom an Land für eine positive Entwicklung, obwohl sich wegen der Corona-Pandemie die Inbetriebnahme neuer Anlagen vor allem in den USA verzögerte.

Kohle- und Kernkraft werfen mehr Gewinne ab

Die nicht mehr zum Kerngeschäft gerechneten Kohle- und Kernkraftwerke bescherten dem Konzern noch einmal steigende Gewinne. Das Ende ist hier aber absehbar – RWE hat zum Jahresende seine letzten beiden Steinkohlekraftwerke in Deutschland abgeschaltet, das letzte Atomkraftwerk geht Ende 2022 vom Netz, die Braunkohle hat spätestens 2038 als Energieträger ausgedient.