Essen. Erleichterung über Öffnung von Gastronomie und Kaufhäusern. Doch besonders die Tourismusbranche und das Gastgewerbe fürchten weiter Pleitewelle.
Die Wirtschaft in NRW reagiert mit großer Erleichterung auf die Lockerungen der Corona-Beschränkungen, insbesondere auf die Verlagerung der Verantwortung in die Hände der Länder: „Die heutige Vorstellung der weiteren Öffnungspläne durch Ministerpräsident Laschet wird für große Erleichterung in vielen Betrieben im Handel, in der Gastronomie-, Tourismus- und Freizeitbranche sorgen“, erklärt Thomas Meyer, Präsident von IHK NRW, dem Dachverband aller Industrie- und Handelskammern.
Touristik-Unternehmen droht trotzdem Insolvenz
Trotzdem bliebe es für die Betriebe in vielen Branchen schwer: „Für viele Unternehmen im Event- und Cateringbereich, im Messe- und Veranstaltungsgeschäft sowie in der Freizeit- und Touristikwirtschaft fehlt weiterhin jede Perspektive. Ohne weitere finanzielle Unterstützungsmaßnahmen – wie es Baden-Württemberg heute angekündigt hat – wird es in diesen Branchen daher bald nicht mehr gehen“, sagte Meyer. Bereits im April habe eine IHK-Umfrage ergeben, dass sich drei von vier Unternehmen im Reisegewerbe 2020 von einer Insolvenz bedroht sehen.
Auch das Gastgewerbe reagierte zwiegespalten. Der Branchenverband Dehoga NRW begrüßte, dass es nun einen Öffnungstermin gebe, auch wenn es „sportlich“ für die Gastronomen werde, sich bis kommenden Montag vorzubereiten, weil die Hygiene-Vorgaben im Detail noch fehlen.
Doch der Dehoga hatte auch ein Rettungspaket für seine Branche gefordert, von dem noch keine Rede ist. „Ohne Rettungspaket sind die Lockerungen wenig wert“, sagte ein Dehoga-Sprecher unserer Zeitung, weil den Wirten wegen der Abstandsregeln auch nach der Öffnung 50 bis 80 Prozent Umsatzeinbußen drohten. „Ohne Rettungspaket werden Tausende die kommenden Wochen und Monate nicht überstehen“, warnte er.
Handel froh über Ende der „Wettbewerbsverzerrung“ in NRW
Der Handelsverband NRW ist vor allem darüber froh, dass nun alle Geschäfte ohne Flächenbegrenzung wieder öffnen dürfen. „Gerade die Kaufhäuser hatten riesige Umsatzeinbußen. Wir sind froh, dass die Wettbewerbsverzerrungen nun beseitigt werden“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands. In NRW durften etwa Möbelhäuser und Babymärkte bereits ohne Flächenbegrenzung öffnen, Kaufhäuser nur auf 800 Quadratmetern. Das setzt besonders dem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof zu, der in einem Schutzschirmverfahren um sein Überleben kämpft und gegen die Ungleichbehandlung geklagt hatte.