Frankfurt/Essen. . Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat zwischenzeitlich 9800 Punkte erreicht. Billiges Geld und gute Bilanzen treiben die Börsenkurse in die Höhe. Die Aktie profitiert insbesondere vom Mangel an Alternativen, die noch hohe Renditen versprechen. Droht bald der Absturz?
Bei seinem Start im Juli 1988 erreichte der Deutsche Aktienindex (Dax) 1163 Punkte. Die Börsianer haben sich längst an größere Zahlen gewöhnt. Erstmals in seiner Geschichte hat der wichtigste deutsche Aktienindex nun die Marke von 9800 Punkten geknackt. Und manche Börsianer glauben schon an 10.000 Punkte.
Was sagt der Dax-Rekord über die Lage der deutschen Wirtschaft aus?
Der Dax spiegelt die Stärke oder Schwäche der 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland wider. Wenn ihre Aktien gefragt sind, steigt der Dax. Der Leitindex gilt auch als wichtiges Stimmungsbarometer – auch in Krisensituationen. Beispiel: In der Finanzkrise im März 2009 rutschte der Dax auf weniger als 3700 Punkte ab.
Was sind die Gründe für den Dax-Rekord?
„Zum einen erleben wir eine sehr gute wirtschaftliche Lage in Deutschland. Viele Unternehmen verzeichnen glänzende Ergebnisse. Zum anderen wirkt sich das historisch niedrige Zinsniveau positiv auf die Aktienkurse aus“, erläutert Gerrit Fey, Leiter Kapitalmarktpolitik des Deutschen Aktieninstituts (DAI).
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Staatsanleihen, Sparbuch und Festgeld werfen kaum noch etwas ab. „Wenn die Zinsen so niedrig sind, sind Aktien eine der wenigen Möglichkeiten mit Renditeaussichten“, sagt Roland Döhrn, Konjunkturexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen.
Warum gibt es gerade jetzt den Rekord?
Das billige Geld der wichtigsten Notenbanken beflügelt die Aktienkurse zwar schon lange, doch eine weitere Senkung des Leitzinses gilt als wahrscheinlich. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Spekulationen angeheizt und eine weitere Zinssenkung angedeutet. Dabei liegt der Leitzins schon jetzt bei gerade einmal 0,25 Prozent – ein Rekordtief.
Sind die Kurssprünge übertrieben?
Zumindest sind die Dax-Konzerne mit Schwung ins neue Jahr gestartet. Der operative Gewinn (Ebit) der 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland ist deutlich gestiegen – und zwar um fast sechs Prozent auf den Rekordwert von 32 Milliarden Euro, wie die Beratungsgesellschaft Ernst & Young berichtete. Die Konjunktur zieht an: Auch dank einer starken Inlandsnachfrage von Verbrauchern und Unternehmen kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Wir sehen eine solide Aufwärtsbewegung“, sagt RWI-Experte Döhrn.
Wie steht es um Kleinanleger und Sparer?
„Die Deutschen gelten zu Recht als Aktienmuffel“, sagt DAI-Experte Fey. „Gerade einmal 4,6 Millionen Menschen halten direkt Aktien, das sind gut sieben Prozent aller Bundesbürger über 14 Jahren.“
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Es sind vor allem professionelle Investoren wie Pensions- oder Investmentfonds, die Geld in Aktien stecken. „An vielen Menschen ist der Dax-Aufschwung vorbeigegangen. Diese haben damit die Chance auf solide Vermögenszuwächse verpasst“, sagt Fey. „Ein Großteil der deutschen Sparer erhält für das angelegte Geld derzeit vermutlich nicht einmal einen Inflationsausgleich.“
Droht nach dem Dax-Höhenflug der Absturz?
Darüber streiten die Experten. Durch die Krise in der Ukraine gibt es Risiken für die Weltkonjunktur. Viel dürfte allerdings von der künftigen Geldpolitik der EZB und den Konzernbilanzen abhängen. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sieht keine Rechtfertigung für steigende Kurse. Anders urteilt Frederik Altmann von der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands. Er sieht den Dax auf dem besten Weg zu 10.000 Punkten.