Köln/Essen. Die österreichische Signa-Holding wird zum alleinigen Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof. Erstes Ziel: das Senken der Personalkosten.
Nun hat sich der Österreicher René Benko seinen Traum von der Deutschen Warenhaus AG unter seiner Ägide vollends erfüllt: Benkos Signa Holding übernimmt sämtliche Anteile an der bereits fusionierten Kaufhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof von der nordamerikanischen Hudson’s Bay Company (HBC). Darauf habe man sich mit HBC geeinigt, teilte Signa am Montage mit. Die Kanadier waren noch knapp zur Hälfte an Karstadt und Kaufhof beteiligt.
Damit kann Benkos Mann für die Warenhaus-Sanierung, Stephan Fanderl, endgültig durchregieren. Der Manager hatte bereits die hoch defizitären Karstadt-Häuser mit einer harten Sanierung binnen drei Jahren aus den roten Zahlen geholt. Nach der Fusion will er nun auf ähnliche Weise die 94 Kaufhof-Filialen wieder rentabel machen. Dafür sollen wie vor vier Jahren bei Karstadt zuerst die Personalkosten gesenkt werden - durch den Abbau von 1000 Stellen in den Filialen, rund 600 in der Kaufhof-Verwaltung und durch den Austritt aus der Tarifbindung.
Angespannte Atmosphäre in der Belegschaft
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Entsprechend angespannt ist die Atmosphäre in der Kaufhof-Belegschaft. Sie hat harte Jahre mit mehreren Besitzerwechseln hinter sich, die bisher nicht zu ihrem Vorteil gereichten. 2015 übernahm Hudson‘s Bay die seinerzeit noch rentable Kaufhaus-Kette von der Metro. Der deutsche Handelskonzern wollte seine traditionsreichen Warenhäuser schon lange loswerden, sie aber auf keinen Fall dem Konkurrenten Karstadt überlassen. Dessen Besitzer Benko hatte schon damals mitgeboten.
HBC, der älteste nordamerikanische Handelskonzern, wollte den europäischen Markt aufmischen und versprach sich und den Beschäftigten Großes. Die schon damals zahlreichen Skeptiker sollten jedoch Recht behalten: Mit HBC ging es für Kaufhof noch weiter bergab - tief in die roten Zahlen. Während der Kaufhof in den Jahren zuvor im Gegensatz zu Karstadt stets noch Gewinne erwirtschaften könnte, drehte sich die Lage. Nun vom einst unterlegenen Konkurrenten, der bereits eine Insolvenz hingelegt hatte, geschluckt zu werden, fällt vielen im Kaufhof schwer und kratzt am Selbstbewusstsein, wie aus Belegschaftskreisen zu hören ist. Aktuell überlegen viele, ob sie die im Sozialplan angebotene Abfindung nehmen und freiwillig gehen.
400 neue Stellen in Essen
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Dass HBC sich nun ganz zurückzieht, hat für die Beschäftigten kaum Auswirkungen, hatte Fanderl mit der knappen Mehrheit auch zuvor schon das Sagen und von Essen aus die Sanierung eingeleitet. Nun kann er ohne amerikanischen Partner allerdings ungestört fortfahren, das Vertrauen Benkos ist ihm gewiss. „Die Entscheidungswege werden kürzer. Das ist wichtig und richtig“, sagte Fanderl am Sonntag und sprach von einer guten Nachricht für das Unternehmen. „Knapp sieben Monate nach dem Zusammenschluss beider Warenhaus-Unternehmen können wir den für alle Mitarbeiter anspruchsvollen und herausfordernden Sanierungs- und Integrationsprozesses mit hoher Verlässlichkeit auf der Eigentümerseite fortführen“, so Fanderl, der auch Geschäftsführer der Signa Retail ist.
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Die Kaufhof-Zentrale in Köln wird weitgehend abgewickelt, in der Karstadt-Verwaltung an der A52 in Essen-Bredeney entstehen derweil 400 neue Stellen. Damit wird die Karstadt-Zentrale deutlich gestärkt und wächst wieder auf rund 1600 Mitarbeiter. So viele arbeiteten dort zuletzt 2015 vor dem damaligen Stellenabbau bei Karstadt.
Vollzug im Herbst erwartet
Zum Kaufpreis der restlichen Hälfte machte Signa keine Angaben. HBC sprach hingegen von einer Kaufsumme von rund einer Milliarde Euro. Wichtig für den Immobilien-Spezialisten Benko: HBC verkauft ihm auch seine 50 Prozent an den Kaufhaus-Immobilien, von denen die meisten in bester Innenstadt-Lage stehen. Signa behält auch die belgische Galeria Inno ganz, HBC erhält allein das niederländische Geschäft und behält so einen Fuß im europäischen Markt.
Laut Signa sind die entsprechenden Verträge bereits von beiden Unternehmen unterschrieben. Der Vollzug werde für den Herbst erwartet, zuvor müssen noch die Wettbewerbsbehörden zustimmen.