Berlin. . Verbraucherschützer warnen aktuell vor dem übereilten Abschluss von Kapitallebensversicherungen. „Wir erwarten bis zum Jahresende einen regen Schlussverkauf der Branche“, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV) der NRZ. Hintergrund: Zum Jahreswechsel sinkt der Garantiezins für neu abgeschlossene Policen von 2,25 auf 1,75 Prozent. Aus Sicht des BdV sind Kapitallebensversicherungen nur selten eine gute Sparanlage.
Lebensversicherungen gelten als langweilig, aber sicher. Gerade in Krisenzeiten bieten sich Kapitallebensversicherungen deshalb womöglich als attraktive Spar-Alternative zu Aktien, Fonds oder Tagesgeldern an. Doch Sparer sollten nicht voreilig neue Policen unterschreiben. Denn die Branche bläst gerade wieder zum Schlussverkauf und sendet ihre Verkäufer aus, um kräftig die Werbetrommel zu rühren. Hintergrund: Der Garantiezins für neue Lebensversicherungen sinkt zum 1. Januar 2012 von heute 2,25 auf dann nur noch 1,75 Prozent. Wer dieses Jahr noch zugreift, sichert sich den alten Garantiezins.
Unisex-Tarife machen Lebensversicherungen offenbar teurer
Das ist ein exzellentes Verkaufsargument für Vertreter, um unschlüssige Sparer zu ködern. „Wir erwarten bis zum Jahresende einen regen Schlussverkauf“, sagt Bianca Boss von Bund der Versicherten (BdV). Als weiteres Argument der Versicherungsberater kämen die neuen Unisex-Tarife hinzu. Diese gelten ab Dezember 2012 auch für Lebensversicherungen – und machen diese für Männer nach Berechnungen der Branche deutlich teurer. Verbraucher sollten sich nach Einschätzung des BdV aber nicht von den Verkaufsargumenten der Branche überrumpeln lassen. So weist Versicherungsexpertin Boss darauf hin, dass sich Kapitallebensversicherungen in den seltensten Fällen als attraktive Sparform erwiesen hätten. „Für die Altersvorsorge raten wir deshalb von Lebensversicherungen ab“, sagt Boss.
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Hauptgrund seien die hohen Provisionen, die vor allem in den ersten Jahren nach dem Abschluss fällig werden. Zudem hielten viele Versicherte oft nicht bis zum Ende der langen Vertragslaufzeit durch. Muss die Police aus finanziellen Gründen frühzeitig gekündigt oder verkauft werden, wird es teuer.
Und schließlich wird auch die Verzinsung immer unattraktiver. Die Zeiten, in denen Lebensversicherungen noch sechs bis sieben Prozent im Jahr abwarfen, sind lange vorbei. Die Versicherungen können heute kaum noch gute Renditen erwirtschaften, weil sie die Einlagen ihrer Kunden konservativ anlegen müssen. Rund 80 Prozent ihrer Gelder legen sie in Staatsanleihen, Kommunalobligationen oder Pfandbriefen an. Wegen der derzeit historisch niedrigen Umlaufrenditen beispielsweise für deutsche Staatsanleihen ist damit kaum noch Geld zu verdienen.
Das bekommen natürlich auch die Kunden zu spüren. Nach Berechnungen des Branchendienstes Map-Report werfen Lebensversicherungen derzeit kaum mehr als vier Prozent Zinsen ab. Das ist der schlechteste Wert sei Beginn der Map-Report-Aufzeichnungen im Jahr 1995. „Und die Verzinsung dürfte weiter sinken“, erwartet Bianca Boss vom BdV. Map-Chef Manfred Poweleit teilt diese Einschätzung. Eine Vier vor dem Komma werde sich 2012 wegen der Situation an den Kapitalmärkten kaum halten lassen.
Kein Fels in der Brandung
„Selbst mit einem Tagesgeldkonto fährt man besser, wenn man alle Nachteile einer Kapitallebensversicherung berücksichtigt“, meint Bianca Boss. Denn bei der Berechnung der Verzinsung müsse man auch darauf achten, dass sich diese nicht auf alle eingezahlten Beiträge, sondern nur auf den sogenannten Sparanteil der Versicherung bezieht, bei dem die Verwaltungskosten und Provisionen abgezogen werden.
Fazit: Lebensversicherungen sind als Sparanlage wegen ihrer vielen Nachteile kaum geeignet. Auch die Renditen werden immer schlechter. Sie bieten wegen der konservativen Anlagepolitik der Gesellschaften zwar relativ viel Sicherheit im Vergleich zu vielen anderen Geldanlagen. Wenn wirklich Staaten pleite gehen, sind aber auch sie kein Fels in der Brandung mehr. Die Unterschrift unter eine neue Police will gut überlegt sein.