Berlin. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner will Mineralölfarben zum Bedrucken von Lebensmittelverpackungen verbieten. Einen entsprechenden Entwurf stellte ihr Ministerium vor. Zuletzt mussten mehrere Adventskalender vom Markt genommen werden, weil die Schokolade Rückstände von Mineralölen enthielten.

Mineralölhaltige Farben zum Bedrucken von Lebensmittelverpackungen sollen gesetzlich verboten werden. Das sieht ein Verordnungsentwurf des Verbraucherschutzministerium vor, mit dem Verbraucher künftig besser vor Mineralölrückständen in Lebensmitteln geschützt werden sollen, wie ein Sprecher am Donnerstag in Berlin mitteilte. Einem weiteren Entwurf zufolge soll es künftig Grenzwerte für Mineralöle geben, die aus recyceltem Papier in Lebensmittel übergehen können. Die Entwürfe würden zurzeit mit den anderen Ressorts, den Ländern und der Wirtschaft abgestimmt, hieß es.

Hintergrund seien Untersuchungsergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung und eines Forschungsprojekts, wonach Kartonverpackungen aus Recyclingpapier Rückstände von mineralölhaltigen Farben enthalten können, die auch auf Lebensmittel übergehen. Voraussetzung für die Umsetzung der Verordnungen sei allerdings eine amtliche Methode zum gesicherten Nachweis der Mineralölverbindungen. Mit der Entwicklung wurde das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beauftragt.

Belastungen von Schokolade in Adventskalendern

Erst Anfang der Woche hatten Mineralölrückstände in Schokolade von Adventskalendern für Aufregung gesorgt. Die Stiftung Warentest hatte bei mehreren Kalendern hohe Werte aromatischer Mineralöle nachgewiesen. Mehrere Hersteller kündigten daraufhin die Überprüfung ihrer Kalender oder Produktionswege an, schlossen aber eine Gesundheitsgefährdung aus. Ein Hersteller nahm vorsorglich seine Kalender vom Markt.

Das Ministerium betonte, die Untersuchungen hätten aber gezeigt, dass nicht alle Kalender betroffen waren. Es sei daher in der Praxis möglich, die Verpackungen so herzustellen, dass keine Mineralöle in die Schokolade übergingen. Dazu seien die Hersteller auch gesetzlich verpflichtet.

Foodwatch hält Verordnung für verspätet und unzureichend

Die Verbraucherorganisation Foodwatch begrüßte die Verordnungen, hielt sie jedoch für verspätet und unzureichend. Statt einer Höchstgrenze müsse der nachweisbare Wert von Mineralölen in Lebensmitteln bei Null liegen, sagte der stellvertretende Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt. Zudem sollten die Behörden von Herstellern, die Recyclingkartons verwenden, Nachweise über die Unbedenklichkeit ihrer Verpackungen verlangen.

Mineralöle sind Gemische aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen. Nach Angaben des BfR ist ein mögliches krebserzeugendes Potenzial dieser Stoffe in Lebensmitteln nicht ausgeschlossen. (dapd)