Essen. Wer sein Konto vor dem Zugriff vor Gläubigern schützen will, muss es bis Dienstag schützen lassen. “P-Konto“ heißt das bei den Experten. Doch nicht nur dort ändert sich einiges. Was Verbraucher zum Jahreswechsel sonst noch berücksichtigen müssen, lesen Sie in unserem Überblick.
Der Jahreswechsel bringt für Verbraucher wieder zahlreiche Änderungen. Verbraucherschützer geben deshalb Hinweise, wie man sich am besten darauf einstellt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Themen:
So weist die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen darauf hin, dass Banken papierlose Überweisungen (Internet, Automat) ab Januar binnen eines Tages ausführen müssen. Bei traditionellen Überweisungsformularen dürfen sich die Institute zwei Tage Zeit nehmen. „Die schnellere Abwicklung hat für die Kunden aber auch eine Schattenseite“, warnt die Verbraucherzentrale. Denn bei einem Zahlendreher oder falschen Kontoangaben ist ein Widerruf wegen der kurzen Fristen nicht mehr so einfach möglich wie bisher.
P-Konto bis zum 27. Dezember bestellen
Pfändungsschutz für Gehalt, Sozialleistungen und Renten genießen Bankkunden ab dem 1. Januar 2012 nur noch mit einem sogenannten P-Konto. Wer die Umstellung verpasst, hat ab Januar keinen Schutz mehr vor Gläubigern. „Letzter Tag, um aktiv zu werden, ist der 27. Dezember“, mahnt die Verbraucherzentrale. Denn Banken müssen ein normales Girokonto binnen vier Tagen auf ein P-Konto umstellen.
Ab dem 1. November des kommenden Jahres dürfen Banken und Sparkassen laut Gesetz nur noch „sachkundige und zuverlässige Anlageberater“ einsetzen. Diese werde bei der Finanzaufsicht BaFin registriert und von dieser kontrolliert.
Geringerer Garantiezins für Lebensversicherungen
Auch bei Versicherungen gibt es einige Änderungen. Lebensversicherungen müssen ab 1. Januar den Garantiezins (auch „Rechnungszins“) für Neuverträge von 2,25 auf 1,75 Prozent senken. Dieser bezieht sich auf den sogenannten Sparanteil, das sind die Einzahlungen abzüglich der Provisionen und Verwaltungskosten. Bei laufenden Verträgen bleibt alles beim Alten.
Lebensversicherer versuchen, die gesetzlichen Änderungen zum Jahreswechsel für einen Schlussverkauf zu nutzen. „Lassen Sie sich jetzt von niemandem unter Druck setzen“, warnt die Verbraucherzentrale. Denn nicht der Garantiezins, sondern die Überschüsse einer Gesellschaft seien entscheidend für eine gute Police.
Unisex-Tarife und höhere Beiträge für Privatversicherte
Spätestens ab dem 21. Dezember 2012 kommen bei Neuverträgen Unisex-Tarife auf die Versicherten zu. Dann endet die Umstellungsphase, die der Europäische Gerichtshof den Assekuranzen eingeräumt hat. Männer zahlen dann tendenziell höhere Beiträge für eine private Renten- und Krankenversicherung, Frauen müssen sich auf Tariferhöhungen bei Kfz- und Lebensversicherungen einstellen. Wer ohnehin einen Vertrag in diesen Bereichen abschließen will, kann vor der Unisex-Umstellung noch Geld sparen.
Privat Krankenversicherte hingegen haben kaum Ausweichmöglichkeiten bei den anstehenden Beitragserhöhungen. Nach Angaben von Verbraucherschützern steigen die Prämien 2012 in Extremfällen um bis zu 70 Prozent. Versicherten steht dann zwar ein Sonderkündigungsrecht zu.
„Allerdings sollte genau abgewogen werden, ob ein Krankenkassenwechsel tatsächlich der günstigste Weg ist“, rät die Verbraucherzentrale Hessen. „Alternativ ist immer auch ein Tarifwechsel in Betracht zu ziehen.“ Denn so könnten Altersrückstellungen erhalten bleiben.
Ein weit weniger dramatisches Bild als die Verbraucherschützer zeichnet das Analysehaus Morgen & Morgen. Nach dessen Berechnungen steigen die Beiträge 2012 im Schnitt um moderate 4,4 Prozent, das sei weniger als in den Vorjahren.
Höhere Kosten für Zahnersatz
Gesetzlich Versicherte wiederum müssen sich im neuen Jahr auf höhere Kosten für Zahnersatzleistungen einstellen. Denn am 1. Januar tritt eine Neufassung der amtlichen Gebührenordnung für Zahnärzte in Kraft, die höhere Honorare vorsieht. „Für gesetzlich Versicherte wird es vor allem für Zahnersatz und Implantate zu deutlichen Kostensteigerungen kommen“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Hessen.
Gute Nachrichten gibt es für gesetzlich Versicherte hingegen mit Blick auf die Zusatzbeiträge. Viele Kassen haben bereits angekündigt, 2012 wegen der guten Finanzlage auf den Zusatzbeitrag zu verzichten oder diesen abzuschaffen.