Ruhrgebiet. Mit neuem Selbstbewusstsein geht das Ruhrgebiet auf der Immobilienmesse Expo Real auf Investorenfang. Die Chancen stehen nicht schlecht.

Auf der weltgrößten Immobilien-Messe Expo Real in München hat das Ruhrgebiet am Montag nicht nur den größten Stand eröffnet. Der imposante Auftritt unterstreiche auch „das neue Selbstbewusstsein der Region“, meint Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Business Metropole Ruhr GmbH (BMR). Noch bis Mittwoch präsentiert das Revier dem internationalen Fachpublikum herausragende Neubau-Projekte – auch in der Hoffnung, potente Investoren dafür zu finden.

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Die Scheinwerfer am Messestand des Ruhrgebiets sind in diesem Jahr ganz besonders auf Duisburg gerichtet. Mit 6-Seen-Wedau präsentiert die Stadt die Pläne für einen ganz neuen Stadtteil. Gegenüber der Regattabahn sollen auf einer 90 Hektar großen Brachfläche eines längst stillgelegten Eisenbahnwerks 3000 Wohnungen, zwei Gewerbegebiete und ein Nahversorgungszentrum entstehen. 6-Seen-Wedau gilt aktuell als das größte Bauprojekt in NRW und es ist längst nicht mehr nur Zukunftsmusik. Im kommenden Jahr will die städtische Immobiliengesellschaft Gebag, die das Areal erworben hat, mit der Vermarktung der ersten Flächen beginnen.

Die Spitzen des Ruhrgebiets auf der Expo Real in München.
Die Spitzen des Ruhrgebiets auf der Expo Real in München. © BMR | BMR

„In Duisburg wird nicht nur angekündigt, hier wird auch realisiert“, sagt Oberbürgermeister Sören Link und fügt hinzu: „Wer A sagt, muss jetzt B sagen.“ Mit diesem Spruch umschreibt der SPD-Politiker ein Phänomen, das sich seit einer Weile abzeichnet: Weil mit dem Immobilienboom die sogenannten A-Städte Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Stuttgart so gut wie leergefegt und kaum noch zu bezahlen sind, lenken B-Standorte wie Essen, Dortmund, Bochum und Duisburg die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich. Sie „stehen hoch im Kurs“, betont Link. Die Chancen, Geldgeber ins Ruhrgebiet zu locken, steigen also. BMR-Chef Rasmus C. Beck spricht von einer „Erfolgsformel aus attraktiven Renditen durch moderate Kaufpreise und steigende Mieten bei einem überschaubaren Risiko“.

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275 Millionen Euro öffentliche Gelder sollen in den nächsten zehn Jahren in die Freiheit Emscher an der Grenze von Essen und Bottrop fließen. Die beiden Städte und die RAG Montan Immobilien GmbH als dritte Partnerin des Mammut-Projekts rechnen damit, dass der Aufbau der Infrastruktur rund eine Milliarde Euro private Investitionen nach sich ziehen werde. „Wo sich die Großstädte Essen und Bottrop den Rücken zukehrten, wollen wir einen zentralen und vitalen Wirtschaftsstandort mit hoher Arbeitsplatzdichte schaffen“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) am Montag bei der Eröffnung des Revier-Stands auf der Expo Real. Auf den 1700 Hektar sollen fünf Gewerbegebiete, aber auch Wohnungen und Freizeiteinrichtungen entstehen.

Digitalquartier am Dortmunder Hafen

Bis zu 5000 neue Arbeitsplätze erhofft sich Dortmund von der Weiterentwicklung des Hafens. Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) kündigte am Montag in München an, die nördliche und südliche Speicherstraße städtebaulich zu öffnen. Geplant sei ein neues Digitalquartier zum Arbeiten, aber auch für die Freizeit. Sierau spricht von einen „digitalen und urbanen Gründungs- und Wissensquartier“.

Bochum rührt bei der Expo Real die Werbetrommel für ein neues Geschäftsquartier, das prägend für die Neugestaltung der Innenstadt sein soll. Auf den ersten beiden Ebenen des „Viktoria Karrees“ sollen neue Handelskonzepte den Weg nach Bochum finden. Der Baustart ist für das kommende Jahr geplant. Für Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ist das Karree ein Beweis dafür, dass „namhafte Projektentwickler am Standort Bochum Interesse“ hätten.

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Der Markt für gewerbliche Immobilien im Ruhrgebiet brummt. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz in diesem Bereich nach Zahlen der BMR rund 2,6 Milliarden Euro. Danach liegen die Spitzenmieten in 1a-Einzelhandelslagen inzwischen bei 212 Euro pro Quadratmeter. Der Durchschnitt vergleichbarer B-Standorte liegt bei 134 Euro pro Quadratmeter.