Düsseldorf. Flughafen will laut Verdi 600 Stellen streichen und verbleibenden Mitarbeitern ans Geld. Proteste am Airport, den die Corona-Krise hart trifft.
Auch ihre Herbstferien werden die meisten Deutschen daheim oder an einem deutschen Urlaubsort verbringen, aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland zieht es viele zudem nach Holland. Der Flughafen Düsseldorf bleibt auch im Herbst dieses Corona-Jahres weit entfernt von seinem Normalbetrieb, weshalb das halböffentliche Unternehmen nun Hunderte Arbeitsplätze streichen will. Dagegen protestierte am Montag die Gewerkschaft Verdi.
„Die Beschäftigten des Düsseldorfer Flughafens dürfen nicht zu den Verlierern der Corona-Krise gemacht werden“, fordert Werner Kiepe, der Verdi-Mann für den Airport. Verdi zufolge will der Flughafen 600 Arbeitsplätze, also etwa jeden vierten abbauen. Auch betriebsbedingte Beendigungskündigungen würden nicht mehr ausgeschlossen. Zudem wolle der Arbeitgeber auch an die Einkommen und die Altersversorgung der verbleibenden Mitarbeiter heran.
Gesellschafter retten Airport, aber wohl nicht alle Jobs
Und das trotz Kurzarbeit und Rettungsschirm. Die Gesellschafter stellen dem Airport ein zinsloses Darlehen von insgesamt 100 Millionen Euro zur Verfügung, das erst zurückgezahlt werden muss, wenn der Flughafen wieder Geld verdient. Verdi begrüßt diese Rettungsaktion, will aber nicht hinnehmen, dass sie an den Beschäftigten vorbei geht, zumal mit der Stadt Düsseldorf die öffentliche Hand die Hälfte des Unternehmens hält. „Während die Gewinne privatisiert wurden, sollen die Beschäftigten nun die Verluste tragen“, kritisiert Kiepe. Das sei für die Gewerkschaft und die Mitarbeiter nicht akzeptabel.
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Die Probleme des Flughafens sind massiv, sein Geschäft brach im Frühling mit den Corona-Beschränkungen fast komplett weg, was im Frühling zehn Millionen Euro im Monat verbrannte. Und der Betrieb erholt sich nur ganz langsam. Aktuell finden dem Airport zufolge nur 200 bis 300 Flüge am Tag statt – etwa ein Drittel des Vor-Corona-Niveaus. Und weil die wenigen Flieger auch noch leerer sind, liegt das Passagieraufkommen nur bei rund einem Viertel des Normalbetriebs – auch das kostet Einnahmen.
Flughafen Düsseldorf ist auf Hilfe angewiesen
Der Flughafen verteidigte seine Sparpläne, weil er wie die gesamte Luftfahrtbranche auch für die kommenden Jahre „deutliche Verkehrsrückgänge“ erwartet, so ein Sprecher. Der Airport müsse durch eine „Senkung der Strukturkosten sowie des Personalaufwands“ wieder aus eigener Kraft finanzierbar werden. Aktuell ist er bekanntlich auf Finanzspritzen der Stadt Düsseldorf und seiner privaten Anteilseigener angewiesen, die zusammen ebenfalls 50 Prozent am Airport halten, und hat darüber hinaus einen vom Land abgesicherten Kredit der NRW-Bank über 250 Millionen Euro beantragt. Details zum Stellenabbau nannte der Flughafen nicht, sein Sprecher betonte aber, es sollten „im intensiven Austausch mit den Tarif- und Betriebspartnern einvernehmlich sozialverträgliche Lösungen erzielt werden“.
Anlass der Verdi-Kundgebung war eine Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft. Eine Entscheidung über einen möglichen Stellenabbau stand dabei allerdings nicht an. Das fragliche „Maßnahmenkonzept“ werde „bis voraussichtlich Dezember erstellt“, ließ der Airport-Sprecher wissen. Unternehmensberater feilen daran und durchkämmen den Airport seit Wochen nach Einsparpotenzialen. Dem Vernehmen nach sollen damit dauerhaft rund 73 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.
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Die Krise des Flughafens bedroht nicht nur die direkt am Airport Beschäftigten, sondern auch viele seiner Dienstleister und Zulieferer. So hat musste die Bottroper Spedition Kraftstofflogistik West Insolvenz anmelden und ihre 83 Mitarbeiter entlassen, weil die Kerosintransporte weitgehend wegfielen.
Vor wenigen Wochen sprang auch noch Ryanair ab und kündigte an, seine Basis am Düsseldorfer Flughafen mitsamt der 200 Beschäftigten zum Ende der Herbstferien komplett aufzulösen. Der irische Billigflieger hatte eine deutliche Senkung der Gebühren verlangt, was der Flughafen mit Verweis auf die einheitlichen Gebühren für alle Fluglinien ablehnte. Inzwischen hat die Luftansa-Billigtochter Eurowings erklärt, sie wollen 95 Prozent der Ryanair-Slots übernehmen.