Düsseldorf. Uniper verkauft sein Braunkohlekraftwerk in Schkopau dem tschechischen Milliardär Kretinsky. Dem ging ein absurdes politischen Theater voraus.
Der Stromerzeuger Uniper steigt praktisch über Nacht aus der Braunkohle aus: Der Düsseldorfer MDax-Konzern verkauft seinen Mehrheitsanteil am Braunkohlekraftwerk Schkopau in Sachsen-Anhalt an seinen bisherigen Partner Saale Energie, teilte Uniper am Freitag mit, ohne den Kaufpreis zu verraten. Vorbehaltlich der Zustimmung des Bundeskartellamts ist Uniper damit sein klimaschädlichstes Kraftwerk los. Vorstandschef Andreas Schierenbeck hatte unlängst im Interview mit unserer Zeitung betont, sein Kraftwerkspark werde trotz der im Sommer geplanten Inbetriebnahme des umstrittenen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 künftig unterm Strich weniger Treibhausgas CO2 ausstoßen.
Milliarden-Entschädigung an Milliardär Kretinsky
Saale Energie ist eine Tochter des tschechischen EPH-Konzerns, der dem Milliardär Daniel Kretinsky gehört. Er hatte 2016 die ostdeutschen Braunkohletagebaue und Kraftwerke des schwedischen Vattenfall-Konzerns übernommen. An Schkopau hält EPH bisher 42 Prozent und will nun die restlichen 58 Prozent und die 150 Mitarbeiter von Uniper übernehmen. Der Deal soll zum 1. Oktober 2021 wirksam werden. Kretinsky gehören auch die weiteren ostdeutschen Braunkohleunternehmen Mibrag und Leag. Er erhält für das unlängst mit der Regierung vereinbarte vorzeitige Abschalten der Kraftwerke bis 2038 rund 1,75 Milliarden Euro an Entschädigung.
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Uniper steht in der Kritik von Klimaschützern, weil es mit Datteln 4 im Sommer das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands doch noch ans Netz bringen will. Uniper hat zugesagt, im Gegenzug seine anderen Steinkohleblöcke bis 2026 abzuschalten. Das überzeugt Klimaschützer trotzdem nicht vom Klimanutzen des Riesenkraftwerks in Datteln, weil es voraussichtlich voll laufen und damit zusätzlichen Kohlestrom ins Netz speisen wird, während die alten Kraftwerk schon heute kaum noch laufen. Mit dem Verkauf des Braunkohlegeschäfts kann Uniper nun seine konzerneigene Klimabilanz deutlich verbessern.
Haseloff wollte Uniper Schkopau nicht abschalten lassen
Um das Braunkohlekraftwerk Schkopau hatte es einen aus klimapolitischer Sicht absurden Streit gegeben. Uniper wollte in Schkopau das Braunkohlekraftwerk freiwillig bereits 2026 statt wie vorgesehen 2035 abschalten und dort stattdessen ein klimafreundliches Gaskraftwerk bauen, um die Stromversorgung während der Energiewende aufrecht zu erhalten. Das lehnte aber Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ab, der das Braunkohlerevier samt Tagebau möglichst lange erhalten wollte.
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Haseloff witterte einen Zusammenhang mit Datteln 4 und unterstellte Uniper indirekt, sich die Zustimmung der Bundesregierung für das Steinkohlekraftwerk mit der Abschaltung von Schkopau sichern zu wollen. Das Ergebnis des so beschworenen Ost-West-Konflikts ist bekannt: Laut Fahrplan im jüngst vom Kabinett beschlossenen Kohleausstiegsgesetz soll Schkopau nun bis 2034 laufen.
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Der Ausstieg der Düsseldorfer so kurz nach dem politischen Kompromiss klingt deshalb konsequent. „Mit dem Verkauf unserer Beteiligung am Kraftwerk Schkopau setzen wir unsere ambitionierten Pläne zur Dekarbonisierung unseres Portfolios konsequent um“, sagte Uniper-Chef Schierenbeck.