Essen. Uniper-Chef Schierenbeck verspricht Aktionären, bis 2035 klimaneutral Strom zu erzeugen. Gleichzeitig protestieren Klimaschützer gegen Datteln 4.

Während Andreas Schierenbeck seine erste Hauptversammlung als Uniper-Chef rein virtuell bestreitet, findet draußen doch eine Präsenzveranstaltung statt: Klimaaktivisten protestieren am Mittwoch vor der Zentrale des Düsseldorfer Stromerzeugers gegen das Kraftwerk Datteln 4, das Uniper im Sommer ans Netz bringen will. Und auf dem Kanal am Kraftwerk protestierte die Schülerbewegung Fridays for Future mit Transparenten gegen Datteln 4.

Der Streit um Datteln 4 geht weiter

Datteln 4 ist das größte Steinkohlekraftwerke Deutschlands – und damit für Umweltaktivisten ein Klimakiller. Für Uniper ginge mit Datteln 4 das modernste Kohlekraftwerk in Betrieb, dessen Strom durch langfristige Abnahmeverträge verlässliche Einnahmen brächte. Schierenbeck betont zudem, durch seine hohen Wirkungsgrad stoße es deutlich weniger Kohlendioxid (CO2) aus als alte Kohlekraftwerke, von denen Uniper bis 2025 „nahezu 80 Prozent stilllegen“ werde. Den im Internet zuhörenden Aktionären versicherte er, die Stromerzeugung in Europa bis 2035 klimaneutral zu gestalten, weltweit bis 2050.

Uniper-Chef Andreas Schierenbeck verteidigt Datteln 4 als hochmodernes Kohlekraftwerk, das im Vergleich mit anderen deutlich weniger Kohlendioxid ausstoße.
Uniper-Chef Andreas Schierenbeck verteidigt Datteln 4 als hochmodernes Kohlekraftwerk, das im Vergleich mit anderen deutlich weniger Kohlendioxid ausstoße. © FUNKE Foto Services | Michael Gottschalk

Schierenbeck setzt dabei aktuell auf seine europäischen Wasserkraftwerke und die schwedischen Kernkraftwerke sowie auf den Zukauf von Ökostrom. Perspektivisch will er Kohle durch Gas und fossiles durch grünes Gas ersetzen und die Umstellung auf Wasserstoff vorantreiben. Die Klimaneutralität bis 2035 in Europa ist zunächst eine rein rechnerische Größe, denn Uniper will Datteln 4 „bis 2038 betreiben“, wie Schierenbeck betonte. Die CO2-Emissionen aus Datteln müssten dann anderweitig ausgeglichen werden.

Die Klimaschützer wollen dagegen, dass Datteln 4 gar nicht erst ans Netz geht. „Wir lassen nicht zu, dass Uniper diesen Kraftwerksschwarzbau und Klimakiller heimlich, still und leise ans Netz bringt“, sagte Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des BUND. Er überbrachte Uniper 3300 Protestnoten.

Fridays for Future: „Klimapolitischer Wahnsinn“

In Datteln protestierte Fridays for Future in Kanus auf dem Kanal. Aktivistin Carla Reemtsma meinte: „Im Jahr 2020 ein Kohlekraftwerk ans Netz zu nehmen, ist klimapolitischer und wirtschaftlicher Wahnsinn.“ In die Luft gingen am selben Ort Greenpeace-Aktivisten mit einem Motor-Gleitschirm. „Während Wetterforschende vor dem dritten Dürresommer in Folge warnen, will Uniper mit Datteln 4 eine gigantische CO-Schleuder in Betrieb nehmen“, sagte Greenpeace-Energieexpertin Lisa Göldner.

Carla Reemtsma (r.) und Luisa Neubauer, führende Aktivistinnen der Klimabewegung Fridays for Future, protestieren in Datteln gegen das Kohlekraftwerk.
Carla Reemtsma (r.) und Luisa Neubauer, führende Aktivistinnen der Klimabewegung Fridays for Future, protestieren in Datteln gegen das Kohlekraftwerk. © AFP | Ina Fassbender

Greenpeace attackiert vor allem den finnischen Uniper-Mehrheitseigner Fortum. Er handele mit der Inbetriebnahme von Datteln 4 gegen die Ziele seines eigenen Mehrheitseigners – dem finnischen Staat, der noch in diesem Jahrzehnt aus der Kohle aussteigen will. Uniper-Chef Schierenbeck betonte auf der Hauptversammlung dagegen, wie hilfreich es sei, dass Fortum hinter seinen Plänen für Datteln 4 stehe.

Uniper-Chef: Klimaschutz ist unser Auftrag

Schierenbeck betonte mehrfach, Uniper wolle den Umstieg auf eine klimaneutrale Energieversorgung vorantreiben. „Unser Ziel ist es, die Evolution der Energiewelt unternehmerisch mitzugestalten und die Grundlagen für eine nachhaltige Energieversorgung zu legen“, sagte er – und versicherte den Aktionären: „Der Schutz und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen muss unser Auftrag sein.“

Nach einer soliden Bilanz 2019 schlug Uniper seinen Aktionären eine Dividende von 1,15 Euro je Aktie vor. Das fand breite Zustimmung auf der virtuellen Hauptversammlung, bedeutet es schließlich eine Steigerung der Ausschüttung um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.