Duisburg. Nach 20 Monaten muss Jens Wegmann seinen Vorstandsposten bei KlöCo räumen. Zuvor kostete ihn die Goldarmband-Affäre seinen Job bei Thyssenkrupp.
Der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) trennt sich nach nur gut anderthalb Jahren vom früheren Thyssenkrupp-Manager Jens Wegmann. Die Duisburger hatten ihn Ende 2017 geholt und eigens für Wegmann den neuen Vorstandsposten für das operative Geschäft (COO) geschaffen. Nun heißt es bei KlöCo, diese Funktion werde nicht mehr benötigt, weil man „im Zuge der Neuaufstellung des Vorstands“ eine „weitere Dezentralisierung der Aktivitäten beschlossen“ habe.
Wegmann musste 2016 nach einer Korruptionsaffäre als Chef der Anlagenbau-Sparte Industrial Solutions bei Thyssenkrupp gehen. Sein Arbeitgeber hatte ihm vorgeworfen, er habe ein wertvolles Goldarmband für seine Frau von einem pakistanischen Geschäftspartner angenommen. „Ich habe einen Fehler gemacht, den ich sehr bedaure und aus dem ich die Konsequenzen ziehe“, ließ sich Wegmann seinerzeit in der entsprechenden Mitteilung von Thyssenkrupp zur Auflösung des Vertrags zitieren.
Kühle Abschiedsworte, keine Würdigung
KlöCo trennt sich nun leise bis unterkühlt von Wegmann: „Der Aufsichtsrat dankt Jens Wegmann für sein Engagement und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute“, heißt es in der Mitteilung. Eine Würdigung seiner 20-monatigen Tätigkeit findet sich nicht darin. Er scheide „zum 31. Juli 2019 im Einvernehmen“ aus, heißt es – auch das an dieser Stelle eigentlich obligate „beiderseitig“ fehlt. Wegmann hatte noch einen bis Ende November 2020 laufenden Vertrag.
Neuer Finanzchef Falk entlastet Konzernchef Rühl
Für KlöCo-Chef Gisbert Rühl wichtig ist die Besetzung des seit Mai vakanten Finanzchefs: Nach dem Wechsel von Marcus Ketter zum Anlagenbauer Gea tritt nun Oliver Falk seine Nachfolge an, ein Manager aus dem eigenen Hause. Kommissarisch hatte Rühl das Finanzressort selbst geführt. Er übernimmt dafür nun die zuletzt von Wegmann ausgeübte operative Leitung in Europa. Die US-Geschäfte soll John Ganem führen, der dafür in den Konzernvorstand berufen wird. So ganz verzichtet der SDax-Konzern demnach dann doch nicht auf die zentrale Steuerung des Tagesgeschäfts.
Klöckner & Co ist einer der größten Stahlhändler ohne eigene Produktion, der weltweit 8500 Mitarbeiter in 13 Ländern beschäftigt. Während der geplanten Aufspaltung des Thyssenkrupp-Konzerns war KlöCo bis zur Absage dieser Pläne im Mai immer wieder Interesse am Stahlhandel des Dax-Konzerns nachgesagt worden. Rühl selbst hatte sich einerseits stets gesprächsbereit gezeigt, andererseits erklärt, eine Übernahme der Thyssenkrupp-Tochter Material Services sei für KlöCo zu groß.
Wegmanns früherer Arbeitgeber ist in der KlöCo-Zentrale nach wie vor ein Dauerthema, denn die Spekulationen über einen Zusammenschluss der beiden Stahlhandelsunternehmen halten sich bis heute. Allerdings haben sich die Vorzeichen inzwischen umgedreht: Nun wird Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff seinerseits Interesse an einer Übernahme von KlöCo nachgesagt, er habe darüber bereits mit Rühl gesprochen, berichtete das Manager Magazin im Juni.
Spekulationen über Fusion mit Thyssenkrupp
Zum radikalen Kursschwenk von Kerkhoff würde das grundsätzlich passen: Weil die EU-Kommission die Stahlfusion mit Tata verbot, sagte Kerkhoff gleich den gesamten Teilungsprozess ab. Damit wurde der Stahl über Nacht vom abzutrennenden Relikt wieder zum Kerngeschäft. Die Stahlproduktion will Kerkhoff nun mit einem Sparprogramm sanieren, im Stahlhandel wären noch Konsolidierungen durch Zukäufe und Fusionen möglich. Thyssenkrupp Material Services erzielte zuletzt rund 13,6 Milliarden Umsatz im Jahr, KlöCo 6,8 Milliarden. Nach heftigem Einbruch der Aktie, deren Kurs sich binnen Jahresfrist mehr als halbiert hat, ist KlöCo an der Börse nur noch rund 455 Millionen Euro wert. Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff erwartet aus dem geplanten Teilbörsengang seiner Aufzugsparte Milliardeneinnahmen.