Düsseldorf. Keine Massenentlassungen, aber auch kaum Vermittlungen: Der NRW-Arbeitsmarkt ist relativ stabil durch die Krise gekommen, sagt die Bundesagentur.
Die Corona-Pandemie hat in NRW nicht zu Massenentlassungen geführt, der Arbeitsmarkt sei trotz gestiegener Erwerbslosigkeit vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen, so das Fazit der Bundesagentur für Arbeit. Deren NRW-Chef Torsten Withake ist auch überzeugt, dass der neue harte Lockdown daran nichts mehr ändern wird: „Wir haben gute Voraussetzungen dafür, abgemildert durch diesen Lockdown zu kommen.“
Das sah im Frühjahr noch ganz anders aus: Weil das erste Herunterfahren der Wirtschaft mitten in die eigentliche Frühjahrsbelebung fiel, in der sonst besonders rege eingestellt wird, stieg die Zahl der Arbeitslosen sprunghaft an. Dies nicht etwa aufgrund von Entlassungen im großen Stil, sondern weil die sonst zahlreichen Vermittlungen Corona-bedingt ausblieben. Betriebe, die nicht abschätzen können, wie es weitergeht, stellen in der Regel nicht ein. Das führte im Juli zum Höchststand von rund 794.000 Arbeitslosen in NRW, das waren 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Arbeitslosenzahl weit weg von Negativrekorden
Doch diese Zahl blieb unerwartet weit weg von den Negativrekorden vergangener Jahre. Tatsächlich war die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt in der jüngeren Vergangenheit nur 2017 bis 2019 niedriger als im Corona-Jahr 2020. Im Spätsommer erholte sich der Jobmarkt im Zuge der Lockungen wieder. Der seit vielen Jahren fast konstante Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wurde aber gestoppt: Im Juli lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten um rund 12.000 Personen niedriger als im Vorjahresmonat.
Dass ein deutlicherer Corona-Einbruch am Arbeitsmarkt ausgeblieben ist, schreibt Bundesagentur-Landeschef Withake dem hochwirksamen Instrument der Kurzarbeit zu: Sie habe in NRW in diesem Jahr bis zu 1,2 Millionen Arbeitsplätze gesichert. Das sei aber auch nur durch das schnelle und abgestimmte Handeln und den Zusammenhalt der Sozialpartner möglich gewesen. Dafür dankte Withake auf seiner Jahrespressekonferenz der DGB-Landeschefin Anja Weber und Unternehmer-Präsident Arndt Kirchhoff.
Weber appellierte, sich nun verstärkt um die Verlierer der Krise zu kümmern, vor allem Minijobber, Geringverdiener und Soloselbstständige seien betroffen. Minijobber etwa hätten keinen Anspruch auf Kurzarbeit, die DGB-Chefin fordert deshalb, Beschäftigte „ab dem ersten Euro unter den Schutz unserer Sozialsysteme zu stellen“. Zudem plädierte sie für eine Einmalhilfe von 1000 Euro für jeden dieser Betroffenen, finanziert aus dem Rettungsschirm des Landes.
DGB-Chefin: Mehr Schulden für Investitionen aufnehmen
Um aus der Krise gut herauszukommen, forderte Weber zudem weitere schuldenfinanzierte Staatshilfen, dazu gebe es auch nach Überzeugung führender Ökonomen keine Alternative. „Der Staat muss weiter beherzt eingreifen und die Wirtschaft stabilisieren“, sagte sie. Insbesondere die vielen klammen Kommunen in NRW bräuchten nun die Unterstützung des Landes, weil bei ihnen die Pandemiefolgen besonders sichtbar würden. Der DGB schlägt dafür einen Investitionsfonds für Kommunen vor.
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Arbeitgeberpräsident Kirchhoff betonte, die Unternehmen warteten auf eine Exitstrategie für die Zeit nach dem harten Lockdown. Ob der wirklich am 10. Januar enden kann, gilt als ungewiss, Kirchhoff ist überzeugt, „dass wir in drei vollen Wochen viel erreichen können, um das Infektionsgeschehen einzudämmen“. Wenn die Wirtschaft wieder hochfahren dürfe, könne sie „relativ schnell“ zu alter Stärke zurückfinden. Dafür dürfe es jetzt aber keine zusätzlichen Belastungen für die Unternehmen geben.
Arbeitgeberpräsident wirbt für mehr Ausbildung
Kirchhoff warb zudem dafür, noch freie Ausbildungsplätze zu besetzen, die Kammern hatten sich darauf geeinigt, dass noch bis Januar Verträge zum eigentlich im September abgelaufenen Ausbildungsjahr geschlossen werden können. Auch im neuen Jahr sei es wichtig, weiter auszubilden, denn: „Sobald diese Krise vorbei ist, reden wir wieder über Fachkräftemangel“, so Kirchhoff.