Berlin. .

In der Korruptionsaffäre am neuen Hauptstadtflughafen Berlin (BER) schließt Flughafenchef Hartmut Mehdorn weitere Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe nicht aus. „Wenn da noch was ist, werden wir das finden“, kündigte Mehdorn gestern nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrates an.

Eine Arbeitsgruppe aus Juristen und Korruptionsbekämpfern werde ab Dienstag sämtliche Auftragsvergaben des bisherigen Technikchefs Jochen Großmann überprüfen und bis zur nächsten Sitzung des Kontrollgremiums am 30. Juni einen Zwischenbericht vorlegen. Zugleich hoffen die Verantwortlichen, dass die Affäre das Projekt nicht noch weiter verzögert. „Ich sage mal vorsichtig: Eigentlich dürfte da nichts passieren. Aber lassen Sie uns das noch überprüfen“, sagte Mehdorn. Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als Aufsichtsratschef sagte: „Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sich hier ein zeitlicher Verzug nicht ergibt.“

Dem Planer der Brandschutzanlage und bisherigen Technikchef Großmann wird Bestechlichkeit vorgeworfen. Er soll 500 000 Euro von einem Unternehmen verlangt haben, damit dieses den Zuschlag bekommt. In den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Neuruppin hat sich der Vorwurf Wowereit zufolge erhärtet. Großmanns Büro hatte jedoch angekündigt, die Anschuldigung entkräften zu wollen.

Mehdorn sagte: „Wir sind betroffen, auch ein Stück weit enttäuscht und traurig, dass das, was Herr Großmann dem Flughafen angetan hat, passieren konnte.“ Nun sollen alle Auftragsvergaben des Ingenieurs überprüft werden. Großmanns 15 Mitarbeiter am Flughafen sind vorerst freigestellt. Mehdorn warnte aber vor Sippenhaft. „Wenn ein schwarzes Schaf sowas macht, dann sind das nicht alle bei der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg.“ Er hält an dessen Plan fest, die Entrauchungsanlage in mehrere Abschnitte aufzuteilen. Brandschutzprobleme sind neben Baupfusch und Planungsfehlern der Hauptgrund dafür, dass der Flughafen seit zweieinhalb Jahren nicht in Betrieb gehen kann.

Beim Thema Korruption haben die Mechanismen des Flughafens laut Wowereit funktioniert. Die Geschäftsführung habe nichts unter den Teppich gekehrt. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert, ein externes Controlling zu Baufortschritt, Kosten und Terminen einzurichten. Externe Experten sollten dafür „direkt und ausschließlich“ an die Eigentümer Bund, Berlin und Brandenburg berichten. Wowereit sagte anschließend jedoch: „Darüber wurde im Aufsichtsrat nicht gesprochen.“ Als Eigentümer-Vertreter könne Dobrindt den Vorschlag der Gesellschafterversammlung unterbreiten.