Frankfurt.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird nach Einschätzung von Experten den Luftverkehrskonzern auf einen schärferen Billigkurs steuern. Vor allem die Anteilseigner erwarteten, dass Lufthansa sich stärker am europäischen Low-Cost-Markt beteilige, hieß es gestern in Unternehmenskreisen. Dort fliegen Konkurrenten wie EasyJet oder Ryanair mit strikter Kostenkontrolle seit Jahren Gewinne ein. Im Lufthansa-Konzern kommt für ein paneuropäisches Netz mit Verbindungen wie Mailand-London oder Warschau-Paris die bislang vernachlässigte Tochter Eurowings infrage, die ein niedrigeres Tarifniveau für die Beschäftigten aufweist als die Mutter Lufthansa.

Der im Mai angetretene neue Lufthansa-Chef Spohr will die Grundzüge seiner Strategie am heutigen Mittwoch in Seeheim bei Frankfurt der Öffentlichkeit präsentieren. Entscheidend für einen Erfolg wird auch die Frage sein, wie weit er die starken Gewerkschaften einbinden und ihnen Zugeständnisse für zusätzliche Billigangebote abringen kann. Die internen Gespräche dazu sollen sich aber noch im Anfangsstadium befinden, wie von Arbeitnehmerseite zu hören war. Auch eine Lösung für den seit Monaten schwelenden Konflikt um die Übergangsversorgung für Piloten und Flugbegleiter werde Spohr nicht vorlegen können.

Der Luftverkehrsanalyst Jürgen Pieper von der Privatbank Metzler erwartet eine noch größere Rolle für den bereits für dezentrale Verkehre von und nach Deutschland etablierten Anbieter Germanwings. „Germanwings wird deutlich wachsen“ sagte der Branchenkenner am Dienstag bei einem Branchentreff am Frankfurter Flughafen. Die niedrigeren Betriebskosten der Germanwings sollen das lange Zeit defizitäre Europageschäft bis 2015 in die schwarzen Zahlen bringen. Kern des Angebots sind drei Tarife, die vom reinen Flug von A nach B bis zum Niveau der Lufthansa-Business-Class reichen.

Eine Frage des Wann

Der Chef des Flughafens Köln-Bonn, Michael Garvens, rechnet fest damit, dass sich auch auf der Langstrecke ein Billigangebot etabliert. „Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wann“, sagte Garvens. So habe die malaysische Fluggesellschaft Air Asia mit ihrem Ableger AirAsia-X bereits vor Jahren ein Billig-Langstreckenangebot innerhalb Asiens etabliert. Bei den luxuriöseren Angeboten gebe es immer weniger Wachstumschancen.