Duisburg. . Die Unternehmen an Rhein und Ruhr beschreiben ihre aktuelle wirtschaftliche Lage mit großer Mehrheit als robust. Von den Industrie- und Handelskammern nach der Zukunft befragt, zeigen sich aber Sorgenfalten. Die Laune der Revier-Unternehmen sinkt vor allem wegen der Rente mit 63 und des Mindestlohns.

Die bundesweiten Einbrüche der Exporte und Auftragseingänge haben in diesem Herbst weitgehend die Unternehmen im Ruhrgebiet verschont. Ihre Zukunftsaussichten trüben sich aber merklich ein, wie aus dem Ruhrlagebericht der Industrie- und Handelskammern (IHK) der Region hervorgeht.

Rund 1000 Firmen aus allen Branchen hatten sich an der Herbstumfrage beteiligt. Die Quintessenz bringt Frank Wittig, Vizepräsident der federführenden Niederrheinischen IHK zu Duisburg-Wesel-Kleve auf den Punkt: „Die wirtschaftliche Lage ist noch gut, aber die Unternehmen haben Sorgenfalten auf der Stirn.“ Die Gründe für den aufkeimenden Pessimismus sieht er auch in den internationalen Krisen und bei den Sanktionen gegen Russland.

Herbstumfrage der Kammern

Zu allererst nennen die Ruhr-Unternehmer in der Herbstumfrage allerdings die Politik der Bundesregierung, die ihnen die Laune und zunehmend auch das Geschäft verhagele. Die Rente mit 63, die Mütterrente und nicht zuletzt die Einführung des Mindestlohns seien „ein Schlag ins Kontor“, so Wittig.

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Durch die Rente mit 63 verlören Firmen früher als erwartet erfahrene Fachkräfte, der Mindestlohn bringe insbesondere das Gastgewerbe, personenbezogene Dienstleister und den Einzelhandel in Schwierigkeiten. Belastet sehen sich die Betriebe zudem durch die Grund- und Gewerbesteuersätze, die viele Städte an Rhein und Ruhr zum Teil drastisch erhöhen.

Keine neuen und zusätzlichen Investitionen

All das schlägt sich offenbar negativ in den Zukunftsaussichten nieder. Denn in der Herbstumfrage zeigte sich nur jedes neunte Unternehmen mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation unzufrieden. „Die wirtschaftliche Lage hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn branchenübergreifend noch einmal verbessert“, sagt Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der IHK Duisburg. Der Kontrast: Zum ersten Mal seit zwei Jahren trüben sich Erwartungen deutlich ein. Die Zahl der optimistischen Unternehmer reduziert sich von 26 auf 21 Prozent. Sie befürchten, dass das Auslandsgeschäft noch weiter ins Stocken gerate und die Auftragseingänge zurückgehen. Das hat Auswirkungen auf das Investitionsklima. Dietzfelbinger: „Neue oder zusätzliche Investitionen bleiben aus. Das ist fatal.“ Und: Mit einer Belebung des Arbeitsmarkts sei nicht zu rechnen.