Mülheim. . Die Energiewende klappt nur, wenn alle mitmachen. Doch was es praktisch bedeutet, wenn fünf Nachbarn gleichzeitig ihr Elektro-Auto laden, will RWE mit einem neuen - vom Bund geförderten - Pilotprojekt namens „Smart-E“ testen. Dafür wurden zehn Mülheimer Haushalte entsprechend ausgestattet.

Wenn zu Hause die Kaffeemaschine angeschmissen wird, sieht Uwe Hartmann den Ausschlag auf seinem Handy. Aber diese Spitze ist nichts gegen die steil nach oben steigende Kurve, die das Laden seines Elektroautos verursacht. Per App kann der Saarner nun seinen Stromverbrauch verfolgen, kann zudem darüber Lampen an- und ausschalten und elektrische Rollläden hoch- und runterfahren. Familie Hartmann nimmt wie neun andere seiner Nachbarn am RWE-Pilotprojekt „Smart-E“ teil.

Diesen Satz hört man am Mittwochvormittag, an dem an der Hagenauer Straße das Pilotprojekt im Beisein von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld vorgestellt wird, öfter: Die „Energiewende erlebbar machen“ wolle man, sagen die Verantwortlichen von RWE. Denn, betont Lothar Stanka, Vertriebsleiter der RWE Effizienz GmbH, „ein umfassendes gesellschaftliches Umdenken ist möglich, wenn die Lösung gut ist. Was heute innovativ ist, wird in Zukunft normal.“ Doch um Innovationen zur Normalität zu machen, müssen diese praxistauglich sein. Und das ist wichtigstes Ziel des vom Bund geförderten Projekts: Es unterzieht, so der Vorstandsvorsitzende der RWE Deutschland AG, Dr. Arndt Neuhaus, die Energiewende sozusagen einem Feldversuch.

Mikro-KWK-Anlage für die eigene Stromerzeugung

Acht der insgesamt zehn teilnehmenden Haushalte wurden mit einer Photovoltaik-Anlage, die anderen zwei mit einer Mikro-KWK-Anlage für die eigene Stromerzeugung ausgestattet. Dazu erhielten alle einen Stromspeicher, Elektro-Autos samt Ladestation sowie ein „RWE-Smart-Home-Paket“, das per Computer und Handy einen genauen Überblick über den eigenen Stromverbrauch liefert. Wie sich all das im Alltag bewährt und wie es benutzt wird, untersucht die RWE Effizienz GmbH anderthalb Jahre lang. Wissenschaftlich begleitet wird das vom Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft der Technischen Universität Dortmund. Der Leiter des dort angesiedelten Kompetenzzentrums für Elektromobilität, Infrastruktur und Netze, Dr. Jan Fritz Rettmann, meint etwa die stromerzeugenden Anlagen, wenn er sagt: „Der Kunde ist nicht mehr nur Verbraucher, er nimmt selber aktiv teil.“ In den nächsten Monaten werde sich nun zeigen, „was passiert, wenn alle Nachbarn um 18 Uhr zu Hause sind und gleichzeitig ihr Auto laden wollen“.

Stromverbrauch in Mülheim sinkt leicht

„Mülheim ist bei der Energiewende ganz weit“, sagt RWE-Vorstandsvorsitzender Dr. Arndt Neuhaus und spielt damit auf ein anderes Pilotprojekt an, das der Energieversorger 2008 in Mülheim startete: „Smartmeter“. Inzwischen ist die ganze Stadt mit intelligenten Stromzählern ausgerüstet.

Diese wirken sich laut Arndt Neuhaus auf den Mülheimer Stromverbrauch aus. „Wir sehen, dass der um 5 bis 7 Prozent zurückgeht.“ Eine Reihe Menschen nutzten die Möglichkeit, darüber ihren Stromverbrauch zu kontrollieren. Die Smartmeter sind ein Grund, warum Mülheim für „Smart-E“ ausgewählt wurde.

Für Uwe Hartmann ist es ebenfalls ein Feldversuch, den er unter finanziellen Gesichtspunkten betreibt. So könne er „auf sinnvolle Weise Geld sparen“. Das Elektroauto jedenfalls, findet er, „fährt sich super“. Nach Ende des Pilotprojekts könnte er sich bereits jetzt vorstellen, umzusteigen.