Shanghai. Mit einer Modelloffensive will Volkswagen in China die Pole-Position im Rennen der Autos mit alternativen Antrieben erobern. Der Absatz der Volkswagen-Gruppe selbst wächst in China schneller als der Gesamtmarkt. Die Zeit für E-Mobilität ist reif, glaubt nicht nur Europas größter Autobauer.

Der Volkswagen-Konzern will in den nächsten vier Jahren rund 20 Modelle mit Elektroantrieben in China auf den Markt bringen. "China wird sich sehr rasant entwickeln", sagte VW-China-Chef Jochem Heizmann bei der Vorstellung der künftigen Elektro-Strategie auf dem weltgrößten Automarkt am Dienstag vor Journalisten in Shanghai. Die Umweltbelastung, die politische und finanzielle Förderung sowie die Zulassungsbeschränkungen für normale Autos in zunehmend mehr Städten in China dürften der Elektromobilität den nötigen Schwung geben.

"Das geht jetzt ganz schnell - mit deutlichen Steigerungsraten", sagte Heizmann. Volkswagen wolle in der E-Mobilität die Führung übernehmen. Der Konzern setze zunächst vor allem auf Plugin-Hybride mit einem Strom- und Benzinmotor, aber auch auf reine Elektroautos. Als erste Modelle werden in den nächsten ein, zwei Jahren der Audi A3 E-Tron, der E-Golf, der Golf GTE, der Kleinwagen up! und der Audi A6 lokal in China gefertigt werden.

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Produktion von Modellen mit verschiedenen Motoren möglich

Die Palette werde so breit wie möglich angelegt. "Wir können praktisch jedes Modell elektrisch antreiben", sagte Heizmann unter Hinweis auf die flexible modulare Bauweise in den Fabriken, die die Produktion von Modellen mit verschiedenen Motoren ermöglicht. Hier habe Volkswagen technologische Vorteile.

Nach der deutlichen Abkühlung des weltgrößten Fahrzeugmarktes erwartet Heizmann ein Ende der jährlichen zweistelligen Zuwächse in China. "Ich glaube nicht, dass es dauerhaft zweistellig bleibt, aber deutlich höher als anderswo." Es sei eine Normalisierung. Im nächsten Jahr werde der Personenwagenmarkt langsamer wachsen. "Ob es zehn Prozent werden oder etwas weniger - ich weiß es nicht." In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatte der Zuwachs bei zwölf Prozent gelegen, doch verlangsamt sich das Wachstum mit der schwächeren Konjunktur spürbar.

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Batterietechnologie werde in fünf Jahren große Fortschritte machen

Der Absatz der Volkswagen-Gruppe selbst wächst in China schneller als der Gesamtmarkt. In den ersten neun Monaten war es ein Plus von 15,2 Prozent auf 2,7 Millionen Autos. Der Konzern verkauft praktisch jedes dritte Auto weltweit in China. Bis 2020 sieht Heizmann auch den Absatz von "einigen hundertausend Fahrzeuge mit neuen Antrieben" in China. Der Bedarf sei groß. Bis 2020 müsse der Konzern auch Chinas Fünf-Liter-Anforderung für den Flottenverbrauch erfüllen.

Die Batterietechnologie werde in fünf Jahren aber große Fortschritte machen, glaubt Heizmann. Auch dürften die Preise für die "relativ teuren" Autos mit neuen Antrieben durch höhere Volumen fallen. Ein großer Anreiz in China seien die Ausnahmen für Elektroauts von Zulassungsbeschränkungen, die es heute schon in sechs Metropolen gibt. Heizmann rechnet damit, das bis 2020 schon 50 Städte die Ausgabe von Nummernschildern begrenzen werden. Autos mit alternativen Antrieben werden hingegen gefördert. "Das wird die Nachfrage extrem antreiben."

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2020 sollen in China rund fünf Millionen Autos mit alternativem Antrieb fahren

"Elektrofahrzeuge haben gute Chancen in China", sagte auch Cui Dongshu von Chinas Vereinigung der Personenwagenhersteller der dpa. "Die Kosten für die Anschaffung sind wegen der Subventionen ziemlich niedrig." Auch gebe es Vorzugsbehandlung. "In den nächsten zwei Jahren wird eine große Zahl von Menschen ermutigt werden, elektrische Autos zu kaufen." In den ersten neun Monaten seien 21 800 E-Autos verkauft worden, was einem Plus von 260 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspreche. Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2020 sollen in China rund fünf Millionen mit alternativen Antrieben auf den Straßen fahren.

Die Zuschüsse der Städte und der Zentralregierung für Elektroautos können sich auf 100 000 Yuan, umgerechnet mehr als 12000 Euro, summieren, doch wird landesweit sehr unterschiedlich gefördert. Auch sind Importwagen bisher ausgenommen. Heizmann forderte hier eine einheitlichere, gerechte Unterstützung. (dpa)