Essen. . Hersteller zweifeln Warentest an. Auch weil es kein anerkanntes Messverfahren gibt

Die Warnungen klangen dramatisch. Da prangerte Stiftung Warentest neun Kalender an, deren Schokolade „besonders kritische Mineralölbestandteile“ enthielten, die „krebserregend“ seien und „bei Tierversuchen zu Entzündungen in der Leber“ geführt hätten. Öffentlichkeitswirksam platziert zum Auftakt der Adventszeit. Doch einen Tag danach bleibt kaum mehr als ein schaler Nachgeschmack. Selbst das durchaus vorsichtig agierende Bundesinstitut für Risikobewertung schätzt die Belastung durch die Schokostückchen als „nur sehr gering“ ein.

„Dafür würde man nicht Alarm schlagen müssen“, sagt Miriam Ewald, Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung. „Selbst wenn man den schlimmsten Fall annimmt und täglich Schokolade aus dem am stärksten betroffenen Kalender isst, liegt die Belastung nur sehr geringfügig über dem, was die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit als tägliche Aufnahme über die Nahrung festgestellt hat“, so Ewald.

Vier Hersteller von Adventskalendern, darunter Lindt, Hachez, Feodora und Aldi-Süd, hatten den Test kritisiert, da sie weder recycelte Kartons noch mineralölhaltige Farben verwenden, die laut Warentest als Verursacher für die Mineralölrückstände in Frage kommen. Auch die norddeutsche Firma Arko, die ihren Kalender bereits am Montag aus dem Sortiment nahm, hegt Zweifel an dem Testergebnis. Deren Geschäftsführer Torsten Teufert: „Wir lassen die Schokolade jetzt noch einmal selbst von einem unabhängigen Institut untersuchen“.

„Wir stehen zu den Testergebnissen“, erklärte Charlotte Granobs, die Sprecherin von Stiftung Warentest, gestern gegenüber dieser Zeitung. Auch die Tatsache, dass es für die erst seit zwei Jahren diskutierten Mineralölrückstände in Lebensmitteln bislang kein anerkanntes Messverfahren gebe, ließ Warentest nicht gelten. Granobs: „Wir arbeiten mit einem Labor zusammen, dass da ganz weit vorn ist“. Möglicherweise stammten die Rückstände ja auch aus den Großkartons, die beim Transport verwendet würden.