Essen. Nach Karstadt, Esprit und Sinn schlüpft auch Bonita unter Schutzschirm. Bei der NRW-Modekette für die ältere Generation geht es um 2800 Stellen.

Die nächste große Textilkette aus Nordrhein-Westfalen kämpft ums Überleben: Das auf die Generation ab 50 spezialisierte Modeunternehmen Bonita mit Sitz in Hamminkeln hat sich in ein Schutzschirmverfahren gerettet, um sich vor dem Zugriff seiner Gläubiger zu schützen. Das Amtsgericht Hamburg, wo sich der Sitz des Mutterkonzerns Tom Tailor befindet, hat am Dienstag der Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens zugestimmt.

Tom Tailor selbst konnte sich dagegen mit einer Staatsbürgschaft über 100 Millionen Euro retten. Wie die Hamburger Holding mitteilte, hätten Bundesregierung sowie die Länder Hamburg und Nordrhein-Westfalen dieser Bürgschaft zugestimmt, sie habe eine Laufzeit bis September 2024. Das gelang für Bonita nicht, was nun auch die Mutter trifft: Wegen der Verpflichtungen gegenüber Bonita müsse die Tailor Holding SE ein Insolvenzverfahren beantragen, teilte das Unternehmen mit.

Die Traditionsmarke Bonita betreibt im deutschsprachigen Raum und den Beneluxländern 676 Filialen mit insgesamt knapp 2800 Beschäftigten. Ihre Löhne und Gehälter sind in den nächsten drei Monaten durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Nach Ablauf dieser Frist Anfang September muss das Bonita-Krisenmanagement dem Gericht einen Insolvenzplan zur Sanierung des Unternehmens vorlegen.

Gericht genehmigt Schutzschirmverfahren für Bonita

Der Schutzschirm ist die etwas mildere Variante eines Insolvenzverfahrens für Unternehmen, denen die Pleite droht, die aber noch nicht zahlungsunfähig sind. Er erlaubt dem Unternehmen eine Sanierung in weitgehender Eigenregie, allerdings mit Unterstützung von Insolvenzexperten. Bei Bonita wurde Sven-Holger Undritz von White & Case zum vorläufigen Sachwalter bestimmt. An Bord sind auch die Sanierungsexperten Thorsten Bieg und Gerrit Hölzle von der Kanzlei Görg.

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Bonita-Geschäftsführer Karsten Oberheide erklärte, die seit 2018 laufende Sanierung fortzusetzen, was in der zugespitzten Lage auf eine Verschärfung hinausläuft. In den vergangenen Jahren musste Bonita bereits viele Filialen schließen. Nun hat die Corona-Krise mit ihren wochenlangen Zwangsschließungen die Lage deutlich verschärft. Bonita habe sich „aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit unter den gerichtlichen Schutzschirm begeben“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.

Auch Karstadt, Sinn und Esprit unterm Schutzschirm

Auch der Warenhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hat sich in ein Schutzschirmverfahren gerettet. Nach den Umsatzeinbrüchen durch die Corona-Krise mussten ebenso Esprit aus Ratingen, Hallhuber aus Halle in Westfalen, Appelrath & Cüpper aus und das Hagener Modeunternehmen Sinn den Gang zum Insolvenzgericht antreten, um sich vor dem Zugriff ihrer Gläubiger zu schützen. Wie Karstadt und Sinn hat sich auch Bonita nach eigenen Angaben vergeblich um eine Staatsbürgschaft bemüht. Sie sei „nicht im erforderlichen Umfang genehmigt“ worden, hieß es. Der Corona-Rettungsschirm hat den Banken der Textilhändler offenkundig nicht als Sicherheit gereicht.

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Bonita-Geschäftsführer Oberheide bemühte sich, den Beschäftigten Mut zu machen. Das Sanierungskonzept könne man „unter dem Schutzschirm jetzt noch konsequenter und schneller umsetzen“, erklärte er und versprach: „Gemeinsam mit unserem hochmotivierten Bonita-Team werden wir den Neustart schaffen.“ Dass dafür weitere Einschnitte vonnöten sind, machte Oberheide allerdings ebenso deutlich. Alle Geschäftsprozesse und Kostenstrukturen stünden auf dem Prüfstand – dazu zähle auch das Filialnetz. Man werde zudem „Gespräche mit den Vermietern aufnehmen“. Durch Mietsenkungen sollen demnach einige Filialen gerettet werden. Ähnlich versucht es das Insolvenzmanagement von Galeria Karstadt Kaufhof.