Essen. . Mehrere Ruhrgebietsstädte bereiten den Ausstieg aus dem Essener Energiekonzern Steag vor. Stadträte bekommen Unterlagen zur Steag auf den Tisch.
Die an der Steag beteiligten Ruhrgebietsstädte bereiten in diesen Tagen schrittweise den Ausstieg aus dem Essener Energiekonzern vor. Dazu will man in einem ersten Schritt den Weg dafür freimachen, Anteile notfalls auch an nicht-kommunale Interessenten zu veräußern.
Eine entsprechende Änderung im Gesellschaftsvertrag der KSBG, in der die sechs Revier-Stadtwerke ihre Anteile gebündelt haben, bekommen sämtliche Stadträte auf den Tisch. Doch keine der beteiligten Kommunen geht bislang so weit wie Essen, wo die Stadtverwaltung dem Rat sogar ausdrücklich empfiehlt, „zeitnah“ einen Verkaufsprozess in die Wege zu leiten.
Kufen und Schranz verweisen auf Auslandsgeschäft
In der Begründung für diesen Schritt wird Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) ungewohnt deutlich: Angesichts der Lage auf dem Energiemarkt müsse die Steag hohe Investitionen überwiegend im internationalen Umfeld tätigen. „Die Kommunen beziehungsweise deren Stadtwerke sind aufgrund fehlender internationaler Erfahrung, begrenzter Finanzkraft und eigener regionaler Fokussierung für diesen Prozess nur begrenzt der richtige Partner.“
Ähnlich skeptisch äußert sich Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU): „Bereits beim Erwerb der Steag-Anteile habe ich die Auffassung vertreten, dass mit Blick auf das Auslandsgeschäft Kommunen tatsächlich nicht die richtigen Ansprechpartner sind.“
Dortmund bekennt sich zur Steag
Dortmunds Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke dagegen bekannte sich wiederholt zur Beteiligung an der Steag. Die Steag gehört derzeit über die Beteiligungsfirma KSBG den Städten Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken. Für 1,2 Milliarden Euro hatten die Kommunen den Energiekonzern vor einigen Jahren vom Chemiekonzern Evonik gekauft. Angesichts der Energiewende ist der auf Kohlekraftwerke spezialisierte Steag-Konzern unter Druck geraten.
Unlängst hatten sich die Kommunen darauf verständigt, einen Anteilsverkauf einzelner Stadtwerke ab Anfang 2020 zu ermöglichen. Fraglich ist, wer übernehmen könnte. Die mit mehreren Banken vereinbarte Finanzierung zur Steag-Übernahme durch die Kommunen läuft in einigen Monaten aus. Die Städte sollen durch Gesellschafterdarlehen in die Pflicht genommen werden. So ist absehbar, dass die Kommunen mit zusätzlichen Millionenbeträgen ins Risiko gehen.