Bochum. . Vonovia wehrt sich gegen Vorwürfe von Mieterschützern: Nach eigenen Berechnungen liegen ihre Nebenkosten unter dem Bundesdurchschnitt.

Am Vorabend der für Donnerstag geplanten Vonovia-Hauptversammlung wollen sich die Mietervereine des Ruhrgebiets im Bahnhof Langendreer schon einmal Luft verschaffen über „Mieterhöhungen und Mieterverdrängung“. Die Wut gegen den Bochumer Dax-Konzern ist groß.

Doch Vonovia hat seine Strategie geändert und geht gegen erhobene Vorwürfe immer lauter in die Offensive. Am Freitag veröffentlichte das Unternehmen eine aufwändige Auswertung der Nebenkosten-Abrechnungen für die Jahre 2016 und 2017, um den Vorwurf klagender Mieter zu entkräften, mit vermeintlich überteuerten Kosten etwa für Hausmeister den Gewinn noch weiter zu steigern.

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Der scheidende Vorstand Klaus Freiberg legt sich fest: „Für die Aussage, dass unsere Nebenkosten seit Jahren steigen und unsere Mieter höhere Nebenkosten tragen als andere, gibt es keine Grundlage“, sagt er und zieht als Beweis die unternehmensinterne Auswertung von mehr als 700.000 Betriebs- und Heizkostenabrechnungen heran. Danach zahlten Vonovia-Mieter 2016 im Schnitt 2,61 Euro Nebenkosten, 2017 seien es 2,55 Euro pro Quadratmeter gewesen. Der bundesweite Betriebskostenspiegel des Mieterbundes für 2016 kommt auf einen Durchschnitt von 2,79 Euro. Zahlen für 2017 liegen ihm noch nicht vor. Demnach zahlen Vonovia-Mieter weniger Nebenkosten als andere.

Vonovia-Vorstand Klaus Freiberg.
Vonovia-Vorstand Klaus Freiberg. © Ingo Otto

Nach Freibergs Angaben sind sie ohnehin nur teilweise vom Vermieter zu beeinflussen. Mehr als 40 Prozent der Nebenkosten wie Heizung, Wasser und Strom seien vom individuellen Verbrauch abhängig. Die Preise seien in den vergangenen Jahren gestiegen. Das gelte auch für staatliche Gebühren für Grundsteuer, Straßenreinigung, Müll und Entwässerung, die auf Mieter umgelegt werden. Diese „durchlaufenden Posten“ lagen in Vonovia-Wohnungen im Schnitt bei 1,00 Euro (2016) und 1,02 Euro (2017) pro Quadratmeter. Der bundesweite Betriebskostenspiegel des Mieterbundes weist weniger aus: 0,73 Euro für 2016. Vonovia erklärt die Differenz mit den sehr unterschiedlichen Gebührenordnungen in den Kommunen.

Nebenkosten hängen auch vom Verbrauch ab

Gut ein Drittel der Nebenkosten entfallen nach Angaben des Bochumer Konzerns auf Leistungen, zu denen Vermieter verpflichtet seien: technische Wartungen, Grünschnitt oder Schneeräumen. Hier liege Vonovia stabil bei 0,35 Euro. Der bundesweite Betriebskostenspiel weist 0,42 Euro aus.

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„Wenn wir Fehler machen, dann korrigieren wir sie“, sagt Vorstand Freiberg. Die Quote zu Recht beanstandeter Nebenkostenabrechnungen liege aber unter 0,8 Prozent. Ein Münchener Amtsgericht gab einem Vonovia-Mieter, der die Höhe von Hausmeister-Kosten beklagte, kürzlich in Teilen Recht. Der Konzern will das Urteil aber nicht akzeptieren und geht in die Berufung.