Bochum. . In vier Monaten schließt das Werk in Bochum - rund 50 Unternehmen bieten den Beschäftigten neue Jobs an. Das führt zu einer kuriosen Situation: Weil viele Opelaner arbeiten oder sich qualifizieren, müssen in der Auto-Produktion Zeitarbeiter aushelfen.

Weil ihr Werk in nicht einmal mehr vier Monaten schließt, bangen die noch rund 3200 Bochumer Opelaner um ihre Arbeitsplätze, suchen längst händeringend nach neuen Jobs. Dass Opel aktuell offenbar aber nicht mehr genügend Arbeiter in Bochum hat, um die noch laufenden Aufträge für den Zafira erfüllen zu können, mutet da etwas kurios an. Tatsächlich hat der Autobauer einige Dutzend Kollegen aus anderen europäischen Werken nach Bochum verlegt und überdies auch „eine zweistellige Zahl“ an Zeitarbeitern beschäftigt, um die laufende Produktion zu bewältigen, wie ein Unternehmenssprecher dieser Zeitung sagte.

Mehr als 2000 Bewerbungen

Dabei hält sich die Zahl derer, die das Unternehmen bereits verlassen haben, weil sie die Abfindung genommen oder eine neue Arbeit gefunden haben, Opel zufolge in Grenzen. Ein großer Teil der Belegschaft nimmt aber die Angebote der Beschäftigungsinitiative an, die von der Arbeitsagentur, dem TÜV Nord und Opel im März auf dem Werksgelände gestartet wurde. Im Rahmen dieser „Berufsperspektive“ bieten mittlerweile knapp 50 Unternehmen insgesamt rund 800 Arbeitsplätze an. Obwohl dies sehr unterschiedliche Jobs sind – gefragt sind 200 verschiedene Tätigkeiten – gibt es deutlich mehr Interessenten als Stellen, gut 2000 Bewerbungen sind demnach bisher eingegangen, wobei Mehrfach-Bewerbungen möglich sind.

Jobsuchende brauchen die Freiräume

Viele der Unternehmen – von der Deutschen Bahn bis zum Pharmakonzern Boehringer-Ingelheim – bieten den Opelanern eine mehrwöchige Probearbeit an. Zudem organisiert die Arbeitsagentur Umschulungen und Qualifizierungen, wenn sie für ein bestimmtes Jobangebot hilfreich sind. Aktuell arbeite deshalb „eine dreistellige Zahl an Mitarbeitern“ nicht in der Autoproduktion, heißt es bei Opel. Deshalb brauche man Unterstützung durch Kollegen aus anderen Werken und Zeitarbeiter. Man wolle einerseits den Mitarbeitern Freiräume für ihre Neuorientierung schaffen und sie dabei unterstützen, andererseits aber auch die georderten Autos in gewohnter Qualität fertigen und pünktlich liefern.

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Ebenfalls sehr gefragt sind die Ersatzarbeitsplätze auf dem Werksgelände im Warenverteilzentrum, das ausgebaut wird und für das Opel eine Bestandsgarantie bis 2020 abgegeben hat. 265 neue Stellen entstehen hier, für sie gibt es bereits ein Vielfaches an Bewerbungen.

Dennoch bleibt die Abwicklung der Autoproduktion in Bochum in der Lesart des Unternehmens eine „große Herausforderung“. Trotz der vielen Stellenangebote in der „Berufsperspektive“ und der Ersatzjobs im Warenlager geht man in Bochum davon aus, dass die Mehrheit der 3200 Beschäftigten bis zum Ende der Produktion am 12. Dezember noch keine Alternative gefunden hat, sondern im kommenden Jahr in die Transfergesellschaft wechseln wird. Sie soll die Opelaner bis Ende 2016 vor Arbeitslosigkeit schützen. Beschäftigte ab dem Jahrgang 1960 können zwei Jahre Transferkurzarbeitergeld erhalten. Die Bezüge sinken allerdings im Laufe der Zeit: Für maximal sieben Monate stockt Opel das Kurzarbeitergeld auf das volle letzte Nettoeinkommen auf, danach sinkt es auf 80 und im zweiten Jahr auf 75 Prozent.

Ältere (bis Jahrgang 1959) können nur maximal zwölf Monate in die Transfergesellschaft wechseln und erhalten eine Überbrückungs-Abfindung bis zum Renteneintritt.