Essen. Einige Sparkassen der Region wollen künftig Kunden, die regelmäßig ihr Giro-Konto überziehen, per Kontoauszug informieren und Alternativen anbieten. Die Sparkassen Essen und Duisburg schaffen den Überziehungszins ab. Auch in Siegen, Hagen, Bochum und Dortmund werden die Themen diskutiert, hier gibt es dazu aber noch keine Entscheidungen.

Über zu hohe Dispozinsen und mangelnde Transparenz der Geldinstitute bei diesem heiklen Thema klagen Politiker und Verbraucherschützer seit Langem. Doch in diese Debatte kommt nun eine positive Dynamik: Nach Commerzbank und ING Diba haben auch einige Sparkassen unserer Region angekündigt, ihre Kunden künftig bei regelmäßiger Überziehung des Kontos zu warnen und ihnen günstigere Alternativen anbieten zu wollen. Zudem streichen drei Sparkassen den Überziehungszins, der bei Überschreitung des Dispo noch obendrauf kommt.

Mit zwölf Milliarden Euro standen die Bürger laut Bundesbank im Juni auf ihren Girokonten im Minus. Damit verschenken sie in vielen Fällen unnötig Geld, denn während Banken und Sparkassen im Schnitt rund zehn Prozent Dispo-Zinsen verlangen, ist eine Umschuldung über Raten- oder Rahmenkredite in der Regel deutlich günstiger. Deshalb will die Bundesregierung die Geldhäuser dazu verpflichten, von sich aus Alternativangebote zu unterbreiten.

„Ihr Konto weist aktuell einen negativen Kontostand auf. Dafür bezahlen sie Zinsen“

Während die politische Debatte zuletzt feststeckte, ändern nun einige Geldhäuser von sich aus ihren Umgang mit den Dispozinsen. Den Anfang machte die Commerzbank, die Kunden auf dem Kontoauszug warnt, wenn es in den Miesen steht. Ab 9. Oktober geschieht dies auch beim Online-Banking. „Ihr Konto weist aktuell einen negativen Kontostand auf. Dafür bezahlen sie Zinsen“, heißt es verbunden mit der Frage, ob dies absehbar so bleiben werde. Wenn ja, sollte über Alternativen gesprochen werden, so die Commerzbank. Die Direktbank ING Diba zog nach und startet zum 1. September ein ähnliches Verfahren.

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Das könnten die Sparkassen auch, sagte unlängst der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) unserer Redaktion, die Technik dafür habe man ihnen zur Verfügung gestellt. Wie eine Umfrage dieser Zeitung unter regionalen Instituten ergab, ist aber offenbar die Programmierung der zentralen Plattform vor Ort aufwendiger als gedacht.

„Trendwende“ auch beim Überziehungszins

Dennoch legten sich die Sparkassen Düsseldorf, Duisburg, Essen, Niederrhein und Siegen fest: Wenn die Technik da ist und funktioniert, wird sie auch genutzt – sprich: werden Warnhinweise per Kontoauszug verschickt und gleichzeitig Beratungen über Alternativen angeboten. Die Sparkassen Gelsenkirchen, Bochum, Hagen und Dortmund erklärten, darüber derzeit noch zu beraten. Für alle Kunden offen ist bereits die Sparkassen-App „Kontowecker“, mit dem Kunden sich selbst Limits setzen und warnen lassen können, wenn sie unterschritten werden.

Von einer „Trendwende“ hatte der DSGV auch beim Überziehungszins gesprochen, den viele Sparkassen abschaffen würden. So kommen bisher zum normalen Dispozins (bei den Sparkassen der Region zwischen 9,01 und 12,65 Prozent) in der Regel noch drei bis fünf Prozent dazu, wenn der Disporahmen gesprengt wird.

Den Trend zur Abschaffung gibt es auch in dieser Region, er steht aber noch am Anfang. Die Sparkasse Gelsenkirchen hat den Überziehungszuschlag in diesem Monat abgeschafft, die Sparkasse Essen tut dies zum 1. Oktober. Duisburg nennt noch kein Datum, erklärt aber, der Überziehungszuschlag werde mit der Einführung der Dispowarnung abgeschafft: „Wenn die Technik funktioniert, machen wir das zeitgleich.“ Auch in Siegen, Hagen, Bochum und Dortmund werden beide Themen zusammen diskutiert, hier gibt es dazu aber noch keine Entscheidungen.