Essen/Düsseldorf. Investor SCP hat den Kauf der Real-Märkte in Brüssel angemeldet. Metro will Klarheit bis zur Hauptversammlung. Mitarbeiter bleiben im Ungewissen.
Der Verkauf der schwer angeschlagenen Supermarktkette Real steht kurz vor dem Abschluss. Ein Investoren-Konsortium aus SCP und X+Bricks will die 276 Märkte und deren rund 34.000 Mitarbeiter komplett von der Metro übernehmen, die Kette aber anschließend zerschlagen.der nervenkrieg um die kette real geht in die verlängerungDie Londoner Investorengruppe SCP mit russischen Wurzeln hat den Deal nun bei der EU-Kommission angemeldet. Die Zustimmung der Brüsseler Wettbewerbshüter gilt als Formsache. Bis zur Hauptversammlung der Muttergesellschaft Metro, so ist aus dem Umfeld des Düsseldorfer Konzerns zu hören, soll der Verkauf vorbehaltlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden in trockenen Tüchern sein.
Wie es mit ihrer Filiale weiter geht, wissen die Beschäftigten dann aber immer noch nicht. Rund 40 besonders verlustträchtige Standorte sollen dem Vernehmen nach geschlossen werden, maximal 50 unter der Real-Flagge bestehen bleiben. Die restlich knapp 200 Märkte des so genannten „SB Warenhauses“ wollen die Investoren weiterverkaufen. Interesse zeigen bisher vor allem Kaufland, Edeka und Tegut. Die Zerschlagung soll ausgerechnet der frühere Kaufland-Chef Patrick Kaudewitz überwachen, der deutsche Handelsimmobilien-Investor X-Bricks hat ihn gerade erst eigens dafür eingestellt.
Verkauf vor der Hauptversammlung fix
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„Die Gespräche zwischen der Metro AG und der SCP Group sind soweit fortgeschritten“, sagte eine Metro-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion zur Anmeldung der Kaufabsicht in Brüssel. Eigentlich sollte der Kaufvertrag bereits Ende Januar unterschrieben sein, das dürfte nun in den kommenden Tagen geschehen. Zur Hauptversammlung am 14. Februar will Metro-Chef Olaf Koch den Aktionären Vollzug verkünden können.
Die Genehmigung der EU-Kommission wird bis dahin wohl nicht vorliegen, sie hat eine erste Frist bis 10. März gesetzt. Im Umfeld des Unternehmens wird damit gerechnet, bis dahin grünes Licht aus Brüssel zu erhalten. Schließlich hatte die EU-Kommission auch den im vergangenen Herbst bereits angemeldeten Kauf der Real-Märkte durch den seinerzeit bevorzugten Investor Redos ohne viel Aufhebens durchgewunken.
Metro wird das Kartell-Risiko los
Das sagt freilich nichts darüber aus, wie die Wettbewerbshüter zum beabsichtigten Weiterverkauf der meisten Real-Märkte an Konkurrenten stehen. Darüber entscheidet aber nicht mehr Brüssel, sondern das Bundeskartellamt, das für seinen strengen Blick insbesondere auf den deutschen Lebensmittelhandel bekannt und in der Branche berüchtigt ist. Die Metro wird sich darum aber nicht mehr sorgen müssen, wenn sie Real an das deutsch-russische Konsortium verkauft. Denn im Gegensatz zum Immobilieninvestor Redos sind SCP und X+Bricks bereit, dieses Risiko zu übernehmen.
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Sie kaufen Real zuerst als Ganzes mit allen Filialen und wollen die Kette anschließend zerschlagen. Für jede Weitergabe müssen sie dann selbst die Genehmigung der deutschen Kartellbehörden einholen. Der Verkauf an Redos wäre erst zustande gekommen, nachdem alle Genehmigungen vorgelegen hätten. Auch deshalb gab die Metro dem Konsortium im Dezember überraschend den Vorzug für Exklusivverhandlungen.
Kaufland und Edeka haben Interesse
Die konkretesten Pläne hat Kaufland mit der Übernahme von rund 100 Real-Märkten. Die großflächigen Kaufland-Supermärkte mit großen Drogerie- und Textil-Abteilungen kommen dem Real-Konzept sehr nahe. Kaufland war zunächst allerdings ein Ausschlussgrund für X+Bricks als Bieter, weil es eine Kooperationsvereinbarung mit Kaufland hatte. Auch, um das Risiko einer Ablehnung durch das Bundeskartellamt zu senken, hatte Metro daher Redos bevorzugt. Diese Vereinbarung haben SCP und X+Bricks inzwischen aufgelöst. Dass der Ex-Chef des größten Interessenten Kaufland nun die Zerschlagung managen soll, lässt in dem Zusammenhang allerdings wieder aufhorchen.
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Edeka hatte bereits im vergangenen Herbst die Übernahme von 87 Real-Filialen beim Bundeskartellamt angemeldet, Tegut hatte ein Auge auf sieben Real-Märkte geworfen. Bei Edeka hatte die Bonner Behörde sich Zeit für die Prüfung nehmen wollen, Kartellamtschef Andreas Mundt „umfassende Ermittlungen für die Absatz- und Beschaffungsmärkte“ angekündigt. Wen das an die zerfahrene Hängepartie beim Verkauf der Kaiser’s/Tengelmann-Supermärkte an Edeka und letztlich auch Rewe erinnerte, dem kamen schnell erste Zweifel an einer raschen Zustimmung aus Bonn.
Nachdem Metro die Verhandlungen mit Redos abbrach und eine Absichtserklärung mit SCP und X+Bricks unterzeichnete, nahm Edeka seinen Antrag kurz vor Weihnachten zurück. Nun warten die Kartellwächter in Bonn zunächst erneut auf die Entscheidung aus Brüssel zur Übernahme der gesamten Real-Kette ab. Interessenten wie Kaufland und Edeka werden anschließend ihre Kaufabsichten beim Bundeskartellamt anmelden müssen. Gewissheit für die Real-Mitarbeiter, ob ihre Filiale verkauft wird und wenn ja, an wen, wird es demnach so bald nicht geben.
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet einen drastischen Stellenabbau bei Real und fordert Sicherheiten für ide Mitarbeiter bei einer Übernahme. Die Sorge von Betriebsräten, 10.000 Arbeitsplätze seien in Gefahr, wies Metro unlängst zurück.