Düsseldorf. Internetportale wie Auxmoney und Smava bieten Menschen, die einen Kredit benötigen, eine ernstzunehmende Alternative zur Bank. Sie können sich das Geld dort von anderen Privatpersonen leihen. Ein lohnenswertes Geschäft für beide Seiten, wenn man die Risiken kennt.
Rolf will sich einen Gebrauchtwagen kaufen, seine Hausbank bietet ihm allerdings nur einen Kredit an, wenn er bereit ist, dafür zehn Prozent Zinsen zu zahlen. Mareike ist selbstständig und plant, sich eine neue Büroausstattung zuzulegen, doch ihre Bank verweigert ihr einen Kredit, weil ihr Einkommen stark schwankt. Matthias wird bald Vater und braucht dringend eine Erstausstattung fürs Kinderzimmer. 2500 Euro fehlen dafür, doch seine Bank bietet ihm nur die Erweiterung seines Dispo-Kredites an.
Diese drei – zugegeben erfundenen – Fälle sind beispielhaft für Kreditgesuche auf Internetplattformen wie Auxmoney oder Smava. Private bitten dort Private um Kredit – und bieten attraktive Zinsen. Lohnenswert ist das also für beide Seiten – wenn man die Risiken kennt.
Hürde nicht so hoch wie bei Banken
Auxmoney ist vor sechs Jahren gestartet. Das Düsseldorfer Unternehmen will 2013 ein Kreditvolumen von 50 Millionen Euro umsetzen. Das reicht noch nicht, um profitabel zu sein, aber: „Ende 2014, Anfang 2015 soll das Geschäftsmodell aufgehen. Da werden wir schwarze Zahlen schreiben“, sagt Mitgründer Raffael Johnen.
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Das Geschäftsmodell ist einfach: Kreditnehmer erstellen auf der Internetseite ein Profil, müssen eine Identifizierung durchlaufen und dürfen dann ihren Kreditwunsch absetzen. Je mehr sie von sich preisgeben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Geld zusammenbekommen. Auxmoney bietet darüber hinaus eine Zertifizierung des Nutzers an. Schufa, Avarto Infoscore und Creditreform – wer alle drei Auskünfte zulässt, erhöht seine Chancen. Die Hürden sind bei Auxmoney nicht so hoch wie bei Banken, aber: „Nicht jedes Kreditprojekt wird zugelassen“, sagt Johnen. Wer zum Beispiel ein hartes Negativmerkmal wie eine Privatinsolvenz habe, dürfe kein Angebot einstellen.
Auch Auxmoney will Geld verdienen. Das Portal berechnet 2,95 Prozent des Nettokreditbetrags. Wer 10 000 Euro haben möchte, dem werden 10 295 Euro plus Zinsen in Rechnung gestellt. Zinshöhe und Laufzeit legt der Kreditnehmer fest. Je höher der versprochene Zins, desto höher die Chance, dass potenzielle Investoren anbeißen.
Kritik an den Anmeldegebühren
Wer Geld geben möchte, erstellt sich ebenfalls ein Nutzerkonto. Investoren haben zwei Möglichkeiten: Entweder sie eröffnen ein Depotkonto bei Auxmoney, auf das sie Geld transferieren – und investieren von Fall zu Fall. Oder aber sie überweisen direkt nach dem Zustandekommen eines Kreditgeschäftes den jeweils fälligen Betrag.
Wer sein Investment streut, minimiert das Ausfallrisiko. „Wir liegen bei der Ausfallwahrscheinlichkeit mittlerweile auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie die Banken“, sagt Raffael Johnen. Und zwar bei drei Prozent – von Risikokapitalanlage könne also keine Rede sein.
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Das sieht auch die Zeitschrift „Finanztest“ so. Sie hat Auxmoney in ihrer in Kürze erscheinenden Ausgabe erneut unter die Lupe genommen. Als die Düsseldorfer 2007 an den Start gingen, hagelte es Kritik. „Menschen, die Kreditgeber suchen, müssen bezahlen, bevor sie sich mit ihrem Anliegen präsentieren können“, kritisierte „Finanztest“, ein Ableger der Stiftung Warentest, damals. Geld für die Anmeldung sei verloren, auch wenn der Kredit nicht zustande komme.
Kreditgesuche genau anschauen
Auxmoney hat mittlerweile nachgebessert. Die Anmeldung ist kostenlos, erst wenn der Kredit durch Anleger durchfinanziert wurde, werden 2,95 Prozent der Kreditsumme fällig. „Ich habe keine Risiken mehr, wenn kein Kreditgeschäft zustande kommt“, sagt Kerstin Backofen von „Finanztest“. Gerade für Selbstständige, die es schwer hätten, an einen Bankkredit zu kommen, seien Portale wie Smava und Auxmoney eine Alternative. Anlegern empfiehlt Backofen allerdings, ihr Investment zu streuen. So liegt der Mindestbetrag für eine Kreditbeteiligung bei Auxmoney bei 50 Euro. Wer also 1000 Euro investieren möchte, ist besser beraten, es zum Beispiel auf zehn Kreditgesuche mit ähnlichem Zinssatz zu streuen.
Die Verbraucherzentrale NRW rät Anlegern, sich die Kreditgesuche sehr genau anzuschauen. Machen sie einen seriösen Eindruck? Macht das Geschäftsmodell Sinn? Und: „Solange jeder der Beteiligten weiß, zu welchem Risiko er investiert, ist nichts gegen diese Art von Kredit und Investment zu sagen“, meint Verbraucherschützer Markus Feck.
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Und was sagen die Kreditinstitute? Fürchten sie die neue Konkurrenz? Eine Sprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken sieht es sportlich: „Das ist Wettbewerb.“ Noch sei die wirtschaftliche Bedeutung der Angebote gering. „Aber wir behalten das im Blick.“