Brüssel. . 30 Lebensmittel dürfen künftig auch mit dem lateinamerikanischen Kraut Stevia gesüßt werden. In einem Internet-Portal der Europäischen Union können Verbraucher jetzt nachsehen, welche Zusatzstoffe in Lebensmitteln verarbeitet sind.

Verbraucher in Europa können künftig leichter feststellen, welche Zusatzstoffe ihre Lebensmittel enthalten. Per Suche im Internet können Bürger nachschauen, welche Zusätze in Brot, Chips oder Senf enthalten sind. Ein entsprechendes Gesetzespaket ist am Wochenende in Kraft getreten, teilte die EU-Kommission in Brüssel am Montag mit. Die Kommission will zudem alle Zusatzstoffe auf ihre Unbedenklichkeit überprüfen lassen, angefangen mit dem Süßungsmittel Aspartam. Der pflanzliche Süßstoff Stevia nun für den europäischen Markt zugelassen.

Zusatzstoffe sorgen dafür, dass Lebensmittel haltbarer werden, sie geben Farbe und Geschmack. Je stärker verarbeitet Lebensmittel sind, desto mehr Zusätze enthalten sie. Wer möglichst wenig Zusatzstoffe zu sich nehmen möchte, sollte nach Angaben der EU-Kommission beim Einkauf zu Joghurt ohne Aromen greifen, zu Butter, Kompott, Teigwaren, frischem Brot, Honig, Mineralwasser oder Fruchtsaft. Besonders viele Beigaben sind in Süßwaren, Snacks, Saucen oder aromatisierten Getränken zu finden.

Süß-Kraut Stevia für 30 Produkte zugelassen

Die meisten dieser Stoffe wurden laut EU-Kommission in den 1980er und 90er Jahren für Lebensmittel in Europa zugelassen, einige schon in den 1970er Jahren. Daher soll die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bis 2020 überprüfen, ob und unter welchen Umständen sie gefahrlos verwendet werden können. Anfang nächsten Jahres treten bereits niedrigere Grenzwerte für drei Farbstoffe in Kraft. Den Süßstoff Aspartam soll die EFSA bis September 2012 neu bewerten. Hier gibt es neue Studien zur Verträglichkeit für Schwangere, sagte ein EU-Experte.

Mit den jüngst verabschiedeten Gesetzen ist auch das pflanzliche Süßungsmittel Stevia nun für die Verwendung für mehr als 30 verschiedene Produktarten zugelassen, darunter Softdrinks, Desserts und Süßwaren. Der Süßextrakt wird aus dem paraguyanischen Stevia-Kraut gewonnen und ist 300 Mal so süß wie Zucker. Mehrere Lebensmittelfirmen in Europa forschen bereits an Einsatzmöglichkeiten, darunter ein belgischer Schokoladen-Hersteller.

In anderen Teilen der Welt wird Stevia bereits zum Süßen von Lebensmitteln genutzt, zum Beispiel in Lateinamerika oder in Japan. Innerhalb der EU war es bisher nicht für menschliche Lebensmittel zugelassen, kam aber zum Beispiel in Zahnpasta oder Mundspülung zum Einsatz. Wer will, kann Stevia auf der Fensterbank oder im heimischen Garten anpflanzen: „Sie können anbauen, was Sie wollen. Das liegt in Ihrer Verantwortung“, sagte ein EU-Experte. Fachleute warnen allerdings, wegen seiner hohen Süßkraft sei der Stoff schwer dosierbar.