Bochum. Das Ruhrgebiet bekommt eine eigene Immobilienmesse. Sie wird unter dem Titel Meet@Ruhr im Februar 2021 in Bochum stattfinden. Das sind die Ziele.
Anfang Oktober ist es wieder soweit: Dann machen sich Karawanen von Akteuren der Immobilienbranche aus dem Ruhrgebiet auf den Weg nach München zur Messe Expo Real – um in mehr als als 600 Kilometern Entfernung miteinander ins Gespräch zu kommen. Im kommenden Jahr erhalten sie einen Treffpunkt in der Region. Am 17. und 18. Februar findet im Bochumer Ruhr-Congress die Immobilienmesse „Meet@Ruhr“ statt.
Eine Forderung der Industrie- und Handelskammern
„Wir treffen uns immer woanders, aber nie im Ruhrgebiet“, so Veranstalter Dirk Leutbecher. Deshalb hat er sich zum Ziel gesetzt, die Meet@Ruhr zunächst als große regionale Fachmesse in NRW zu etablieren, um sie später darüber hinaus weiter zu entwickeln. Genau das hatten die Industrie- und Handelskammern des Ruhrgebiets als eine ihrer 40 Ruhrideen gefordert. An den zwei Tagen sollen Städte, Projektentwickler, Investoren, Architekten, aber auch Start-ups und Universitäten, die in dieser Branche tätig sind, in Kontakt kommen. Das Besucherpotenzial sei riesig. Nicht nur viele der großen Akteure sitzen im Revier, NRW habe mit rund 31.000 Architekten die größte Dichte in ganz Deutschland, an den Hochschulen der Region gebe es rund 25.000 Studenten, die sich mit Bau- und Immobilienthemen beschäftigen.
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Es ist das inzwischen Jahrzehnte alte Leid, das Leutbecher den Impuls lieferte, das Wagnis einer Messe einzugehen. Die Metropolregion Ruhrgebiet habe in ihrer Außendarstellung und in der Wahrnehmung nach wie vor Defizite. Dabei habe das Ruhrgebiet eine Menge zu bieten. So gehöre die Region zu den acht stärksten Immobilienstandorten in Deutschland, und beim Blick auf den Büromarkt sei das Revier die Nummer zwei hinter Berlin. Außerdem gelte NRW - und damit die Metropole Ruhr - als Zukunftsregion Nummer 1 für ausländische Direktinvestitionen.
Bisher fehlt die Möglichkeit sich hier zu vernetzen
Sven Frohwein, Sprecher von der Bochumer Wirtschaftsentwicklung, weist ebenfalls auf diese merkwürdige Unwucht hin: Bei der Expo Real sei für die Ruhrgebietskommunen klar, dass man zusammenarbeite und sich gegenseitig helfe, doch in der Region selbst fehle die Möglichkeit, sich zu vernetzen. Eine Messe böte die Chance, die vielen Potenziale nach außen zu tragen.
Dirk Leutbecher will bei der Premiere im kommenden Jahr Facetten beleuchten, die bislang noch nicht im Fokus stehen. So soll sich die Immobilienbranche besser mit den Universitäten vernetzen, dazu seien bereits eine Reihe von Hochschulen kontaktiert worden. Ein weiteres Augenmerk gilt den Start-ups in der Branche. Auch im Immobilienbereich gilt: Die Digitalisierung krempelt manche Geschäftsmodelle um, Beispiel: Bunte Broschüren dürften bald der Vergangenheit angehören, um Bauprojekte darzustellen. Sie werden nach und nach von 3D-Visualisierungen abgelöst werden. Die Messe soll Start-ups und mögliche Investoren zusammenbringen.
Blick über die Grenze Richtung Benelux-Länder
Auch wenn die Region im Blickpunkt steht, Leutbecher schaut auch über Grenzen - zum Beispiel in die Benelux-Staaten. Gerade Niederländer würden das Ruhrgebiet als Sprungbrett betrachten. Was hier funktioniere, würden sie auf ganz Deutschland übertragen. Auch nach China hat der Veranstalter seine Fühler ausgestreckt. Aus gutem Grund: NRW sei mit Abstand der wichtigste Investitionsstandort für China sei. Über 50 Prozent aller Direktinvestitionen in Deutschland flössen nach NRW. Und seit 2018 gebe es ein enormes Interesse an Wohnimmobilien in Deutschland, so Mario Lucas, Leiter des China-Kompetenzzentrums für das Mittlere Ruhrgebiet. Durch eine Messe bestehe die Möglichkeit, chinesischen Besuchern die Stärken des Ruhrgebiets darzustellen.
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Dirk Leutbecher ist nicht so kühn, der Expo Real schon jetzt den Titel als deutsche Leitmesse streitig machen zu wollen, aber klar sei, dass es eine Nachfrage nach diesem Veranstaltungsformat im Ruhrgebiet gebe. Das zeige die Tatsache, dass die Immobilienkonferenz Ruhr, die Leutbecher in Herne veranstaltet, inzwischen pro Jahr rund 500 Teilnehmer begrüße.
„Nicht nur im eigenen Saft schmoren“
Bei den Akteuren kommen die Pläne für die Meet@Ruhr an. „Die Immobilienmesse im Herzen des Ruhrgebiets ist ein positives Signal für die Metropole Ruhr“, sagte der Essener Makler Eckhard Brockhoff unserer Zeitung. Besonders im letzten Jahr sei deutlich zu sehen gewesen, dass B- und C-Standorte immer weiter in das Interesse von Unternehmen und Investoren träten. Im Vergleich zu den A-Standorten sei das Revier noch renditestark und habe Flächen verfügbar. In Zukunft spiele hier die Musik, und deshalb gehöre die Immobilienmesse auch hier hin. „Wichtig für das Gelingen ist es aber, dass das Ruhrgebiet auf der Messe nicht nur ‚im eigenen Saft schmort‘, sondern auch Besucher und Entscheider von außerhalb kommen. Die Messe muss national und international beworben werden“, so Brockhoff.