Bochum. Der Berliner Start-up-Experte Nico Gramenz warnt davor, das Ruhrgebiet und Berlin gegeneinander auszuspielen. Er setzt auf Zusammenarbeit.
Nico Gramenz ist Chef des Innovationscampus Factory Berlin, über den im vergangenen Jahr rund 58 Prozent der Start-ups der Hauptstadt entstanden sind. Beim Ruhr-Summit berichtet Gramenz am Mittwoch, wie Berlin und das Ruhrgebiet bei Existenzgründungen enger zusammenrücken können.
Herr Gramenz, das Ruhrgebiet will Berlin den Rang als Gründer-Hochburg abrennen. Hat es eine Chance?
Nico Gramenz: Konkurrenz in etablierten Wirtschaftsbereichen wie der Automobil- oder Chemieindustrie macht Sinn. Als Start-up-Ökosystem haben wir aber einen übergeordneten Auftrag. Wir müssen uns mit anderen Ökosystemen in Europa vernetzen. Da bringt es nichts zu schauen, wer größer ist. Nach Zahlen sind Berlin und das Ruhrgebiet ohnehin auf Augenhöhe.
Was können Berlin und das Ruhrgebiet voneinander lernen?
Berlin ist stark bei Technologien wie Blockchain, Big Data und Internet der Dinge, aber auch in der Kreativwirtschaft. Berlin hat internationale Anziehungskraft. Das Ruhrgebiet profitiert von seiner schieren Größe, seinem dichten Hochschulnetz und seinen Konzernen, die digitale Lösungen brauchen. Überdies ist das Ruhrgebiet bei der IT-Sicherheit europaweit vorn und vergleichsweise preisgünstig. Durch Offenheit und Vertrauen untereinander können beide Regionen voneinander profitieren. Deswegen haben wir eine strategische Partnerschaft mit dem Ruhr-Hub, um dem Austausch eine entsprechende Plattform zu geben.
Ist der Eindruck richtig, dass Start-ups im Ruhrgebiet Probleme haben, Finanzierungen zu finden?
In Berlin sitzen in der Tat mehr internationale Investoren – 2017 flossen beispielsweise rund drei Milliarden Euro in Berliner Start-ups, während Start-ups in NRW nur 96 Millionen Euro einsammelten. Diese Zahlen zeigen: Wir brauchen ein Netzwerk, das Investoren über Berliner Grenzen hinaus mit Start-ups zusammenbringt. Überhaupt ist es nötig, in Europa ein Klima der Investitionsbereitschaft zu schaffen.