Berlin. Die Konsumstimmung hat im Juli den höchsten Stand seit siebeneinhalb Jahren erreicht. Der deutsche Handel geht deshalb mit hohen Erwartungen in den inoffiziellen Sommerschlussverkauf, der am Montag beginnt. Kunden können sich auf Preisreduzierungen bis zu 70 Prozent freuen.

Nicht nur im Fußball sind die Deutschen 2014 in Weltmeister-Form – auch das Konsumklima ist pünktlich zum inoffiziellen Sommerschlussverkauf (SSV), der am Montag startet, auf einem Langzeit-Hoch.

Die Erwartungen der Branche sind in diesem Jahr besonders groß. Die gute Konjunktur und der stabile Arbeitsmarkt ließen die Stimmung der Verbraucher für den Juli – in Verbindung mit dem Rekord-Zinstief und der geringen Sparneigung – den Marktforschern der GfK zufolge auf das stärkste Niveau seit siebeneinhalb Jahren steigen. Dass vielen Deutschen das Geld so locker sitzt, könnte den SSV nun zusätzlich beflügeln. „Wir rechnen damit, dass bis zu 70 Prozent der Händler teilnehmen“, sagt ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE). Einen Extra-Schub soll dabei nicht zuletzt der WM-Rausch rund um die heimgekehrte Nationalelf bringen: „Wir hoffen auf eine zweite Welle nach dem vierten Stern.“

Nicht nur Textilanbieter locken mit Rabatten

Fernseher und Unterhaltungselektronik seien bereits vor dem Turnier gut verkauft worden, jetzt soll ein weiterer Run auf Sportartikel folgen. Größere Preisnachlässe seien wegen der brummenden Nachfrage hier aber eher unwahrscheinlich – im Gegenteil.

Auch interessant

Beim Klassiker Kleidung dürfte der Absatz diesmal dagegen etwas weniger reißend sein. „Letztes Jahr waren die Lager deutlich voller“, so der HDE. „Dieses Jahr war es in den meisten Regionen schon anständig warm.“ Das Interesse der Schnäppchenjäger soll das nicht schmälern: „Der SSV dehnt sich aus auf andere Sortimente.“

Vorsicht vor Marketing-Tricks

Denn längst lockt nicht mehr nur der Wühltisch Last-Minute-Käufer. Auch Höherpreisiges wird mit teils enormen Rabatten losgeschlagen. Unstrittig ist allerdings auch für den Händlerverband, dass die wiederkehrende Rabattschlacht im Sommer und Winter längst alle Sparten erreicht hat: „Jetzt kommen Baumärkte, Möbelhäuser und Elektrogeschäfte dazu.“ Quer durch die Warengruppen purzeln die Preise. Waren die Schlussverkäufe bis 2004 noch zeitlich regulierte und Ausnahmen für bestimmte Kontingente, setze sich heute ein allgemeiner Werbeeffekt durch. „Viele Kunden haben das über Jahrzehnte mitgelernt“, so der HDE.

Der gute Glaube, das jeweils günstigste Angebot zu ergattern, sollte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Sommer-Shoppen auch durch Marketing-Tricks angeheizt werden kann – etwa durch minderwertige Ware, die eigens für den SSV geordert wird. „Es gibt manchmal schon die Vermutung, dass einige Händler zum SSV nicht immer nur wirkliche Restbestände anbieten“, sagt die Verbraucherzentrale Berlin. Allzu unbedacht sollte man aber nicht zugreifen, mahnt die Verbraucherzentrale: „In jedem Fall sollte der Verbraucher sich das genau anschauen – und sich darüber im Klaren sein, dass es eventuell mal keine tatsächlich reduzierte Ware ist, die er kauft.“