Im Rheinischen Revier. Umweltschützer vom BUND kritisieren das neue RWE-Konzept für das rheinische Braunkohlenrevier. Die Landesregierung will es sorgfältig prüfen.

1,1 Milliarden Tonnen genehmigte Braunkohle bleiben nach Unternehmensangaben bei dem verkleinerten Revierkonzept im Boden, das der Energiekonzern RWE jetzt der nordrhein-westfälischen Landesregierung für die rheinischen Tagebaue vorgelegt hat. „Unter dem Vorzeichen des klimabedingten Kohleausstieges glauben wir, ein wirklich tragfähiges Konzept entwickelt zu haben“, hieß es bei RWE an diesem Freitag (28. Februar) auf Nachfrage der Redaktion.

Der Umweltverband BUND sieht das komplett anders. „Die Landesregierung muss die RWE-Pläne zurückweisen“, forderte BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen. Die vorgesehene Abbaggern weiterer fünf Dörfer für den Tagebau Garzweiler sei ebenso unnötig wie die östliche Umbaggerung des Hambacher Waldes für den dortigen Tagebau, die eine Wiedervernetzung der Bürgewälder unmöglich mache. Zudem sei ein BUND-Grundstück im Weg.

BUND warnt vor weiteren Auseinandersetzungen

„Eine Umsetzung der RWE-Planspiele würde die Region für weitere 18 Jahre zum Schauplatz der Auseinandersetzung mit Klimaschützern und Tagebaubetroffenen machen“, heißt es warnend in einer BUND-Mitteilung von diesem Freitag. Der Umweltverband verweist auf ein Gutachten, welches das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in seinem Auftrag erstellt hatte. Demnach könnten in den Tagebauen Garzweiler und Hambach noch 736 Millionen Braunkohle gefördert werden - ohne Garzweiler-Dörfer oder weitere Hambach-Flächen zu zerstören.

RWE hingegen führt ins Feld, dass das neue Revierkonzept nicht nur dem politischen Wunsch Rechnung trage, den Hambacher Forst zu erhalten. Auch Merzenicher Erbwald und Steinheide blieben stehen- wie bereits berichtet auch das Dorf Morschenich. Am Tagebau Garzweiler werde der Abstand zu den Orten Kaulhausen/Venrath und Kückhoven größer, gleiches gelte am Tagebau Hambach für die Abstände zu Ellen und Buir sowie am Tagebau Inden für die Abstände zu Merken, Lucherberg und Lamersdorf.

RWE kündigt „signifikanten Personalabbau“ an

Die Dörfer hätten so mehr Platz, um sich zu entwickeln, hieß es bei RWE. Man folge damit Wünschen aus der Lokalpolitik und der Landesregierung. Der „Löwenanteil“ der 1,1 Milliarden Tonnen Kohle, die im Boden verbleiben sollen, betrifft den Tagebau Hambach. Die Kapazitätsreduktion werde zu einem signifikanten Personalabbau führen: „Wir gehen davon aus, dass bereits kurzfristig über 3000 Stellen wegfallen werden, bis 2030 insgesamt etwa 6000“, sagte ein RWE-Sprecher auf Nachfrage der Redaktion.

Er rechnete vor: Damit reduziere sich die Zahl der Gesamtbeschäftigten in den Tagebauen und Kraftwerken binnen nur zehn Jahren um über 60%. Den Personalabbau wolle man sozialverträglich gestalten, versicherte der RWE-Sprecher. Die Bundesregierung habe angekündigt, das durch gesetzliche Regelungen für ein Anpassungsgeld und den Ausgleich entstehender Rentennachteile zu begleiten, was man sehr begrüße.

Neue Braunkohle-Leitentscheidung bis Ende des Jahres

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat angekündigt, die neues RWE-Pläne „sorgfältig zu prüfen“. Bis Sommer will die Landesregierung einen Entwurf für eine neue Braunkohle-Leitentscheidung vorlegen. Bis Jahresende soll sie beschlossen werden. RWE will noch in diesem Jahr einen ersten kleineren Braunkohleblock im rheinischen Revier abschalten, weitere sollen nach und nach folgen. Von 2030 bis 2030 sollen nur noch die drei großen Kohlemeiler der 1000-Megawattklasse Strom erzeugen.