Düsseldorf/Olpe. . Das Land NRW hat bei Kontrollen von Großbäckereien zum Teil drastische Hygienemängel aufgedeckt. Nun sagt die Landesregierung den Schmuddel-Bäckern den Kampf an. Sie plant eine Datenbank, wo die Hygienesünder aufgelistet werden sollen.
Schmutz, Schimmel, Schaben: In Nordrhein-Westfalens Großbäckereien herrschen laut Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) zum Teil erschreckende Hygienezustände. Bei Routinekontrollen der Jahre 2010 und 2011 von landesweit 227 Großbetrieben hätten mangelhafte Zustände in mehr als 212 Fällen Nachkontrollen erforderlich gemacht. Neun Bäckereien mussten daraufhin ganz oder in Teilen geschlossen werden, zwei weitere ließen vorübergehend freiwillig den Betrieb für eine Grundreinigung ruhen.
Als „Spitze des Eisbergs“ bezeichnete Remmel eine Traditionsbäckerei mit 130 Filialen und 1000 Beschäftigten aus dem Kreis Olpe. Dort seien „umfangreiche Mängel der Betriebshygiene in fast allen Bereichen“ festgestellt worden, darunter lebende Mäuse in der Backstube und eingebackene Schaben in der Ware. Der Sauerländer Fall erinnere laut Remmel an die Brotfabrik Müller in Bayern, die wegen massiver Hygieneprobleme im Februar geschlossen worden war. Der NRW-Betrieb arbeite hingegen heute in der Verantwortung eines Insolvenzverwalters wieder„beanstandungslos“.
Schmuddelbetriebe sollen im Internet veröffentlicht werden
Remmel kritisierte, dass die Verbraucher bislang kaum etwas über Hygienemängel erfahren könnten. Es fehle den Behörden die Rechtsgrundlage zur Veröffentlichung von Betriebsnamen. Um den Druck auf schwarze Schafe zu erhöhen, kündigte Remmel die Einrichtung einer Datenbank im Internet an. Dort sollen alle mit Bußgeldern von mehr als 350 Euro belegten Hygieneverstöße veröffentlicht werden. Möglich macht dies ab Herbst eine Gesetzesänderung auf Bundesebene. „Die Landesregierung sagt Schmuddelbetrieben den Kampf an“, sagte Remmel.
Der Verband Deutscher Großbäckereien kritisierte das Vorhaben. „Wir sind nicht gegen Kontrollen, wehren uns aber gegen eine Prangerwirkung selbst bei kleinsten Vergehen“, sagte Geschäftsführer Armin Juncker unserer Zeitung. Eine Geldbuße von 350 Euro werde bei Großbetrieben bereits verhängt, „wenn der Papierhandtuchspender leer ist“. Grundsätzlich gebe es in Großbäckereien keine größeren Hygieneprobleme als in kleinen inhabergeführten Backstuben.