Ruhrgebiet. . Die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr und die RAG Montan Immobilien wollen mehr Logistik-Unternehmen ins Revier holen. Sie kritisieren, dass es in den Städten Vorbehalte gegen die Branche gebe. Sie sprechen sich zudem dafür aus, die regionale Wirtschaftsförderung mit mehr Kompetenzen auszustatten.

Die Logistik zählt zu den Zukunftsbranchen des Ruhrgebiets. Doch der Region gehen allmählich die Flächen aus, um neue Unternehmen anzusiedeln. Zudem klagen Wirtschaftsförderer und Unternehmen darüber, dass die Branche in den Städten zunehmend auf Skepsis stößt.

„Wir müssen aufpassen, dass uns die Zukunftsbranchen wie die Logistik nicht madig gemacht werden. Die Binnensicht im Ruhrgebiet ist viel zu kritisch. Wir haben einen starken Hang, uns gegenseitig weh zu tun“, sagt Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Metropole Ruhr Wirtschaftsförderung (WMR).

„Wir bauen auf Partnerschaften“

Die Kritik ist weit verbreitet: Logistik-Unternehmen verschandelten die Landschaft, störten Anwohner, böten schlecht bezahlte Jobs und verbrauchten viel Fläche. Beck nimmt die Bedenken ernst, betont aber auch: „Im Ruhrgebiet können wir es uns nicht leisten, eine Ansiedlung abzulehnen. Unsere Region braucht auch Arbeitsplätze für Niedrigqualifizierte. Die Logistik ist dafür eine Zukunftsbranche, weil sie nicht nur für Ingenieure und Technikspezialisten Stellen schafft, sondern auch industrienahe Jobs, die den Einstieg ermöglichen. “

Unterstützung bekommt der Wirtschaftsförderer von der einflussreichen RAG Montan Immobilien GmbH, die im Ruhrgebiet über 9000 Hektar Flächen verfügt – ehemalige Bergwerke, Bahnflächen und Baulücken. „Wenn es der Region gut geht, sind die Flächen im Ruhrgebiet viel wert. Deshalb ist es in unserem Interesse, die WMR stark zu machen. Wir bauen stark auf Partnerschaften“, meint Hans-Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien. „Logistikflächen sind rar. Wir bei der RAG Montan Immobilien haben eine viel höhere Nachfrage als verfügbare Flächen.“

Gutes Bespiel aus Herne

Wie Beck setzt auch Noll auf städteübergreifende Wirtschaftsförderung. Als gutes Beispiel nennt er die Nordfrost GmbH, die sich im Gewerbepark Unser Fritz in Herne, der zu RAG Montan Immobilien gehört, niederlassen und dort 200 neue Arbeitsplätze schaffen will. Der Tiefkühl-Logistiker aus Wilhelmshaven hatte mit dem interkommunalen Industriepark Marl/Dorsten geliebäugelt, den Umzug dorthin aber aus verkehrstechnischen Gründen verworfen.

Während Nordfrost in Herne mit offenen Armen empfangen wird, gibt es Kritik an der Ansiedlung des Logistikzentrums der Post-Tochter DHL auf dem Opel-Gelände in Bochum. In Hagen liegen seit Langem die ehemaligen Produktionsstätten von Brandt-Zwieback und Varta-Batterien brach. Solche Beispiele sollen künftig verhindert werden.

Auslaufende Bergwerke im Visier

Die RAG hat deshalb Zukunftsprojekte definiert, für die sie frühzeitig Mitstreiter in Kommunen und Bevölkerung sucht. Dazu gehört das rund 60 Hektar große Gelände des Bergwerks Auguste Victoria in Marl, das im kommenden Jahr stillgelegt wird. Dort, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Chemiepark Marl, will Noll möglichst viele Industrieflächen schaffen. Die Entwicklung liegt in Händen der Logport Ruhr – ein Gemeinschaftsunternehmen von Duisburger Hafengesellschaft und RAG Immobilien. Sie hat auch schon die Umnutzung des Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop im Blick, das 2018 ausläuft.