Frankfurt. . Im Zentrum der Strategie des neuen Lufthansa-Chefs Carsten Spohr steht das „Wings-Konzept“, mit dem die Lufthansa-Töchter Germanwings und Eurowings den etablierten Billigfliegern Ryanair und Easyjet in Europa Paroli bieten wollen. Aber Spohr hat noch weitere Pläne.
Kein neues Sparprogramm, dafür eine deutliche Erweiterung des Billigflug-Angebots und ein Fokus auf Top-Service in den Flugzeugen und am Boden – damit will der seit Anfang Mai amtierende Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Airline voranbringen.
Im Zentrum seiner Strategie steht das sogenannte „Wings-Konzept“, mit dem die Lufthansa-Töchter Germanwings und Eurowings nicht nur den etablierten Billigfliegern Ryanair und Easyjet in Europa Paroli bieten, sondern auch im Langstreckenverkehr nach China und zu touristischen Zielen in Asien und Afrika mit günstigen Tickets Zeichen setzen sollen. Auch die Anbindung oder die Übernahme weiterer Airlines durch die Lufthansa-Billigableger sei eine Option. „Wir wollen nicht zu den Getriebenen, sondern zu den Treibern der Veränderungen in der Luftfahrtbranche gehören. Das erfordert mutige Schritte“, sagte Spohr im Lufthansa-Schulungszentrum in Seeheim im Odenwald.
Der aus Wanne-Eickel stammende 47-jährige Spohr vermied es bei seinem mit Spannung erwarteten Auftritt vor 250 Führungskräften, allzu sehr über Ryanair und Co. und die staatlich geförderten Golf-Airlines wie Emirates oder Etihad zu klagen. Die Lufthansa habe diesen Gesellschaften gegenüber zwar ein Defizit, aber sie müsse vor allem selbst handeln, um in diesem Wettbewerb zu bestehen. „Dabei gibt es nicht die eine Antwort auf diese Herausforderungen.“
Auch interessant
Eine zentrale Rolle soll dabei die bereits seit einem Jahr aus Deutschland fliegende Billig-Tochter Germanwings spielen. Ihre Flotte wird von derzeit 23 bis Frühjahr 2015 auf bis zu 60 Maschinen ausgebaut. Zweites Standbein im Billig-Segment wird Eurowings, die mit 23 Flugzeugen von Deutschland und von Flughäfen in der Schweiz, Österreich und Belgien ab dem kommenden Jahr Ziele in Europa im Punkt-zu-Punkt-Verkehr anfliegen soll. Erste Basis jenseits der Grenze wird Basel, wo Maschinen vom Typ Airbus A320 stationiert werden und Easyjet Konkurrenz machen sollen. Die Tochter Swiss zieht sich aus Basel zurück.
Spohr zufolge liegen die Produktionskosten bei Germanwings um 20 Prozent niedriger als bei Lufthansa und bei Eurowings noch einmal 20 Prozent unter denen von Germanwings, unter anderem weil dort niedrigere Gehälter bezahlt werden. Mitarbeiter und Piloten für die größere Eurowings will Spohr innerhalb und außerhalb der Lufthansa finden.
Noch nicht endgültig beschlossen ist das Wings-Billig-Konzept für die Langstrecke. Spohr will sieben Jets vom Typ Boeing 767 oder Airbus A330 einsetzen – allein oder in Zusammenarbeit mit Turkish Airlines. Gespräche über die Gründung einer gemeinsamen Tochter seien fortgeschritten. Starten könnten die Flieger von München, Köln und Düsseldorf aus zu Städten in China, aber auch zu Warmwasserzielen wie den Seychellen, Mauritius oder Malediven. Die Tickets sollen um einen zweistelligen Prozentsatz günstiger sein als bei der Konkurrenz.