Wiesbaden. Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich trotz schwächelnder Konjunktur im August nicht weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen wie schon im Juli nur um 0,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Verbraucher können sich weiter über billigeres Heizöl und Benzin freuen.
Weiterhin purzelnde Energiepreise halten die Inflation in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. Im August lagen die Verbraucherpreise wie bereits im Juli um 0,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Einen niedrigeren Wert hatte es zuletzt im Februar 2010 mit 0,5 Prozent gegeben. Gebremst wurde der Preisauftrieb erneut durch sinkende Preise für Heizöl und Sprit.
Während sich Verbraucher über den geringen Preisauftrieb freuen können, wuchs bei Europas Währungshütern zuletzt die Sorge vor einer Deflation - also einem Preisverfall auf breiter Front. Die Europäische Zentralbank strebt eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent im Euroraum an - dieses Ziel wird seit Monaten deutlich verfehlt.
Dass sich der Preisauftrieb in Deutschland trotz einer abflauenden Konjunktur nicht weiter abgeschwächt hat, dürfte den Handlungsdruck auf die EZB auf ihrer September-Sitzung kommenden Donnerstag zumindest nicht erhöhen, schrieb BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. In Spanien ging die Jahresteuerung im August zwar von minus 0,4 Prozent im Vormonat auf minus 0,5 Prozent nochmals zurück, Ökonomen hätten aber mit einem noch deutlicheren Preisverfall gerechnet.
Ökonom prognostiziert weiteren Rückgang
EZB-Präsident Mario Draghi hatte erst kürzlich betont, dass die Notenbank notfalls alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen werde, um einem weiteren Rückgang der Inflation und der Inflationserwartungen entgegenzuwirken.
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Commerzbank-Ökonom Marco Wagner prognostizierte nach den Zahlen aus Deutschland und Spanien einen weiteren Rückgang der Inflation im Euroraum von 0,4 Prozent im Juli auf nun 0,3 Prozent: "Dieser immer schwächere Preisauftrieb dürfte der Diskussion um zusätzliche Maßnahmen der EZB zusätzlich Nahrung geben." Das europäische Statistikamt Eurostat veröffentlicht die vorläufigen Inflationsdaten für August am Freitag.
Keine Hinweise für zunehmenden Preisdruck
Während der Preissturz bei Energie im August 1,9 Prozent erreichte, wurden Nahrungsmittel nach der Beinahe-Stagnation im Juli nun auf Jahressicht um 0,3 Prozent teurer. Damit hat sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln erstmals seit Januar beschleunigt, wie Ökonom Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg hervorhob: "Der Rückgang der Teuerung bei Nahrungsmitteln war zuletzt ein Haupttreiber der sinkenden Inflation in Deutschland. Dieser Trend könnte nun vorüber gehen."
Insgesamt bleibe die Inflation aber niedrig. Und da beispielsweise auch Mieten nur um 1,5 Prozent anzogen, deute derzeit wenig auf einen zunehmenden Preisdruck hin, erklärte Schulz. Das erleichtere es der EZB gegebenenfalls, Argumente für eine weitere Lockerung der Geldpolitik zu finden. (dpa)