Düsseldorf. Um ein Ladensterben zu verhindern, bezuschusst NRW kleinen Händlern Investitionen in die Digitalisierung. So funktioniert das Förderprogramm.
Die wochenlange Schließung während der Corona-Pandemie hat vor allem kleine Einzelhändler in die Krise gestürzt. Um sich besser für die Zukunft und einen möglichen weiteren Shutdown zu rüsten, wollen Land NRW und Handelsverband die mittelständischen Ladenbetreiber mit Beratung und Geld dabei unterstützen, im Internet sichtbarer zu werden.
„Wir wollen, dass unsere Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen können. Das gilt insbesondere für den Einzelhandel mit seinen vielen kleinen stationären Geschäften, die sicherstellen, dass unsere Innenstädte auch morgen noch lebendige Orte bleiben“, sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart.
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Aus Sicht des FDP-Politikers, aber auch des Handels selbst liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Digitalisierung. „Um jetzt möglichst schnell wieder Kunden gewinnen zu können und sich für die Zukunft aufzustellen, müssen Händlerinnen und Händler auch die digitale Präsenz, Online-Verkaufsmöglichkeiten und digitale Prozessunterstützung weiterentwickeln“, rät Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW.
Unterstützt vom Handelsverband und der Industrie- und Handelskammer NRW hat die Landesregierung ein Programm aufgelegt. Es trägt den etwas sperrigen Namen „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken – Sonderprogramm 2020“.
Ansprechpartner für die Ladenbetreiber sind die vier Digitalcoaches, die seit Herbst beim Handelsverband NRW angestellt sind. Die Kosten für die Experten teilen sich für drei Jahre der Verband und das Wirtschaftsministerium. Einer von ihnen ist Markus Schaaf. Der Online-Spezialist hat ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre mit der Fachrichtung Handel absolviert und sich im Masterstudiengang E-Business mit dem Internethandel beschäftigt. „Ich kenne beide Seiten – den stationären und den Internethandel“, sagt Schaaf im Gespräch mit unserer Redaktion.
Im Laden und im Netz verkaufen
Und genau darum geht es: Seit Jahren weisen Verband und Wissenschaftler darauf hin, dass nur Händler eine gute Perspektive haben werden, die alle Vertriebskanäle bedienen. Von der Philosophie ist auch der Coach überzeugt. Die Erfahrungen der Corona-Pandemie haben ihn noch einmal bestärkt. „Händler müssen ihre Produkte online präsentieren, allein schon um für einen möglichen nächsten Shutdown vorbereitet zu sein“, meint Schaaf. Doch gerade bei den kleinen Händlern sei der Nachholbedarf bei der Digitalisierung besonders groß. „Solo-Selbstständige haben oft keinerlei Bezugspunkte zur digitalen Welt“, hat er festgestellt.
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„Die Läden müssen zumindest im Internet aufzufinden sein. Das ist das Mindeste“, sagt der Coach. Für eine vernünftige digitale Strategie brauchten die Händler dreierlei: Zeit, Geld und Know-how. „Sie müssen nur die Zeit bringen“, so Schaaf. 90 Prozent der Kosten für Software und Hardware übernehme das aktuelle Förderprogramm und das Wissen bringe er mit. Dazu gehört etwa die Erkenntnis, dass 90 Prozent der Deutschen die Internet-Suchmaschine Google zu Rate ziehen, wenn sie etwas nachschlagen oder einkaufen wollen. „Um bei Google aufzutauchen, braucht man einen Business-Account“, rät Schaaf. Oft sei die Website der Händler veraltet und nicht bequem auf dem Smartphone zu lesen.
Nur 20 Prozent der Händler verweigern sich
„Einen Webshop kann ich aus zeitlichen Gründen nicht betreuen, aber einen kompetenten Dienstleister empfehlen“, sagt der Coach. Auch diese Kosten übernehme das aktuelle Förderprogramm. Das Angebot hat sich inzwischen herumgesprochen. Seit Oktober hat Schaaf bereits rund 120 Händler allein im Regierungsbezirk Düsseldorf beraten. Seine drei Kollegen sind im übrigen Land unterwegs. Mit der Corona-Krise Mitte März sei das Interesse an der Digitalisierung spürbar gestiegen. „Jetzt wollen alle einen Webshop haben“, sagt Schaaf mit einem Augenzwinkern. Er ist optimistisch, dass ein Ruck durch die Händlerschaft gegangen sei. „Es gibt 20 Prozent Verweigerer und 20 Prozent, die bereits top aufgestellt sind“, schätzt er. Um die 60 Prozent dazwischen kümmert er sich gerade. Inzwischen bietet Schaaf auch digitale Sprechstunden an – demnächst auch beim Handelsverband Ruhr in Essen.
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Bis zum 31. August können sich kleinere Händler um die Förderung bewerben. Ein Zuschuss fließt dann, wenn das Projekt bis zum Jahresende abgeschlossen sein wird. Der Fördersatz liegt bei 90 Prozent. Die Summe für Software, Hardware und Installation ist auf 13.000 Euro gedeckelt. Bewerben können sich Einzelhändler mit bis zu 49 Beschäftigten und weniger als zehn Millionen Euro Jahresumsatz. www.digihandel.nrw