Freising. . Die insolvente Großbäckerei Müller-Brot kommt nicht ans Laufen: Auch bei einer zweiten Hygienekontrolle fiel der Betrieb im bayerischen Neufahrn durch. Das Backverbot bleibt in Kraft. Für weitere Putzeinsätze ist jedoch kein Geld mehr da.

Ungeziefer versetzt der insolventen Bäckerei Müller-Brot wohl den Todesstoß: Trotz wochenlanger Reinigungsarbeiten fiel das Unternehmen aus dem oberbayerischen Neufahrn zum zweiten Mal bei einer Hygienekontrolle durch, weil der „Schädlingsbefall nicht gänzlich beseitigt werden konnte“, wie der Freisinger Landrat Michael Schwaiger am Dienstag sagte. Eine Wiederaufnahme der Produktion sei „nicht verantwortbar“.

Für ein Überleben der Backfabrik besteht damit kaum noch Hoffnung. Vielen der knapp 1.300 Mitarbeiter droht zum Monatsende die Arbeitslosigkeit. Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl konzentriert sich nur noch darauf, das Filialnetz von Müller-Brot zu veräußern.

Wegen schwerer Hygieneprobleme ruht die Produktion seit Ende Januar. 25 Gesundheitsexperten hatten am Montag das 54.000 Quadratmeter große Firmenareal inspiziert und am Dienstag entschieden, dass das Backverbot in Kraft bleibt. Schwaiger sagte: „Wir bedauern dies angesichts der Tragweite sehr, sehen uns zum Schutz der Verbraucher allerdings erneut hierzu gezwungen.“

Wieder Mäusekot und tote Schaben

Nach den Umbau- und Putzarbeiten seien zwar Besserungen festgestellt worden, allerdings hätten die Prüfer wieder „an einigen Stellen Mäusekot und tote Schaben“ sowie Dreck an Maschinen gefunden. Das Reinigungs- und Schädlingsbekämpfungskonzept greife offenbar nicht, die Gesundheitsbehörden hätten „erhebliche Zweifel an der Nachhaltigkeit der Maßnahmen“, sagte Schwaiger.

Auch der Präsident des Landesamts für Gesundheit- und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, verwies darauf, dass weiterhin Ungeziefer in der Backfabrik lebt und größere Umbauten in der Backfabrik notwendig gewesen wären. „Schädlinge haben Rückzugsgebiete, sie verstecken sich dort“, sagte Zapf.

Kein Geld mehr fürs Putzen

Der vorläufige Insolvenzverwalter Ampferl sagte, die Hygiene in dem Betrieb sei über Jahre vernachlässigt worden. Binnen weniger Tage „konnten wir keinen neuen Betrieb aufbauen“, sagte er. Einen weiteren Kontrolltermin werde es nicht geben, für die Fortsetzung der Reinigungsarbeiten habe er keine Gelder mehr.

Ampferl will nun mit den Gläubigern über das weitere Vorgehen beraten. Priorität habe für ihn nun die Veräußerung der Bäckereifilialen, für die es zahlreiche Interessenten gebe. Zunächst hatte Ampferl gehofft, das Unternehmen komplett, also inklusive der Produktionsanlagen in Neufahrn, an einen Investor zu verkaufen. Für die Interessenten war aber die Freigabe der Produktion Voraussetzung.

Infolge des Hygieneskandals hatte Müller-Brot zahlreiche Großkunden wie Lidl und Aldi verloren. Der Produktionsstopp brockte dem Unternehmen Verluste in Millionenhöhe ein. Mitte Februar meldete die Geschäftsführung Insolvenz an. Die Mitarbeiter bekommen nur noch bis Ende März Insolvenzgeld der Arbeitsagentur. (dapd)