Schönefeld/Berlin. . Für Hartmut Mehdorn, den Chef des Hauptstadtflughafens, ist Harald Siegle ein rotes Tuch. Seine deutliche Kritik an Mehdorn trug dem Bereichsleiter die fristlose Kündigung ein. Siegle zog vors Arbeitsgericht und darf nun mindestens bis Ende des Jahres bleiben. Kleines Trostpflaster für Mehdorn: Der Haushaltsausschuss des Bundestages gab weitere Millionen für den Bau frei.

BER-Chef Hartmut Mehdorn hat Probleme, einen nicht mehr erwünschten leitenden Mitarbeiter loszuwerden. Der Bereichsleiter Harald Siegle hatte nach seitenlanger Kritik in einem Brief an Mehdorn und Mitglieder des Flughafen-Aufsichtsrates Anfang April die fristlose Kündigung erhalten. Siegle zog anschließend vor das Arbeitsgericht. Wie sein Anwalt Hans-Georg Meier sagte, bestehen die Juristen des neuen Hauptstadt-Airports inzwischen nicht mehr auf der fristlosen Kündigung und versuchen nun, Siegle zum Jahresende zu entlassen. Flughafensprecher Ralf Kunkel wollte sich nicht äußern.

Unterdessen gab der Haushaltsausschuss des Bundestages zum Wochenende weitere Millionen für den mehrfach verzögerten Flughafenbau frei. Dabei ging es um eine Tranche von 58 Millionen Euro aus der ersten Finanzspritze von insgesamt 1,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2012.

Als Leiter der Liegenschaftsverwaltung (Real Estate) des Flughafens hatte Siegle in dem Brief von Ende März die Abläufe im Unternehmen kritisiert und gewarnt, dass eine Eröffnung des Flughafens 2016 gefährdet sei. Dafür machte er auch Mehdorn verantwortlich.

Nach Schreiben des Flughafens und seiner Anwälte, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen, gibt es möglicherweise Schwierigkeiten mit der Begründung für den Rauswurf. Mehdorn hatte Siegle im April vorgeworfen, seinen Brief auch an die Presse weitergegeben und so das Vertrauensverhältnis zerstört zu haben.

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Siegle hat weiterhin Hausverbot am BER

Seit Juni versucht der Flughafen es nun mit einer betriebsbedingten Kündigung zum Jahresende. Im August gibt es dazu einen Verhandlungstermin am Arbeitsgericht. "Wir sehen uns zu diesem Schritt aufgrund der Auflösung des Bereichs Real Estate Management gezwungen", erklärte Mehdorn zur Begründung. Siegle habe es abgelehnt, stattdessen das Projektmanagement für den Weiterbetrieb des alten Flughafens Schönefeld zu übernehmen.

Siegle bleibt aber suspendiert und hat Hausverbot am Flughafen. Das Verhältnis zu Mehdorn ist derart zerrüttet, dass der Geschäftsführer Mitte April den Flughafen-Ausschuss im Potsdamer Landtag verließ, als er Siegle im Publikum erblickte.

Die Finanzspritze, die der umstrittene Flughafen am Freitag erhielt, dürfte indes nicht die letzte bleiben. Über weitere 1,1 Milliarden Euro für den Neubau will der Haushaltsausschuss des Bundestages im Herbst beraten. Das Geld würde den Finanzrahmen für den drittgrößten deutschen Airport auf 5,4 Milliarden Euro ausweiten. Nach Berechnungen Mehdorns reicht das Geld, sofern der Bau Ende 2015 fertiggestellt sein sollte. (dpa)