Foodwatch kritisiert Etikettenschwindel bei alkoholfreiem Bier
•
Lesezeit: 3 Minuten
Berlin. Die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch wirft den Brauereien vor, Produkte auch mit 0,5 Prozent Alkohol unter dem Etikett “alkoholfrei“ zu verkaufen. Die Brauereien würden geltendes Recht auf Kosten der Verbraucher ausnutzen. In anderen Ländern, so Foodwach, seien die Regel viel strenger als in Deutschland.
Die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch hat den großen Brauereien Etikettenschwindel
bei alkoholfreiem Bier vorgeworfen. Dieses sei in den allermeisten Fällen gar
nicht alkoholfrei, sondern enthalte lediglich weniger Alkohol, erklärte Foodwatch am Mittwoch. Kritik übte die Organisation
unter anderem an Clausthaler, deren "alkoholfreies Bier" tatsächlich 0,45
Volumenprozent Alkohol enthalte. "Wo alkoholfrei draufsteht, darf auch kein
Alkohol drin sein", erklärte der Oliver Huizinga von Foodwatch.
Welches Bier sich alkoholfrei nennen darf, ist in Deutschland nicht
eindeutig geregelt. Der Deutsche Brauer-Bund verweist deshalb auf die
Weinverordnung. Diese legt fest, dass Weine als alkoholfrei gelten, wenn sie
weniger als 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Foodwatch kritisierte, Verbrauchern sei dies oft nicht
klar - sie wollten aber meist wirklich Bier ohne Alkohol trinken, wenn sie
alkoholfreies kauften.
Verbraucher sind unwissend
Eine Umfrage der Brauerei Warsteiner von 2007 etwa zeigte, dass
nahezu jeder zweite Konsument alkoholfreien Bieres sich nicht bewusst war, dass
es Alkohol enthalten darf. Einem Großteil der Alkoholfrei-Trinker ist demnach
aber äußerst wichtig, dass tatsächlich kein Alkohol in ihrem Bier enthalten ist.
Über 80 Prozent fühlten sich laut Warsteiner-Studie von der Bezeichnung
"alkoholfrei" daher in die Irre geführt.
In anderen Ländern seien die Regeln teils sehr viel strenger als in
Deutschland, monierte Foodwatch. So dürften in
Großbritannien etwa nur Biere als alkoholfrei verkauft werden, die weniger als
0,05 Prozent Alkohol enthielten. Darauf hätten sich Brauereien wie Beck's
eingestellt: Diese verkauften in Großbritannien ein alkoholfreies Bier mit
weniger als 0,05 Prozent Alkohol. In Deutschland hingegen sei der Alkoholgehalt
des alkoholfreien Beck's-Biers deutlich höher
Irreführung bei Brauerei Clausthaler
Hierzulande fanden die Verbraucherschützer bei den großen deutschen
Brauereien nach eigenen Angaben überhaupt nur ein einziges Bier, dass
tatsächlich 0,0 Prozent Alkohol enthält. "Besonders eklatant" sei die
Irreführung der Verbraucher bei Clausthaler, kritisierte Foodwatch. Die Firma verkaufe ihr Bier in anderen
Staaten mit dem Hinweis "wenig Alkohol". "Es gibt keine Rechtfertigung dafür,
den Kunden auf dem Heimatmarkt unter irreführenden Angaben Alkohol
einzuschenken", erklärte Huizinga.
Bierdeckel damals und heute
1/12
Die Radeberger-Gruppe, die Clausthaler produziert, war für eine
Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Der Brauer-Bund erklärte in einem
Schreiben an Foodwatch, die "Spuren von Alkohol"
bei einem Gehalt unter 0,5 Prozent hätten "keinerlei physiologische Auswirkungen
auf den Körper". Dies hätten Studien mehrfach belegt.
Foodwatch startete am Mittwoch im
Internet eine Beschwerdeaktion. Die Organisation wendet sich mit ihrer Kampagne
abgespeist.de gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittel-Herstellern.
Dazu stellt die Organisation auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor,
die ihrer Ansicht nach nicht das halten, was sie versprechen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.